von Christoph Ernst
Seit dem 18. September läuft die lang ersehnte Fortsetzung der Comicverfilmung „Sin City“ in den deutschen Kinos. Neun Jahre mussten Fans auf den zweiten Teil: „A Dame to Kill For“ warten. Die Regie übernahmen wieder Robert Rodriguez und Sin-City-Erfinder Frank Miller. Glücklicherweise ließ sich die Besetzung ebenfalls für einen zweiten Teil gewinnen und auch die Schwarz-Weiß-Optik des Films, die nur ab und zu durch Farbakzente durchbrochen wird, blieb unverändert. Im Unterschied zu 2005 wird der Film jedoch nur noch in 3D gezeigt.
Seit mehreren Jahren schon setzen die großen Produktionsfirmen rigoros auf den 3D-Film. In den letzten sechs Jahren gab es kaum einen Blockbuster der nicht mit 3D aufwarten konnte. Dabei begrüßen diesen Trend längst nicht alle Kinofreunde. Selbst wenn man zu den Glücklichen zählt, bei denen der dreidimensionale Effekt keinen Schwindel oder Kopfschmerz verursacht, so muss man doch heftige Preisaufschläge in Kauf nehmen. Dabei sind die plastisch wirkenden Bilder im Kino keine neue Erfindung. Bereits in den 50er Jahren setzte die amerikanische Filmindustrie vermehrt auf diesen Effekt. Der Fernseher, der sich zu dieser Zeit in immer mehr Privathaushalten ausbreitete, machte den Lichtspielhäusern Konkurrenz. Das Kino musste etwas bieten, was der heimische TV-Empfänger nicht konnte. Gleiches gilt für die aktuelle 3D-Welle. Flat-TVs, Blu-Ray-Player und Surround-Sound-Systeme verwandeln das Wohnzimmer in ein Heimkino und bedrohen die Stellung des Kinos erneut.
Seit wenigen Jahren bringen Online-Streaming-Plattformen wie Maxdome oder Watchever neuen Wind in diesen Wettstreit. Sie stellen vor allem für den Heimkinomarkt in Form von DVDs und Blu-Rays eine große Konkurrenz dar. Im September ist nun auch der amerikanische Marktführer im Video-on-Demand-Bereich Netflix in Deutschland an den Start gegangen. Für einen monatlichen Betrag von unter 10 Euro hat man die freie Auswahl aus einem umfangreichen Filmkatalog. Eine Blu-Ray schlägt im Vergleich dazu mit rund 15 Euro zu Buche. Die Vorteile der Onlinedienste liegen auf der Hand. Filme, Serien und Dokumentation sind jederzeit abrufbar. Bei Netflix ist außerdem der Originalton anwählbar und soweit verfügbar werden die Inhalte in HD dargestellt. Sicherlich sind die Archive der Video-on-Demand-Dienste noch im Wachstum und bislang müssen Nutzer online sein, um die gewünschten Filme und Serien anzuschauen. Dennoch sollte der DVD- und Blu-Ray-Markt sich schnellstmöglich überlegen, wie er seine Produkte attraktiver gestalten kann. Warum sollten sich Heimkinoliebhaber für rund 15 Euro eine DVD kaufen, die meist außer Filmtrailern keine nennenswerten Extras bietet, wenn sie den selben Film auch bequem streamen können. Nicht nur preislich sind Kauf-DVDs und Blu-Rays im Vergleich zu watchever und Co unattraktiv, sie bieten meist auch nicht mehr als den Film selbst. Vielleicht könnten physische Beigaben wie ein Poster, ein Schlüsselanhänger oder wenigstens ein etwas aufwendiger gestaltetes Booklet die Verkäufe verbessern. Zwar wird dies in letzter Zeit in Form von einer ganzen Flut an Limited Collectors Editions versucht, doch bewegen diese sich meist in einem höheren Preissegment und sprechen nicht den Normalverbraucher an.
Die Online-Film-Dienste stecken momentan noch in den Kinderschuhen. Doch wenn die Datenbanken erstmal gefüllt sind, wird ihr Siegeszug schwer zu stoppen sein.