18.05.2015: Computerspiele

Wie Lisa ihre Freude an Computerspielen entdeckte.

Von Lisa Pilhofer

Eigentlich hocke ich nicht so gerne vor dem Bildschirm und spiele Computerspiele, ich lese lieber. Aber dank meines Bruders, der die sehr gerne spielt und der mich immer dazu überredete, mitzuspielen, hat es nicht lange gedauert, bis ich mich von seiner Begeisterung anstecken ließ. Es machte einfach unheimlich viel Spaß und da wir schon Teenager waren, die natürlich nicht mehr viel miteinander spielten wie Kleinkinder, hatten wir wieder etwas, das wir gemeinsam machen konnten.

Angefangen hat es mit Age of Empires, wo ich immer nur Szenarien erstellen und fleißig Städte bauen wollte. Militärstrategien waren mir nicht so geläufig, weswegen meine vom Computer gesteuerten Mitspieler mich auch immer angriffen und meine schönen Städte zerstörten. Wenn mein Bruder und ich an 2 PCs zusammen spielten, verbündeten wir uns: ich baute, ackerte und sammelte fröhlich vor mich hin, während mein Bruder eine Armee aufstellte und uns erfolgreich verteidigte. Später vereinfachten wir das Ganze, indem wir das Szenario als grüne Ebene beließen und jeweils eine Armee aus allen möglichen Kriegern, die das Spiel zu bieten hatte, aufstellten und aufeinander losließen. Da wir die Spielfiguren sich selbst überließen, waren natürlich auch Sieg und Niederlage rein zufällig, was prima Wetten auf den Spielausgang möglich machte.

Dann führte mich mein Bruder in die Welt der so genannten „Point-and-Click-Adventures“ ein. Das erste Spiel, was mein Bruder und ich zusammen durchspielten, war „Fable“, dessen Protagonist Quickthorpe (der hieß wirklich so) sein Dorf retten musste, wozu er verschiedene Aufgaben zu lösen und jede Menge Gegenstände einzusammeln hatte. Quickthorpe musste mit den anderen Spielfiguren reden, um Informationen zu bekommen, wobei man mehrere Sätze zur Auswahl hatte, d.h. wenn man den falschen Satz wählte, konnte Quickthorpe Probleme kriegen (auf die Frage eines Räubers, wo er denn hinwolle, mit „Ich gehe meine Großmutter besuchen“ zu antworten endete für ihn tödlich). Ich kann mich nicht mehr an die Altersfreigabe des Spiels erinnern, aber alle weiblichen Figuren waren auffällig leicht bekleidet und Quickthorpe hatte die Möglichkeit, Sätze wie „Lass uns in unser Adam- und Evakostüm schlüpfen und eine Runde schwimmen gehen… Du zuerst!“ zu sagen und in Richtung „Sexy Sirene“ zu gehen. Das ganze Spiel war genau genommen recht seltsam, aber am Interessantesten war Quickthorpes Vorgeschichte: Er saß im Gefängnis, weil er seine Familie mit einem eingefrorenen Hering erschlagen hatte.

Dann hatte mein Bruder die glorreiche Idee, mir so ein Adventure-Spiel zu schenken (er hat es vorher selbst durchgespielt, um zu sehen, ob es auch wirklich Lisa-kompatibel ist): Geheimakte Tunguska. Dieses Spiel folgt dem McGyver-Prinzip: Jeder scheinbar noch so unwichtige Gegenstand erfüllt einen Sinn und Zweck, den man ihm nicht zutraut und für den er auch eigentlich nicht gedacht ist oder – was mich besonders wahnsinnig macht – für den er eigentlich auch gar nicht nötig ist. Ein Beispiel: Statt den wichtigen, im Aquarium liegenden, Schlüssel einfach mit der Hand rauszufischen, macht die Protagonistin Nina das mit einem Magneten. Diesen Magneten bekommt sie aber erst, wenn sie einem kleinen Mädchen den Fahrradreifen repariert. Dafür braucht sie u.a. erst einen mit Wasser gefüllten Eimer, in welchen sie den Reifenschlauch taucht, um zu sehen wo das Loch ist. Schließlich benötigt sie noch Kleber und Band (beides schon vorher zufällig irgendwo eingesteckt), um den Schlauch zu flicken.

Im 2. Teil (Puritas Cordis) muss Nina die Menschheit wieder vor einer Sekte retten, die diesmal Umweltkatastrophen hervorrufen kann und damit die Weltmächte erpresst. Spoiler (für diejenigen, die das Spiel jetzt vielleicht spielen wollen): Nina rettet die Welt mit Käsesuppe. Kein Scherz. Besagte Käsesuppe hilft auch ihrem Freund Max sich an einer Wache vorbei zu schleichen. Meine Idee war, die Wache mit einer Schaufel niederzuschlagen und dann das Gebäude zu stürmen. Das macht Max aber nicht, denn: Gewalt ist keine Lösung. Stattdessen findet er heraus, dass die Wache gerne Käsesuppe isst. Max lässt Nina also improvisierte Käsesuppe kochen und kann so den nun glücklichen Wachposten ablenken. Meine Idee fand ich effektiver, aber man lernt nie aus.

Jetzt hat mir mein Bruder den 3. Teil der Geheimakte-Reihe geschenkt. Hier wollen Max und Nina heiraten, aber kurz vor der Trauung wird Max vor Ninas Augen entführt. Es klingt schon mal sehr dramatisch. Ich bin gespannt, mit welchen Methoden Nina ihn (und die Welt, eine Sekte ist wieder mit dabei) retten wird.