Von Valentin Ramachandran
Judith stand an der Klippe und blickte auf das Meer hinaus. Blickte noch einmal auf jenen Ort, an dem ihre letzte Freundin Skylar, ihr das schwimmen beigebracht hatte. Ein Jahr war es nun schon her. Ein Jahr, seitdem die Person, die Judith jemals wirklich etwas bedeutet hatte verstorben war. Was der Abend des 12. Oktobers gewesen. Und während alle Menschen um sie herum langsam aber sicher wieder ins Leben zurückkehrten konnte Judith an nichts anderes denken. Ne beschissene Situation, in der sie sich da gerade befand. Kann man einfach nicht anders sagen.
(„- Yearsago in themist of Hallways and Slidingdoors.“)
Judith (Monolog): „- Hallo ich bin Judith. Ich bin 42 Jahre alt, meine Freundin ist gestorben und ich bin ein bisschen durch den Wind deshalb. Habe beschlossen die Stadt jetzt zu verlassen, um endlich wieder auf andere Gedanken zu kommen und idealerweise endlich damit abzuschließen. Hoffe das klappt auch, so wie ich es mir vorstelle. Wisst ihr? Ich hab da eine Freundin, die Viola, die nen Laden im Zentrum einer Stadt hat. Im Zentrum des netten Spanishtown. Naja und die hat sich neulich von ihrem Menschlein getrennt, wäre nicht das erste Mal, die beiden sind dauernd, wie man das so nennt On-und-Off. Tja und deshalb hat sie ein Zimmer frei. Ach, wo wir gerade von ihrem Menschlein reden, diese Person, wird euch wahrscheinlich irgendwie bekannt vorkommen, die Person, die arbeitet, nämlich dort beim Radio, hört mal rein:
Vee im Radio: „- Einen wunderschönen guten Abend. Ich bin Vee euer internationales Radiogesicht und damit herzlich Willkommen zu einer weiteren Ausgabe von „In the Heat of the Night“, dem Mitternachtsmagazin hier auf 91015-FM.“
Judith (Monolog): „- Na wisst ihr von wem ich spreche? Ja das dachte ich mir. Hat man diesen Menschen kennen gelernt, wird man die Person garantiert nicht mehr vergessen. Na wie auch immer. Viola hat mir erlaubt, dass ich dort für sie in ihrem Laden putzen darf. Sie sagt, wenn man Sachen, von Menschen die man kennt machen lässt, weiß man wenigstens, dass sie dann auch gut gemacht werden. Mutig von ihr, dass sie da jetzt schon so viel Vertrauen hat. Ich hoffe ich enttäusche sie nicht. Bin schon lange nicht mehr dort gewesen und werde demnach etwas Zeit gebrauchen, um mich dort erstmal einzugewöhnen. War halt immer schon ein Mensch, der manchmal ein paar Jahre braucht, sich an Menschen, an Dinge und an Situationen zu gewöhnen. Kann euch nicht sagen, woran das denn so eigentlich liegt. Ich hoffe nur, dass alles so läuft wie´s geplant ist. Sonst wär das echt beschissen so.“
(„- Missing Link of familyveryobscure. Vision of you shine. But onlyfor a short time.“)
Es war der Abend von Judiths 43. Geburtstag undgleichzeitig der erste Abend für sie hier in unserem schönen Spanishtown. Und während sie ihre übrigen Geburtstage, so seit ihrem 20. Lebensjahr immer zu Hause alleine verbracht hatte, wo sie sich dann mit nemSektchen und „Thelma und Louise“ vergnügte, setzte sie sich heute an die Theke, in Violas kleinem Laden.Und trank sich dort dann etwas. Zum ersten Mal seit langem wieder in der Öffentlichkeit.
Judith: „- Hey Vy.“
Viola: „- Hey Judith. Alles Gute zum Geburtstag kleine Lady.“
Judith: „- Danke. Ach, das alles überfordert mich, ich hatte fast vergessen welchen Tag wir heute haben.“
Viola: „- Ist doch ok. Kann ich dir was bringen Mäuschen?“
Judith: „- Ein Whisky und ein Bierchen glaub ich.“
Viola: „- Ok. Kommt sofort.“
Judith: „- Danke.“
Viola: „- Und? Erzähl. Wie fühlst du dich so an deinem ersten Abend hier?“
Judith: „- Du weißt ganz genau, dass ich Jahre brauche um mich einzugewöhnen.“
Viola: „- Ja das weiß ich. Das ist blöd, aber ich weiß.“
Judith: „- Und gestern Abend wollte ich mich umbringen.“
Viola: „- Wieso das denn?“
Judith: „-Ach, ich muss immer wieder an Skylar denken. Ich vermisse sie so sehr. Immer noch.“
Viola: „- Ja das versteh ich. Aber hey, versuch dich doch ein bisschen abzulenken. Geh ein bisschen unter die Leute und versuch ein Gespräch anzufangen.“
Judith: „- Du weißt ganz genau, dass das noch nie so eines meiner besonderen Stärken war.“
(„-There at the front door of thecornerstore you stood.“)
Judith: „- Hey Vy. Wer ist denn die Lady?“
Viola: „- Das istmeine Tochter Eve.“
Judith: „- Was? Ich wusste gar nicht, dass du zwei Stück von den Ladies hast.“
Viola: „- Tja da kannste mal sehen. Nein das liegt daran, dass Eve auch schon seit langem nicht mehr hier in der Stadt wohnt. Weißt du? Während Flora den Laden hier irgendwann mal übernehmen wird, ist Eve als Malerin tätig.“
Judith: „- Ok, interessant. Und wie alt ist sie?“
Viola: „- Sie ist 36.“
Judith (Fourth Wall Break): „- Scheiße Sky war 36 als sie letztes Jahr gestorben ist.“
Viola: „- Sie ist 36 und gerade frisch getrennt, also von daher…“
Judith: „- Du willst doch nicht ernsthaft, dass icheinfach zu ihr hingehe.“
Viola: „- Naja, es sei denn du willst den ganzen Abend hier alleine an der Theke hängen. Ich kann mich nicht den ganzen Abend mit dir unterhalten.“
Judith: „- Aber ich weiß doch gar nicht, ob sie überhaupt auf…“
Viola: „- Eve die schwingt in beide Richtungen. Und abgesehen davon, wenn sich daraus nichts ergibt, hast du am Ende vielleicht ne gute Freundin. Denk dran, du bist neu hier in der Stadt und Eve die ist hier großgeworden. Du sollst dich doch nur unterhalten, meine Fresse, kann doch wirklich nicht so schwer sein.“
Judith: „-Also gut dann schauen wir mal. Aber ohne Scheiß Vy, wenn dabei was schiefgeht, nagel ich dich dafür fest, das schwör ich.“
Viola: „- Wenn die Kinder Scheiße bauen, sind am Ende wieder die armen Eltern schuld.“
Judith: „- Und das ist meistens völlig richtig.“
(„- I reminisce, as I think back. Will I everseeyourfaceagain? Will I everseeyourfaceagain? As I reminisce. As I reminisce, yeah.“)
Judith: „- Hallo, ich bin Judith.“
Eve: „- Hi, ich bin Eve.“
Judith: „- Ich hab dich von der Theke aus beobachtet.“
Eve: „-Bist du neu in der Stadt hier? Hab dich hier noch nie gesehen.“
Judith: „- Ich wohne seit kurzem mit deiner Mutter zusammen.“
Eve: „- Ach mit meiner Mutter.“ Ja das ist nett, ich nehme an du hast das Zimmer von Vee bekommen.“
Judith: „- Ja das ist richtig.“
Eve: „- Ja das war abzusehen. Bin gespannt, wie lange du da bleiben kannst. Weißt du Vychen und Vee hatten neulich wieder La-Di-Da.“
Judith: „- Ich befürchte, dass mich das wirklich nichts angeht.“
Eve: „- Na wie auch immer. Und sonst so bei dir so? Was machst du so mit deinem Leben?“
Judith: „- Nicht viel so, ich bin Haushälterin, hab ein Hündchen undgeh ganz gerne spazieren. Mehr gibt´s da eigentlich nicht, über mich so zu erzählen, außer, dass ich Geburtstag hab. Und es ein bisschen ungewohnt ist, ihn außerhalb meiner vier Wände zu verbringen. Ich werd mich jetzt mal langsam aufmachen und ihn so verbringen, wie ich ihn sonst so auch schon immer verbracht hab, alleine. Ich krieg hier nämlich ne Reizüberflutung“
Eve: „- Halt warte, du musst nicht gehen.“
Judith: „- Ist vielleicht besser, ich bin einfach kein Menschen-Mensch.“
Eve: „- Darf ich dich auf einen Drink einladen?“
Judith: „- Ja das darfst du. Ein Whisky und ein Bier für mich.“
Eve: „-Vy. Zwei Whisky und zwei Bier bitte.“
Judith: „- Hast mal Feuer?“
Judith (Monolog): „- Was soll ich sagen wir haben von dem Abend an, fast jede freie Minute zusammen verbracht. Haben die üblichen Sachen gemacht, sie hat mich ein bisschen rumgeführt und mir alles gezeigt, was ich hier wissen und was ich kennen muss. Ja das war schon ziemlich praktisch und auch ziemlich schön muss ich sagen. Tja und trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass es Sky gegenüber einfach unfair ist jetzt schon wieder was mit jemand anderem anzufangen. Ist noch viel zu wenig Zeit vergangen. Und ich glaube ich es bahnt sich da so langsam aber sicher etwas an. Es bahnt sich langsam etwas zwischen Eve und mir da an. Ich hab da so ein leichtes Gefühl. “
(„- Will I everseeyourfaceagain?“
Eve: „- Darf ich dich malen Judith?“
(„- Baby as I think back.“)
Judith: „- Was? Du willst mich malen?“
(„- As I reminisce.“)
Eve: „- Ja. Ich male jeden. Am meisten meine Mutter Viola. Ist kein großer Akt. Du musst nicht wirklich etwas machen. Einfach nur still sitzen das war´s.“
(„- As I reminisce, yeah.“)
Judith: „- Ok, wenn dich das irgendwie glücklich macht.“
Eve: „- Ja das tut es.“
Judith: „- Tja, so bin ich nun mal.“
(„- Baby as I think back.“)
Judith (Monolog): „- Kerr. Auf was für Ideen die Leute kommen. Wisst ihr das erinnert mich an das eine Mal wo ich mit Sky nach Mexiko in den Urlaub gefahren bin und sie mir dort das schwimmen beigebracht hat. Mann das war auch echt ne Aktion, aber sie hat´s geschafft. Ich schwimme jetzt wirklich einwandtfrei. Mann das war ne schöne Zeit. Ja das war ne schöne Zeit. Kommt nur leider nicht mehr wieder.“
(Rückblick):
Skylar: „- Willst du mit mir in den Urlaub fahren Judith? Wir könnten runter nach Mexiko.“
Judith: „- Was willst du denn in Mexiko?“
Skylar: „- Wir könnten dort ans Meer fahren und ein bisschen schwimmen gehen.“
Judith: „- Joa, prinzipiell ne geile Sache. Ich kann nur leider gar nicht schwimmen.“
Skylar: „- Ist kein Problem. Ich bring es dir bei, wenn wir erstmal einmal dort sind.“
Judith: „- Willst du mich etwa loswerden Sky?“
(Rückblick – Zeitsprung):
Judith: „- Weißt du? Ich komm mir echt bescheuert vor.“
Skylar: „- Ach Quatsch. Du machst das doch gut. Ich weiß nicht, was für ein Problem du hast“
Judith: „- Sky, wenn ich ertrinke, geht das auf deine Kappe. Verstanden?“
Skylar: „- Du wirst nicht ertrinken Judith. Ich bin doch hier und bin immer für dich da. Ich bin immer für dich da.“
Wir befinden uns wieder in unserem schönen Spanishtown und beschreiben hier gerade jenen Abend, der eigentlich der, der ersten Sitzung hätte werden sollen, bis dem leider etwas Unerwartetes dazwischenkam:
Eve: „- Hi.“
Judith: „- Hi.“
Eve: „- Ich hab dir ne Flasche Wein mitgebracht.“
Judith: „- Oh das ist nett danke.“
Eve: „- Nett hast du´s hier.“
Judith: „- Danke. Hab nicht viel verändert.“
Eve: „- Ja das seh ich. Die lila Wand, hatte Vee ja damals auch schon.“
Judith: „- Ja ich fand sie eigentlich ganz schön und dachte mir die behalte ich.“
Eve: „- Oh und wer ist das hier?“
Judith: „- Auf dem Foto? Das ist Skylar. Meine letzte Freundin. Waren zig Jahre zusammen und dann ist sie gestorben.“
Eve: „- Oh das tut mir leid Judith.“
Judith: „- Tja da machste nichts wa?“
Eve: „- Was ist denn passiert?“
Judith: „- Ach weißt du? Ich hab für sie gearbeitet, bevor das Ganze anfing. Und sie war verheiratet, was, wie man sich denken kann, keine gute Kombination ist. Naja ich hätte das irgendwie ahnen müssen, dass das auf jeden Fall keinen so guten Ausgang nehmen wird.“
Eve: „- Ist sie etwa getötet worden?“
Judith: „- Was? Herr Gott nein.Es war der Abend des 12. Oktober, letztes Jahr ist es passiert.“
(Rückblick):
Wir sehen jetzt gerade den Cesare Judiths ehemaliger Mitbewohner, dessen Mutter ein eingefleischter Fan von Edward G. Robinson war, was der Grund dafür war, dass sie ihren einzigen Sohn nach dem „Kleinen Cäsar“ benannt hatte. Und seit sie zusammenwohnten war er für Judith wie ein Bruder gewesen. Wie ein jüngerer Bruder, versteht sich, denn sie waren charakterlich, doch schon ziemlich unterschiedlich. Doch wenn sie denn geheiratet hätte, hätte Judith schwören können, dass Cesare ihr Trauzeuge gewesen wäre. Denn sie hatte ihn doch irgendwie liebgewonnen:
Cesare: „- Hey Judith ich hab eine Nachricht von Skylar.“
Judith: „- Was? Wieso ruft sie mich nicht selber an?“
Cesare: „- Es geht darin eher um Sky.“
Judith: „- Ist ihr was passiert?“
Cesare: „- Ja leider Gottes. Ihr Mann und sie hatten letzten Abend, wohl einen Streit und dann ist sie ans Meer gefahren, um wie man sie kennt dort schwimmen zu gehen.“
Judith: „- Ja und sonst noch? Erzähl weiter.“
Cesare: „- Sie ist nicht mehr zurückgekommen. Ist vermutlich zu weit rausgeschwommen und hat´s nicht mehr zurückgeschafft. Es tut mir leid Judith.“
Judith: „- Chez, ich muss hier raus.“
Cesare: „- Was? Wo willst du hin Judith?“
Judith: „- Ich geh mit Peppi einen Spaziergang zu machen.“
Cesare: „- Es ist mitten in der Nacht,Lady.“
Judith: „- Das kann dir doch egal sein.“
(„- A happy Story alwaysends, asitstarts. But withfewexceptionsinvolved, webecame an item.“)
Judith: „- Ich hab ihr gesagt, dass sie so etwas nicht machen soll. Aber sie fand es halt total entspannend, mitten in der Nacht schwimmen zu gehen. Sie hat gesagt, dass wäre ihre Art, den Kopf halt irgendwie freizukriegen und ließ sich von daher, auch niemals davon abbringen.“
Eve: „- Das tut mir total leid Judith.“
Judith: „- Ich verstehe bis heute nicht, warum sie nicht einfach zu mir gekommen ist. Chez und ich, hätten das schon irgendwie hingekriegt und sie zum Lachen gebracht, ihr ein paar Witze erzählt. Dann wäre sie jetzt vielleicht noch bei mir. Und ich nicht hier in dieser hässlichen Stadt. Aber so ist es halt. Da machste nichts wa? Wollen wir anfangen? Du wolltest mich doch malen oder?“
Eve: „- Nicht heute Judith.“
Judith: „- Was meinst du mit nicht heute? Ich dachte dazu bist du gekommen…“
Eve: „- Lass uns mal spazieren gehen. Ja?“
Judith: „- Was du willst spazieren gehen?“
Eve: „- Ich kann dich auch wann anders malen.“
Judith: „- Gut, wenn du meinst.“
Eve: „- Und nimm die Flasche Wein mit.“
Judith: „- Ok… Komm Peppi, wir wollen noch ein Ründchen drehen.“
(„- Me for you. You forme, goodtimes, takethishandnow. Brokeass and Richness, Baby wemadeitwork.“)
Wir befinden uns in der dritten oder vierten Sitzung. Judith saß vor der lila Wand mit Peppilein auf ihrem Schoß und versuchte still zu halten:
„- Get off yourknees, don´tapologise. Cause I ain´tgot time fornomore lies.“)
Eve: „- Yope. Ich würde sagen, es nimmt Form an.“
Judith: „- Das ist schön. Ich freu mich, wenn du Fortschritte machst.“
Eve: „- Willst du´s mal sehen?“
Judith: „- Nee lass mal. Ich fang dann bloß wieder an, an mir selbst rum zu mäkeln.“
Eve: „- An dir gibt es nichts zu bemängeln Judith. Du bist wunderschön.“
Judith: „- Trotzdem nicht. Zeig es mir erst, wenn du damit fertig bist.“
Eve: „- Ok.Aber ich würd sagen, das ist so langsam genug für heute. Mir tut allmählich die Birne weh und meine Konzentration lässt nach.“
Judith: „-Komm her, setz dich hin. Ich massiere dich.“
Eve: „- Danke.“
Judith: „- Ist das ok?“
Eve: „- Ja das ist super. Mach einfach so weiter.“
(„- Talk to me. Open youreyes. Talk to me. Lose thedisguise.“)
Judith: „- Es ist sehr lange her, seit ich jemandem den Kopf massiert hab. Weißt du? Sky hat das auch immer ziemlich gerne gehabt.“
Eve: „- Kann ich nachvollziehen. Du machst das sehr gut. Ist ziemlich entspannend.“
Judith: „- Das hat sie auch gesagt.“
(„- Wehadgoodlove. Most of the time. Giveit back thatlove was mine.“)
Eve: „- Judith.“
Judith: „- Ja Eve?“
Eve: „- Ich mag dich wirklich. Weißt du das?“
Judith: „- Ich mag dich auch Eve.“
(„- Giveit back just onemore time.“)
Eve: „- Darf ich dein Gesicht berühren?“
Judith: „- Du darfst mir auch ein Küsschen geben…Und wenn du willst, die Nacht auch hierbleiben. Ich hab seit Längerem, Probleme mit dem Einschlafen. Weißt du?“
Eve: „- Ja, das mach ich gerne Judith.“
(„- I, I could live I could die, I couldbereborn in yourarms. Oh baby, littlebaby. I, I couldlaugh, I couldcry, I couldsighifyou´rethere. Keep me warm, to keepme warm.“)
Seit einem Jahr, hatte Judith wieder gut geschlafen. Und trotzdem hatte sie am nächsten Morgen ein unangenehmes Gefühl im Magen. Was letzte Nacht geschehen war, fühlte sich doch irgendwie falsch an und sie hatte ein schlechtes Gewissen. Ihr gingen sichttausend Dinge durch den Kopf, unter anderem die Frage, ob es nicht noch viel zu früh war, um wieder nach vorne zu schauen. Das Blöde war halt, sie wusste es nicht und dachte im Bett sitzend darüber nach, während Eve dort noch am Schlafen war.
Eve: „- Morgen.“
Judith: „- Morgen.“
Eve: „- Hast du gut geschlafen?“
Judith: „- Seit Längerem wieder. Tatsächlich ja.“
Eve: „- Was ist los? Ist alles ok bei dir?“
Judith: „- Ich glaub das war ein Fehler Evechen.“
Eve: „- Was? Wieso denn? Und abgesehen davon, was genau denn überhaupt?“
Judith: „- Na die ganze Geschichte hier. Dir hier Modell zu sitzen und so viel Zeit mit dir zu verbringen. Ich hätte gar nicht damit anfangen sollen.“
Eve: „- Aber du hast mich doch angesprochen. Damals im „Madame Vy“.
Judith: „- Deswegen sage ich ja ICH hätte gar nicht erst damit anfangen. Du hast gar nicht falsch gemacht. Weißt du? Ich war neu hier und brauchte etwas Gesellschaft. Dass sich das daraus entwickeln würde, habe ich nicht kommen sehen.Aber trotzdem, es tut mir leid Eve, wir sollten das hier, an dieser Stelle cutten.“
Eve: „- Es geht um Skylar nehme ich an.“
Judith: „- Nein das tut´s nicht. (Fourth Wall Break:) Oh doch das tut. Doch verdammt das tut es. Und wie es das tut. (Wieder zu Eve:) Es liegt mir wirklich an niemandem sonst. Ich bin einfach noch nicht soweit.“
Eve: „- Was ist mit meinem Bildchen?“
Judith: „- Such dir dafür wen anders bitte.“
Eve (Fourth Wall Break): „- Ich versteh gerade gar nichts mehr.“
Judith (Monolog): „- Ich weiß. Ich weiß das war ein Arschloch-Move. Aber was hätte ich denn tun sollen? Ich hatte einfach kein gutes Gefühl dabei. Ich meine Skylar ist erst seit einem Jahr jetzt nicht mehr da und wenn sie nicht gestorben wäre, wären wir jetzt noch zusammen. Und Eve würde es so nicht geben. Ach das sieht mir mal wieder ähnlich. Ich vermurkse alles, wenn es gerade mal so richtig gut wird. So dann auch damals mit Skylar. Ach, ich frage mich jedes Mal, warum das denn bei mir so ist. Ich kann´s mir nicht erklären wirklich.“
Judith verließ ihr Zimmer die nächsten Tage nur, wenn absolut nötig. Sie wollte niemanden mehr sehen und das Ganze erstmal so schön verdrängen. Zu ihrer Hilfe kamen ihr dabei sämtliche Getränke, die ihr irgendwie in die Finger gerieten. Ist halt praktisch, wenn man über nem Laden wie dem von Viola wohnt. Und wie es man wahrscheinlich von einem selber so kennt, passieren im Suff manchmal seltsame Dinge. Von denen man sich hinterher fragt, was das denn wohl so gewesen ist. Dabei können sie auch hilfreich sein.
Judith: „- Sky?“
Skylar: „- Hey Judith altes Haus.“
Judith: „- Oh Fuck, was machst du denn hier?“
Skylar: „- Och, ich wollte dir nur mal eben sagen, dass du…Komplett bescheuert bist.“
Judith: „- Was? Alta ich sterb hier tausend Tode jeden Tag und das seit gut einem Jahr, weil du verdammte Drecksau nicht mehr in meinem Leben bist und dann kommst du wieder, nur um mir zu sagen, dass ich komplett bescheuert bin? Skylar das versteh ich nicht.“
Skylar: „-Du solltest mich allmählich loslassen.“
Judith: „- Aberdas kann ich nicht.“
Skylar: „- Ja das weiß ich, aber Judith ich bin tot. Ich bin tot und komme in diesem Leben auch nicht mehr wieder.“
Judith: „- Aber ja das ist genau das Problem.“
Skylar: „- Du solltest das Kapitel abschließen. Und dich auf das fokussieren, was hier für dich noch verfügbar ist. Denk dran, im Gegensatz zu mir, hast du noch ein paar Jährchen vor dir. Idealerweise. Also versuch dir die so angenehm wie möglich zu gestalten.“
Judith: „- Und woher weiß ich, dass das mit der Eve auch wirklich diesmal hinhaut?“
Skylar: „- Das kann ich dir nicht sagen. Du musst es darauf ankommen lassen. Und nicht so viel darüber nachdenken.“
Judith: „- Aber wie kann ich sie denn jetzt noch ansprechen, nachdem ich sie geditcht hab? Ich fühle mich wie der allerletzte Arsch.
Skylar: „- Ich hab gesagt du sollst dir nicht so viele Gedanken machen.“
(„- I knowtheanswer. What canwe do? I knowtheanswer, yeah. So do you.“)
Judith: „- Ich vermisse dich so schrecklich Skylar.“
Skylar: „- Ja das weiß ich und das wirst du noch ne ganze Weile, aberdu kannst nicht für den Rest deines Lebens, jeden Menschen von dir stoße und das alles nur wegen mir. Das ist doch einfach verschwendete Zeit.“
(„- I gave you love. I gaveit to you.“)
Judith: „- Dein Tod hat ein Riesenstück aus mir herausgerissen.“
Skylar: „- Ja und das Stück kriegst du leider Gottes nicht mehr wieder. Also geh raus und such dir jemanden, der diese Lücke wieder füllen kann.“
(„- I gave you love, somethingnew. I gave you love. I, I could live, I could die, I couldbereborn in yourarms. Oh Baby, littlebaby. I, I couldlaugh, I couldcry, I couldsighifyou´retherekeepme warm. To keepme warm.“)
Wir befinden uns wieder in Violas kleinem Laden:
Viola: „- Ja hallo. Kommst du auch mal wieder aus deinem Loch gekrochen.“
Judith: „- Hey Vychen hast du Eve gesehen?“
Viola: „- Nee du, die packt bestimmt gerade ihre Sachen zusammen. Sie will morgen abreisen.“
Judith: „- Alles Klärchen danke Vy.“
Viola: „- Wie denn heute kein Bierchen und kein Whisky?“
Judith: „- Ich muss noch was erledigen.“
Viola (Fourth Wall Break): „- Sieht so aus, als würde da jemand mal sein Kram geschissen kriegen. Im Gegensatz zu Vee und mir. Aber das erzähle ich euch ein anderes Mal.“
Wir befinden uns in Eves Hotelzimmer:
Eve: „- Judith hi. Was machst du denn hier?“
Judith: „- Ich wollte dich fragen, ob du noch mein Bild dahast.“
Eve: „- Um diese Uhrzeit?“
Judith: „- Ich hab gehört, dass du morgen abreist, da blieb mir ja leider keine andere Möglichkeit.“
Eve: „- Das ist natürlich auch wieder richtig. Ja ich hab´s hier, ich wollte es demnächst entsorgen. Ist ja leider nicht fertig geworden. Warum fragst du? Willst du es haben?“
Judith: „- Ich will, dass du es weitermalst.“
Eve: „- Wie bitte? Was?“
Judith: „- Dein Modell steht vor dir und fragt dich, ob du es mit dir mitnimmst.“
Eve: „- Weshalb hast du deine Meinung geändert?“
Judith: „- Weil man so ein Bildchen doch unmöglich so unfertig irgendwo stehen lassen kann.“
(„- I, I could live I could die, I couldbereborn in yourarms. Oh Baby, little Baby. I, I couldlaugh, I couldcry, I couldsighifyou´rethere. Keep me warm. To keepme warm.“)
Judith stand in der Küche und schenkte dort zwei Gläser Wein ein. Peppi tanzte vor ihr herum nicht wissend, dass der Wein, den sie gerade einschenkte aus roten Trauben bestand. Eve saß während dessen in der Wanne und wartete auf Judith, sodass sie sich zu ihr gesellen und ihr dort wieder den Kopf massieren würde, sowie sie es an jenem Abend in Spanishtown getan hatte.Das Judithbildwar mittlerweile fertiggemalt und hing bei ihnen an der Zimmerwand.Das ist die Geschichte der Judith von Bethulien und wie es geschafft hat nach einem tragischen Verlust endlich wieder von neu anzufangen. Ist doch eine nette Geschichte, finden wir zumindest. Wie seht ihr denn das? Mit wir sind Vee und Viola, das Radiogesicht und die Bardame aus Spanishtown gemeint. Wenn ihr gern mögt, dann berichtet uns doch mal, wir freuen uns sehr über euer Feedback. Bis dahin.
(„- I, I could live, I could die, I couldbereborn in yourarms. Oh Baby, little Baby. I, I couldlaugh, I couldcry, I couldsighifyourthere. Keep me warm. To keepme warm. To keepme warm.“)