von Christian Bocksch
Endlos hallt die Klage, ausgerufen von erschöpften Studenten, in den dunklen Hörsälen-Wozu braucht man denn Geschichte, und wieso kriegen wir nicht einfach gesagt was in den Klausuren drankommen wird?- wieder.
Wofür braucht man Geschichte, bringt einem das Studium etwas?
Geschichte sollte man schon mal deswegen studieren, weil es heute so viele, zum Teil abstruse Theorien, über die Geschichte gibt. Wer das nicht glaubt, kann ja mal auf N24 oder Facebook nachschauen. Mal versichern einem Forscher in der N24 Doku, beweise für die Abstammung der Chinesen von Aliens zu haben, mal hört man von geheimen Basen der Nationalsozialisten in dem ewigen Eis der Antarktis. Das Tupac Shakur zurückkommen wird stimmt allerdings ;).
An manchen Stellen entpuppt sich scheinbar verstaubte Geschichte als aufregender Politthriller, mit wechselnden Bündnissen, Morden und Intrigen. Der osmanische Harem innerhalb des Topkapi Palastes, in dem es weniger um Liebe, als um politische Macht ging. Oder Liebesgeschichten, wie das Taj Mahal in Indien, ein Mausoleum erbaut von einem mächtigen Herrscher für seine geliebte Frau. Manchmal auch Kämpfe die so blutig sind, dass es selbst Quentin Tarantino schockieren würde.
So fremd einem die Vergangenheit aus heutiger Sicht auch erscheinen mag, in gewisser Weise sind die Probleme der Menschen damals, den heutigen gar nicht so unähnlich. Mit anderen Worten, es können Lehren aus der Geschichte gezogen werden. Beispiele gefällig?
- Toleranz ist erfolgreicher als Unterdrückung.
Hier ließe sich eine endlose Liste von Unterdrückung die im Endeffekt ihr Ziel verfehlte, und von Toleranz welche die Gesellschaft stärkte, auflisten, hier nur einige wichtige Beispiele: Die Unterdrückung des weiblichen Geschlechts, ist nicht nur ein großes Unrecht, sondern blockiert jedweden Fortschritt, es ist kaum zu erahnen, was alles möglich wäre, würden Frauen nicht in den meisten Ländern ausgebremst werden.
Religiöse Toleranz förderte die sie praktizierenden Länder, Al-Andalus, der frühmittelalterliche islamische Staat auf der iberischen Halbinsel, akzeptierte in seiner Hochphase die Angehörigkeit an einen anderen, als den Staatsglauben, und wurde so zu einem Schmelztiegel der Kulturen, und machte Fortschritte in der Wissenschaft.
- Migration-Mauern haben kaum geholfen
Im Angesicht der sogenannten Flüchtlingskrise haben viele europäische Staaten damit begonnen, an ihren Grenzen Zäune zu errichten. Aber hilft das wirklich? Japan kapselte sich nach einem Bürgerkrieg mehrere Jahrhunderte von der restlichen Welt ab, in dem Glauben auf einem kulturellen Höhepunkt zu sein. Aber als 1853 der US Admiral Perry mit modernsten Kriegsschiffen Japan erreichte, konnten die Samurai diesen Gegner nicht mehr besiegen, und Japan war gezwungen sich zu modernisieren.
Geschichte ist also nicht langweilig oder uninteressant. Wer sich ihr öffnet, kann nicht nur die Gegenwart besser verstehen, sondern auch erfolgreich in die Zukunft gehen. Vor allem hilft Geschichte, nicht auf die Erklärungen und Parolen von selbst ernannten „Rettern“ hereinzufallen. In diesem Sinne mit den Worten von Tupac:
„ Don´t believe anything you hear.
Real Eyes, Realize, Real Lies“