von Laura Schönwies
Die katholische Kirche hat immer wieder mit neuen Skandalen zu kämpfen. Von Kindesmissbrauch bis zur maßlosen Geldverschwendung ist alles dabei. Laura Schönwies setzt sich in diesem Kommentar kritisch mit der katholischen Kirche und dem gesellschaftlichen Umgang mit dieser auseinander.
„Missbrauch“, „veraltet“, „Protzbischof“: Was bekommt man als Katholik nicht alles um die Ohren gehauen. Glaubt die Gesellschaft wirklich, dass man als junger Mensch keine einzige kirchliche Einrichtung mehr betreten kann, ohne unberührt wieder hinauszugehen? Keine Frage, Kindesmissbrauch ist unentschuldbar. Es sind jedoch einzelne Fälle, in denen sich Erwachsene selbstständig an unschuldigen Kindern vergangen haben. Die Kirche befähigt nicht im Geringsten dazu. Sie verkündet die Worte aus dem Markusevangelium: „Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht“. Beim Missbrauch ist der Täter schuldig geworden. Die Kirche muss die kleinsten Mitglieder vor ihnen schützen.
Natürlich sind auch alte Vorschriften, beispielsweise solche, die es Wiederverheirateten verbieten an der Kommunion teilzunehmen, indiskutabel, da sie nicht im Einklang mit dem Grundgedanken einer Gemeinde stehen. In dieser Gemeinschaft ist jedes Glied wichtig. Wer fällt, wird wieder aufgefangen. Demjenigen, der etwas bereut, dem wird vergeben. Kaum einer, der zurzeit aus der Kirche austritt, weiß, dass die genannten Regelungen des Verbots zum größten Teil praktisch nicht mehr umgesetzt werden. Wer dies annimmt, der besucht auch nicht die Gottesdienste. Wer sich von den aktuellen Medienskandalen leiten lässt und der Kirche den Rücken kehrt, dem liegt nicht viel an der kirchlichen Lehre. Aber wenn es ums Heiraten geht oder das traditionelle Weihnachtsfest, ja, dann schreien sie wieder nach einem feierlichen, kirchlichen Rahmen! Doch welchen Sinn hat er noch für diese Menschen? Wenn einer nicht daran glaubt, dass Gott als Mensch auf die Welt gekommen ist, was feiert er an Weihnachten dann überhaupt? Dass ein Tannenbaum in der Wohnung steht? Warum stellt man sich in ein altes Gemäuer, um vor jemandem seine ewige Liebe zu beteuern, an dessen Existenz man noch nicht einmal glaubt? An dieser Stelle ertönt häufig das Argument, Glaube und Kirche seien ja nicht identisch, frei nach dem Motto: „Zum Beten brauche ich die Kirche nicht“. Aber verhält es sich nicht damit wie mit Muttertag, Valentinstag und Co.? Einerseits möchten viele die Tage nicht vorgeschrieben bekommen, an denen sie einem besonderen Menschen eine Aufmerksamkeit erbringen, andererseits stellt sich die Frage, wann sie es stattdessen im Jahr tun. Ähnlich ist es mit dem Ritual des Betens. Ohne eine feste Einrichtung geht so ein gut gemeintes Vorhaben meistens unter!
Unsere Zeit ist schnelllebig und wankelmütig geworden. Viele versuchen durch Yoga und andere spirituelle Meditationen ihre innere Mitte zu finden, dabei bietet die Kirche längst alles. Die Menschen haben nur verlernt es anzunehmen. Im Gebet findet man Ruhe. Eine leuchtende Kerze kann einen Moment der Hoffnung schenken. Mitten im hektischen Treiben der Großstadt bietet die Kirche einen Ort der Ruhe. Zwischen Shopping und Berufsstress zur Ruhe zu kommen und in der Stille innezuhalten. Die Türen stehen den ganzen Tag offen. Aber wer ist heutzutage noch dankbar für so ein seltenes Angebot? Dankbarkeit scheint im Allgemeinen nachgelassen zu haben, stattdessen meckert man lieber über die Dinge, die nicht so laufen, wie sie sollen. Dankbarkeit wird gerade in der katholischen Kirche großgeschrieben, die in der Heiligen Messe besonders die „Eucharistie“ (griech. „Danksagung“) hervorhebt. Gerade erst haben wir das Erntedankfest gefeiert, das in Zeiten von Lebensmittelskandalen, Umweltverschmutzung und einem verschwenderischem Lebensstil an Bedeutung gewonnen hat. Und wer erinnert an die Tradition der Wertschätzung der Gaben? Genau, die Kirche!
Blättern wir im Kalender noch einige Monate weiter, ist wieder die Zeit gekommen, in der die Sternsinger unterwegs sind. Kinder machen sich auf für Kinder! Und jeder Betreuer kann ein Lied von den kalten Fingern singen, wenn man an einem Winterabend mit den Kindern unterwegs ist. Jedoch ist es das wert! Den Menschen eine Freude zu machen. Jede oder jeden zu besuchen, egal, wie alt er oder sie ist. Geschlecht, Hautfarbe und Religion spielen keine Rolle, wenn die Kinder anklopfen, um nur für einen Augenblick ihr Lied zu singen. Diese Aktion macht Menschen Mut. Sie unterstützt seit vielen Jahren „Miserior“, durch dessen Hilfe Kinder eine Chance auf Schulbildung bekommen. Mit dem Erlös wurden in zahlreichen Entwicklungsländern schon Schulzentren errichtet. Die jungen Sängerinnen und Sänger lernen, was es bedeutet zu helfen und sich einzusetzen. Dabei hat sich noch kein kleiner König einen Zacken aus der Krone brechen müssen. Hier sind tatkräftige Helfer am Start, die ihre Sache freiwillig machen.
Die Institution Kirche mag Fehler machen. Auch Jesus hat auf Petrus als den Felsen gesetzt, obwohl er diesen dreimal verraten hatte. Aber das Bewahren des Glaubens muss gesichert werden. Der Austritt ist keine Lösung. Als Katholik sollte man seine Kirche von innen heraus neu gestalten!