Eine Wortmeldung, bei der männliche Leser gerne widersprechen dürfen …
Von Laura Schönwies
„DAS WARS – Möge die Macht mit ihm sein“. Ein Freund, dem man nur noch diese Worte mit auf den Weg geben kann, scheint verloren zu sein. Sie klingen nach der traurigen Einsicht „Wir können nichts mehr für ihn tun. Es ist vorbei. Allein unsere guten Wünsche begleiten ihn“. Das Herz wird schwer, doch der Kopf sagt „Wir müssen ihn gehen lassen. Der Arme. Mach es gut, Junge.“
Zur gleichen Zeit findet eine komplett andere Szenerie statt: Ein Wusel kreischender Frauen drängt sich um die Auserkorene. Sie wird mit einer pinken Schärpe ausgezeichnet und mit einem glitzernden Diadem gekrönt! Wow! Ihre Freundinnen verehren sie: Für sie ist der Traum wahr geworden! Sie hat es geschafft! Wir wollen alle so sein wie sie! Prinzessin – Schönheitskönigin- Braut!
Was Frauen feiern, ist für Männer scheinbar ein Trauerspiel. Während der zukünftige Bräutigam bemitleidet wird, findet sich die zukünftige Ehefrau hoch erhoben auf den Händen von „Team Braut“ wieder und lässt sich mit überlaufenden Champagnergläsern feiern. Die ledigen grauen-Single-Mäuschen tragen nur ein unauffälliges Shirt, während SIE mit den Insignien von Sieg und Macht ausgezeichnet ist. Für alle Amazonen bietet der Online-Handel desweiteren Federboas oder kleine Umhänge-Krüge an. Selbstbewusst muss die Zukünftige sein, wenn sie der Welt erklärt „Ich bin zu schön, um noch ledig zu sein.“
Der gemeine Mann fühlt sich stattdessen keineswegs mit Lorbeeren geschmückt. Ein Beispiel dafür konnte ich in Nürnberg beobachten: Auf der Brust der gutgelaunten und trinkwilligen Kumpels prangte in knalligem Grün der Spruch „Hurra, Michael heiratet“ – ein Schelm, wer dabei an Schadenfreunde denkt. Welcher Kollege mag sich nicht im Stillen gedacht haben „Puh, zum Glück hat es mich nicht erwischt.“ Der besagte Michael war sich seines Schicksals jedenfalls bewusst geworden. Sein Oberteil verkündete die erschütternde Erkenntnis „Scheiße, ich bin Michael“.
Seine „Michaela“ wurde derweil vielleicht von ihren „Meeeedchen“ zu „Germany’s next Top-Braut“ gekürt.
Was für eine unterschiedliche Wahrnehmung bei den Geschlechtern!
Wollen wir aber davon ausgehen, dass Prince Charming zumindest seinen Antrag auf freiwilliger Basis gestellt hat. 😉
Vorne Weg: Dies ist ein Kommentar eines männlichen Lesers.
Die Perzeption vom Zeitraum, in dem man sagen könnte, „Sie werden heiraten.“, dürfte subjektiv und damit eigentlich unterschiedlich sein. Jetzt gibt es Personen, die ein veraltetes Mann/Frauen-Bild als Wahrheit darstellen wollen.
Ob man jemanden feiert, es einem missfallt oder ob man sich drüber lustig macht, hängt von ganz individuellen Blickwinkeln ab und nicht etwa vom Geschlecht. Mag man die Person und ihr Partner, feiert man sie. Missfällt einem der gewählte Partner, gibt man seine Missgunst zum Besten. Bei Neid und eventuell gepaarter Angst, macht man sich drüber lustig. Das Lachen überspielt dann die eigenen Unsicherheit. Offenbar gibt es jedoch genügend Männer, die eine gesunde Portion Eigenironie besitzen (oder Mitleid, dass die anderen so wenig zu lachen haben) und ihren Genossen die Gelegenheit geben wollen, sich zu amüsieren.