– von Anna Sebastian
Mit Dortmund, der bevölkerungsreichsten Stadt des Ruhrgebiets, hatte ich um ehrlich zu sein bisher immer nur grölende Fußballfans und Neonazis in Verbindung gebracht. Als mir meine gute Freundin Yvonne vorschlug, mir die Stadt zu zeigen, in der sie praktikumsbedingt für längere Zeit gelebt hatte, war ich überaus gespannt. Es ist kein Geheimnis, dass ich für den Ruhrpott schwärme. Auch wenn Dortmund für meinen Geschmack nicht so schön ist, wie beispielsweise Duisburg oder Essen, ist es dennoch schön genug, um es an euch weiterzuempfehlen! Wirklich positiv an Dortmund, wie an vielen Ruhrpottstädten, ist das grüne Erscheinungsbild. Man sieht der Stadt an, dass in den letzten Jahren viel dafür getan wurde, sie attraktiver zu gestalten.
Aushängeschild der Stadt ist natürlich der Fußballverein Borussia Dortmund, aber auch die sehenswerte Einkaufsstraße Westenhellweg, zahlreiche Kirchen und das Dortmunder U sind einen Besuch wert. Zu letzterem führte uns unser Weg an diesem Tag. Das Dortmunder U, kurz einfach nur U-Turm genannt, ist ein ehemaliges Brauereigebäude und seit 2010 Zentrum für Kunst und Kreativität. Seinen Namen verdankt es einem neun Meter hohem, vergoldetem und beleuchtendem „U“ auf dem Dach des Hochhauses. In der Dachkrone wird je nach Tageszeit Videokunst gezeigt, die so genannte U Turm Bilderuhr. Es ist der erste Teil der insgesamt drei Stationen der Installation Fliegende Bilder von Adolf Winkelmann. Die beiden anderen Teile sind im Inneren des Gebäudes zu finden. Das U beherbergt unter anderem das Museum Ostwall, in welchem Kunst verschiedener Epochen in temporären Ausstellungen zu bewundern ist. Auch sind die Technische Universität und Fachhochschule in dem Gebäude präsent. Zum einen durch aktive Nutzung von Räumlichkeiten, zum anderen durch die Ausstellung von Werken der Studierenden. Besonders diese Ausstellung beeindruckte uns tief. Es gibt kein wirkliches Konzept, die Ausstellungsstücke wirken eher zusammengewürfelt und vermitteln dadurch einen Eindruck von der Vielfalt der Kunst: Fotografien, Gemälde und Installation ergeben eine interessante Mischung an Kreativität.
Nebenbei sollte ich erwähnen, dass man das alles – abgesehen von dem Ostwall-Museum – kostenlos bewundern kann. Ein weiteres Highlight ist die Ausstellung Künste in der Kita zu dem gleichnamigen Projekt, das Kindern bereits im Vorschulalter Kunst näher bringen möchte und deren Werke zeigt. Selbst wenn euch Kunst in diesem Sinne weniger anspricht, lohnt sich der Besuch des Kulturzentrums allemal. Allein das Gebäude ist sehenswert und von der Dachterrasse hat man eine wundervolle Sicht über die gesamte Stadt! Für mich war es für diesen Tag genug an Museumskultur. Dennoch soll nicht unerwähnt bleiben, dass sich gerade für Studenten Museumsbesuche in dieser Stadt wirklich lohnen. Mit über 20 Museen ist das kulturelle Angebot überdurchschnittlich groß. Eine Tageskarte für Studenten mit der man alleine sechs der Museen Dortmunds besuchen kann, kostet gerade mal 3,50 Euro. Okay, genug Schleichwerbung betrieben. Ich schätze es ist klar geworden, wie umfangreich und günstig das Angebot an Museen in dieser Stadt ist.
Für Musik- und Theaterfans lohnt sich ein Besuch im Theater und Konzerthaus der Stadt. Auf dem Dortmunder Stadtgebiet befinden sich mehr als 100 Kirchen – die Reinoldi-, Marien- und Petrikirche stellen wohl die bekanntesten unter ihnen dar. Auch sind in Dortmund zahlreiche ehemalige Adelssitze, Burgen und Schlösser zu finden. Besonderes Highlight muss das Wasserschloss Haus Bodelschwingh sein. Da es leider etwas außerhalb liegt, habe ich nur Bilder gesehen. Wirklich traumhaft! Wie in allen Ruhrpott-Städten gibt es Industriedenkmäler wie Zechen zu besichtigen. Es gibt noch so vieles Sehenswertes in dieser Stadt. Doch besonders gefällt mir die Atmosphäre der Innencity: Wie bei so vielen Städten dieser Region ist es die Mischung aus moderner Kleinstadt und dem Charme vergangener Zeiten, die Dortmund etwas Besonderes verleihen. Ich kann wirklich nur dafür werben: Nutzt eurer Semesterticket und gebt vielen Städten eine Chance, denn ihr negativer Ruf entspricht zumeist nicht der Wahrheit.