Wer guten Kaffe sucht, ist im Weltladen an der richtigen Adresse, stellte Theresa fest, als sie am Samstag zum Fair-Trade-Frühstück im Weltladen Siegen zu Gast war. (Hier könnt ihr einen kurzen Artikel zum Thema „fairer Handel“ lesen.)
Von Theresa Müller
Am Weidenauer Bahnhof entlang legte sich der Geruch von frischen Waffeln in die Straßen, wo Fußgänger wie gewohnt in zügigen Schritten unterwegs waren, sich immer vorwärts bewegend. Wer stehen blieb, sah, dass der feine Geruch vom Weltladen her kam. Der Weltladen in Siegen lud am Samstag zum Fair-Trade-Frühstück ein, welches über Siegen hinaus in diesen Tag europaweit angeboten wurde. Das Buffet glänzte mit einer großen Auswahl an natürlich nur fair gehandelter Produkten, und das alles für lau angeboten. Ein Andrang jedoch war nicht anzutreffen… Währendessen hetzten zahlreiche Menschen durch umliegende Geschäfte wie Rewe oder Action und standen in langen Schlangen an Kassen in Supermärkten, während sie genervt waren, dass alles nicht schnell genug gehen kann. Im Weltladen Siegen wurde hingegen in aller Gemütlichkeit Kaffe getrunken, durch den Laden geschlendert und über die Bedeutung von fairem Handel nachgedacht. Auf den Tischen lagen Unterschriftenlisten adressiert an Frau Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und Herrn Außenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier mit der Forderung Menschen- und Arbeitsrechte weltweit verbindlich zu schützen durch die Erlassung eines neuen Gesetzes. Während ich da so stand und frühstückte, dachte ich zurück an eine Tagung in Berlin von ASAP (Academics Atand Against Poverty) organisiert, auf der im Vordergrund die Frage stand, wer was unter den bestehenden Machtverhältnissen tun soll, um zumindest die gravierendsten Folgen globaler Ungerechtigkeit zu verbessern. Thomas Pogge gab dabei auf die einfache Frage, was wir in unserem kleinen Kosmos denn gegen globale Armut unternehmen können, die einfache Antwort, dass es schon eine Veränderung hervorrufen kann, wenn wir das ein oder anderen Produkt, das wir konsumieren im Weltladen kaufen, anstatt im Supermarkt und wenn wir auch nur den Kaffe dort kaufen. Dass damit das Problem der globalen Armut gelöst werden kann, ist natürlich illusorisch, genauso wie es illusorisch ist, dass die Unterschriftensammlung wirklich ein neues Gesetz hervorbringt (wie sympathischerweise eine der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen im Weltladen ergänzte, als sie sagte, man möge doch unterschreiben).
Fair-Trade-Produkte haben heute einen neuen Hype freigesetzt, was sich nicht zuletzt in den Zahlen der Umsatzsteigerung zeigt, die von 2004 bis 2012 um gut 800% angestiegen ist. Sie schmücken sich mit dem Label Faire-Arbeitsbedingung, Bewusste-Ernährung, oder Die-Welt-Verbessern und so weiter, viel Wahres ist da jedoch nicht dran, schließlich werden heute die meisten Fair-Trade-Produkte im Großhandel verkauft und Ketten wie Starbucks haben sich den neuen Trend schon längst einverleibt. Was Fair-Trade-Produkte von den handelsüblichen Produkten unterscheidet, ist die Transparenz, denn bei den Fair-Trade-Produkten können wir nachvollziehen wo sie herkommen und wie sie hergestellt werden, bei den anderen ist das meist nicht der Fall. Seit dem der erste Fair-Trade-Laden 1974 in Frankreich öffnete, ist der faire Handel sehr schnell expandiert, was mit einer wandelnden Lebenseinstellung in der westlichen Gesellschaft zusammenhängt, die sich immer mehr einen ethisch geprägten Konsum aneignet. Es ist eine interessante Bewegung, die durchaus nach einer intensiveren Auseinandersetzung verlangt. Der Kaffe, der im Weltladen Siegen angeboten wird, steht auf jeden Fall in Zukunft auf meiner Einkaufsliste. Es ist schwer guten Kaffe zu finden und der schmeckt einfach.