von Laura Schönwies
Goethe ein Luther-Experte? Ja, sagt Dr. Heike Spies, Stellv. Direktorin des Goethe-Museums in Düsseldorf. Sie konzipierte die Ausstellung „Bibel, Sprache, Wahrhaftigkeit. Goethe und Luther“. Und immerhin feierte der Dichter zu Lebzeiten 300 Jahre Reformation. Die Literalisten haben die Ausstellung besucht. Dazu eine Wortmeldung von Laura Schönwies.
Einen Hammer, okay, aber einen Reise-Löffel?! Wozu er den wohl brauchte? Klar, der Hammer erklärt sich von selbst: Als man noch nicht an Facebook-Pinnwänden posten konnte, mussten eben Nägel und Werkzeug her, um Gedanken zu teilen. Und was Freunde und Co. sehen sollten, wurde gut durchdacht. Pergament statt Tablet. Das machte Aushänge noch bedeutsamer und wertvoller. Nicht auszudenken, wenn unzählige Bilder von Mittagessen an sämtlichen Türen der Stadt angenagelt worden wären … Damals sahen Erbseneintopf und Linsenbrei wohl auch nicht so appetitlich aus, womit wir wieder beim Löffel wären.
Und nicht irgendwer hat sich das besagte Besteck ins „Maul“ gesteckt – hier ist die Rede von Martin Luther. Und dieser Löffel-Besitzer wird in diesem Jahr groß gefeiert. Vor genau 500 Jahren löste er eine Glaubens-Reformation aus, von der man sich immer noch eine Scheibe abschneiden könnte. Die katholische Kirche musste nach der Spaltung die Suppe auslöffeln, die sie sich selbst eingebrockt hatte. Luther hat unsere deutsche Sprache geprägt wie kein anderer. Ohne ihn würden wir heute kein „Machtwort“ sprechen oder uns in „Nächstenliebe“ üben. Wer wäre heute unser „Lückenbüßer?“ Was wären unsere Castingshows ohne „Lästermäuler“? Vielleicht wären wir dafür nicht in Klausuren mit „Blindheit geschlagen“ und was würden wir an Ostern feiern wenn nicht „Auferstehung“?
Sogar Goethe wäre ohne Luther ein anderer gewesen! Wir haben es gesehen in der Luther-Ausstellung des Düsseldorfer Goethemuseums. Hier findet sich eine Zeichnung von Luthers besagtem Reiselöffel und eine Sammlung seiner ausdrucksstarken Begriffe. Überraschende Funde! Man darf sich nur nicht von dem Raum mit den vielen Vitrinen und den alten Schmöckern darin abschrecken lassen. Unterdrücke dein erstes Gähnen und schau genau hin. Oder wusstest du, dass sich hinter dem Bruder Martin im „Götz von Berlichingen“ unser Reformator verbirgt? Merk es dir mal als LKMlerIn … könnte im nächsten Seminar hilfreich sein.
Also wir LiteraListen waren jedenfalls da – und haben anschließend bei einem Altbier in der Innenstadt Suppe gelöffelt …
Mehr über die Ausstellung: Homepage Goethemuseum und auf jesus.de