– von Jana Albrecht
Ein Unfall… ein emotionaler Unfall, entstanden aus einem belanglos lächerlichem Missverständnis zwischen Emotion und Sein. Keiner wollte aufgeben, die Emotion nicht, weil sie am Reichtum gefühlter Bilder klammerte, am Kern des emotionalen Überlebens – das Sein nicht, weil es an wortlosen Gedanken festhielt und nicht begreifen konnte, dass genau das die überlebenswichtige Mitteilung der Emotion war: Gemeinsames Überleben in wortlosen Gedanken und gefühlten Bildern.
Der vernebelte Verstand des Seins wollte nicht begreifen… Beide fanden sich in der Unfassbarkeit wieder…Un-fass-bar… Un-greif-bar… Wahrnehmung nur noch undurchsichtiger – unfassbarer Nebel. Das Sein suchend um sich blickend und doch gefangen im Labyrinth endloser Verästelungen. Das Sein, dass die schreiend verstummten Worte, die nur noch Gewimmer im Überraum sind leise erahnt und nur noch als Universum verlorener Emotionen versteht – sich einzig allein fragend: Wie fühlt sich Unfassbarkeit an? Wie kann etwas emotional begriffen, gespürt werden, wenn es nicht zu fassen ist und doch wahrgenommen wird – als eine leere Schwebe im verinnerlichten Verlust einer Emotion. Die Unfassbarkeit der Emotion, die nur noch aus feinstem Staub des gewesenen Seins existiert, verzweifelt versucht sich zu einem ganzen Staubkorn zusammenzusetzen um vom Sein wieder-erkannt, gespürt zu werden, um endlich emotional wahrgenommen, verarbeitet werden zu können. Aber die verzweifelte Emotion sucht vergeblich nach dem Ort der Unfassbarkeit in einem gedanklichen Labyrinth voller wortloser Gedanken, einem Labyrinth, dass das Sein lückenlos erfüllt und letztlich die Emotion zum Zerbrechen zwingt, zu Staub zerkleinert und sie allein als Schale im depersonalisierten Sein ‚überexistieren‘ lässt. Einem Sein, das sich in eine Entfremdung seiner selbst geflohen hat um, der emotionalen Leblosigkeit zum Trotz, existent zu bleiben. Eine verzweifelte Emotion, die erst zu einem schimmernden Dunst gefangen im Nebel gedanklicher Irrwege wird um letztlich selbst Teil der Unfassbarkeit werden zu müssen. Das Sein kann die Emotion noch nicht einmal mehr erahnen, was einzig wahrgenommen werden kann, ist die unfassbare Zerrüttung des Selbst. Wie ein Hauch beginnt sich die Unfassbarkeit über das Ich zu legen, wie ein unsichtbarer Schatten, der nur als entfremdete Emotion seiner selbst erhascht werden kann im Bruchteil eines innerlich schwebenden Staubhauches – der da ist, gewusst ist und doch so fern vom eigenen Sein sich erhebt und schreit um erkannt zu werden – und doch immer verkannt bleiben wird. Die in Hauch zerstückelte Emotion die sich selbst vergeblich sucht um als Ganzes existieren zu können, um dem Sein sagen zu können: Ich bin hier… es gibt mich… noch. Aber das Sein kann die Sprache der Emotion nicht (mehr) verstehen, welche versucht sich selbst in fühlenden Bildern zusammenzusetzen, mitzuteilen – in Bildern zum Sein zu sprechen. Der Hauch einer Emotion, der sich in der Schlinge der Unfassbarkeit verklemmt und nur Bruchstücke seines bildlichen Erzählens ans Ich weitergeben kann. Eine Unfassbarkeit, die sich immer breiter macht im Sein und doch keinen Raum für sich einnimmt, eine Unfassbarkeit, die sich in ihrer Klarheit im Moment des Begreifens zurück verwandelt in ‚Hauch‘ – ein Labyrinth, ein auf ewig suchendes Sein gefangen im körperlichen Überexistieren des Ichs. Ein Ich, das durch seine Augen blickt und nichts als Unfassbarkeit wahrnimmt, das verstummte Stille hört ohne wahr-nehmen zu können, das den kalten Boden mit Händen ertasten kann – die Kälte wissend als Kälte identifiziert und sie doch nicht spüren kann – wieder an den Punkt der Unfassbarkeit zurückkehrt, wieder scheitert am Feedback der Realität, sich zurück ins gedanklich konstruierte Labyrinth flieht, die Unfassbarkeit aufgibt und aufs neue beginnt zu „Überexistieren“ in einer Welt unfassbarer Verluste.