von Eva Richard
Nervosität macht sich breit, als die Szene sofort wieder auf dem Dach des St. Barth’s einsetzt und Holmes Sprung abermals gezeigt wird. Zwei Jahre Wartezeit auf die neue Staffel Sherlock sind vorbei und die Geschichte geht endlich weiter: mit drei neuen Folgen, die viel zu schnell vorbei sind.
Die verschiedenen Erklärungen für Sherlocks Überleben sind griffig, witzig und zu dem Zeitpunkt ist mir die „Wahrheit“ ziemlich egal – denn ich bin wieder in der Geschichte drin, der Plot verdichtet sich und ich fühle mit. Mit Watson, der Sherlock verständlicherweise mehrfach attackiert, mit Molly, die Holmes berechtigt in die Schranken weist, mit Lestrade, der sich aufrichtig freut, Sherlock wiederzusehen und mit Mrs Hudson, die die Realität im Auge behält.
Die Spannungen zwischen den Charakteren bauen sich neu auf und werden in messerscharfen Dialogen auf den Punkt gebracht; und genau das macht die Serie wirklich sehenswert. Sherlocks Verwandlung vom Consulting Detective zum Consulting Drunk, der „Wer bin ich?“ mit Watson spielt, ist mein absolutes Highlight, dicht gefolgt von der durchwachsenen Trauzeugenrede. Das Zwischenmenschliche ist viel interessanter als die Fälle im Hintergrund und gerade Watsons Frau Mary avanciert bei mir schnell zur Lieblingsfigur.
In der dritten Folge liegt der Fokus wieder auf dem Krimi-Element und Charles Augustus Magnussen, der „Napoleon der Erpressung“, taucht auf. Ich bin zugegebenermaßen großer Moriarty-Verfechter. Magnussen ist abstoßend, herablassend und per se kein schlechter Bösewicht – nur im direkten Vergleich wirkt er blass. Genialer Wahnsinn und Unberechenbarkeit machten Moriarty zu einem faszinierenden Charakter, der wie Sherlocks böser Zwilling wirkt. Magnussen bleibt ein eher einseitiger Antagonist und deshalb bin ich ein wenig enttäuscht vom neuen, großen Gegenspieler. Das sei aber verziehen, denn insgesamt sind die Episoden mehr als unterhaltend und ich warte jetzt schon ungeduldig auf die neue Staffel. Wann auch immer die kommt.
Da bleibt nur eins zu sagen:
„Vermisst ihr mich?“
Oh ja. Euch alle.