Wie es wäre Brian May den Schwanz zu lutschen oder auch einfach Ein Silvesterabend in Spanishtown

Von Valentin Ramachandran

(„- Can…Anybody find me…Somebody to Love?“)

Hagar: „- Kerr. Nicht zu fassen Mann. Es ist Silvester und ich bin allein. Kann sich das einer von euch vorstellen? Mein Sohn ist mittlerweile 17 und hat nun sein eigenes Leben. Hat n nettes junges Mädel kennengelernt, die heißt Serena. Ist zur Hälfte Kubanerin so wie die Eve und sieht aus wie Gina Lollobrigida. Hab sie noch nicht treffen können, hat sich irgendwie noch nicht ergeben. Vielleicht wird’s ja irgendwann mal. Ja und mein Onkel, meine Fresse, wer hätte das gedacht? Der ist verheiratet und hat ne eigene Familie. Mit der Eve von der ich gerade schon einmal gesprochen habe. Ein historisches Ereignis. Frage mich immer noch wie sie DAS geschafft hat. Kommt mit Sicherheit nicht noch einmal vor. Ja und mein Bruder…der hat sich nach Kanada aufgemacht, um seinen richtigen Namen zu finden, denn wie ihr wisst, nennen ihn alle hier nur Spanishtown. Verständlich, dass er das nun satt hat oder? Ja und nun ist die Bude leer. Ja ich weiß auch nicht, denn eigentlich, sollte ich mich freuen. Oder? Denn überlegt mal ich kann doch tun und lassen, was ich will. Ich könnte mir das gesamte Live-Aid-Konzert auf DVD bis zum nächsten Morgen reinziehen. Oder Valentin mal zu mir einladen, denn wir haben uns Ewigkeiten nicht mehr gewesen. Dazu sollte vielleicht noch einmal gesagt werden, dass Valentin sich immer eine Schwester wie mich gewünscht und stattdessen aber bloß eine arrogante Vollzeittusse von Cousine bekommen hat, die wir bis heute eher als bekackte Strafe und nicht Alternative bezeichnen. Gott ist doch bescheuert, dass er Menschen so etwas antut. Beweist damit nur wieder mal, dass es ihn nicht gibt. Na, wie dem auch sei, ich müsste mir keine Gedanken machen, wenn ich erst gegen Mittag verkatert aus dem Bett falle. Und meine drei Langzeitbabys, die zum Teil mit 50 noch nicht erwachsen werden wollen, nicht richtig umsorgen kann, weil ich ganz sicher selber einen Babysitter brauchen werde. Ich kann tun und lassen, was ich will. Ich bin frei.“

Viola: „- Ich hab nicht damit gerechnet, dass er an jenem Abend bei mir aufkreuzen würde. Hab nicht einmal daran gedacht ihn jemals einmal wiederzusehen. Was für ne Scheiße, wenn manche Dinge ao bekackt enden. Und dann passiert es auch noch unter Freunden.“

(„- Find me somebody to love, find me somebody to love, find me somebody love.“)

Hagar: „- Wisst ihr als ich jung war, so ungefähr neun oder zehn, hatte ich einen übelsten Crush auf Brian May. Ihr wisst schon der Typ mit den langen, braunen Haaren, circa 1,90 Meter groß, war Gitarrist, bei der Rockband Queen. Jetzt im fortgeschrittenen Alter hat er ein bisschen was von Johann Sebastian Bach. Ich weiß, ich weiß. Ich bin eine oberflächliche und blöde Kuh, die am besten gleich zum Spiegel rennen und sich angucken sollte, wie fett sie denn ist. Aber wisst ihr was? Wie gut, dass ich da drüberstehe. Und außerdem, ein Großteil der Menschen verhält sich in diesem Punkt hier doch genauso. Was für einen Grund gäbe es für mich also hier jetzt die Heilige zu spielen? Und abgesehen davon, käme der für mich doch ohnehin gar nicht in Frage. Egal in welche Richtung man das jetzt stundenlang auch drehen mag. Aber, der war schon ziemlich süß, also in jungen Jahren. Fragt mich jetzt bloß nicht, warum ich das denn so empfinde, denn aus eigener Erfahrung solltet ihr doch eigentlich wissen, dass sich manche Dinge einfach nicht erklären lassen. Und im Grunde genommen, wenn man jetzt einfach mal kurz darüber nachdenkt, muss man sie auch nicht erklären. Wie dem auch sei, mein Crush hielt zwar nie mehr als zwei oder höchstens mal drei Tage, doch das Auffällige war halt dabei, dass es bei jedem Mal, erneut passierte. Und ich mit nem beschämten Dauergrinsen durch die Bude rannte. Und mit Sicherheit auch das eine oder andere Mal rot im Gesicht wurde. Mal mehr, mal etwas weniger.“

Viola: „- Ich wusste damals nicht, dass so etwas passieren würde. Hab das so auch nicht erwartet, geschweige denn so gewollt. Sonst hätte ich sie doch nie miteinander bekannt gemacht.“

Hagar: „- Wisst ihr mit fünfzehn war es manchmal echt hart sich auf den Schulstoff zu konzentrieren.“

Viola: „- Ich könnte mir bis heute noch hin und wieder dafür in den Arsch beißen.“

Hagar: „- Wenn alles woran ich denken konnte war, wie es denn wäre Brian May den Schwanz zu lutschen.“

Viola: „- Es tut mir so leid für die Hagar.“

Hagar: „- Aber wisst ihr das Witzige bei der Sache war, dass ich ihn wie Gene Tierney es in Leave Her to Heaven mal gesagt hat, immer geliebt habe, dafür aber nie gemocht.“

Viola: „- Und ich wünschte es wäre immer so geblieben.“

Hagar: „- Ich hatte immer eine neutrale Haltung zu ihm. Hab ihn nie wirklich gemocht. Wisst ihr so wie Valentin Viola mag oder Louis eben die Eve. Gut ersteres ist wohl eher einseitig.“

Viola: „- Aber es gibt ja auch noch andere Menschen.“

Hagar: „- Von denen ich einem im Madame Vy begegnete.“

Viola: „- Leider.“

Hagar: „- Und der dem Musiker verdächtig ähnlichsah.“

Viola: „- Sie war neunzehn als sie sich zum ersten Mal bei mir begegneten.“

Hagar: „- An ebenso einem Silvesterabend.“

(„- Can anybody find me…Somebody…to…Love?“)

„- Hey Vy.“ „- Hey Mäuschen. Na, Hagar, was kann ich dir bringen?“ „- Ne neue Familie wäre momentan ganz gut. Wenigstens für heute Abend.“ „- Aber wieso denn? Was ist denn los?“ „- Ach, weißt du? Ich hab es satt ständig den Mutterersatz für die beiden zu spielen. Ich meine sie sind erwachsene Männer. Und Louis sitzt den ganzen Tag, in seinem Sessel, wie ein trotziges verzogenes Kleinkind. Redet dann mit keiner Sau und starrt währenddessen dann die Wand an. Als würde er am liebsten irgendwann in ihr verschwinden.“ „- Und was ist mit deinem Bruder?“ „- Der. Der quatscht für das Gemüt eines halbwegs normalen Menschen dreimal viel zu viel. So, dass es keine Sau mehr mit ihm aushält. Und wechselt zwischen lustig zu sein und dem permanenten Rumnörgeln.“ „- Rumnörgeln? Und worüber?“ „- Darüber, dass er keinen eigenen Namen für sich hat.“ „- Und was hat das denn mit dir zu tun?“ „- Dass ich es einfach nicht mehr aushalte. Ich meine den beiden den Arsch hinterherzutragen. Ich brauch halt einfach mal ne Pause. Zeit um mich einfach nur mit mir zu beschäftigen.“ „- Aha.“ „-Weißt du Viola? Ich liebe meine Familie. Ehrlich. Auch wenn´s manchmal nicht so aussieht. Ich tu´s wirklich glaub mir und wie ich es tu. Aber wo wir gerade von einem eigenen Namen sprechen. Du weißt, doch was ich damit meine. Oder?“ „- Ich weiß, was damit gemeint ist Hagar.“ „- Wenn ich so darüber nachdenke habe ich im Endeffekt doch auch gar keinen. Und hab stattdessen mein gesamtes Leben, um diese beiden Männer gebaut.“ „- Hey Joe. Hagar, das ist Joe.“

(„- Cold is colour of crystal the snowlight that falls from the heavenly skies.“)

Hagar: „- Ich hatte noch nie zuvor eine Beziehung gehabt. Keine Ahnung warum, aber ich hab von Kindesbeinen an, ein Problem damit gehabt, Menschen wirklich zu mögen. Einfach so. Ohne, dass sie mir etwas getan haben. Und bin mit nem Tunnelblick dann durchs Leben gegangen. Gut, ich meine im Laufe der Zeit, wir Menschen werden ja auch immer älter, kamen natürlich auch noch äußere Einflüsse dazu. Die das Ganze vermutlich noch weiter verstärkt haben. Sachen wegen meiner Hautfarbe, meines Gewichts oder wegen meiner Haare. Abgesehen davon hat es noch niemand wirklich gerne gesehen, dass man lustig ist, wenn man es selber sein will und nicht wenn es von einem erwartet wird. Ich gebe zu, meine Kindheit hat mich in dieser Hinsicht schon sehr geprägt. Ab einem gewissen Zeitpunkt habe ich es dann einfach vorgezogen oder viel mehr noch als besser erachtet, niemanden mehr an mich heranzulassen. Ausgenommen natürlich mein Bruder. Dachte mir so, wenn du eine gesunde Egal-Haltung zu jedem deiner Mitmenschen bewahrst, kann dir aus emotionaler Sicht, nichts mehr passieren. Und niemand dir deine Seele zerschreddern. Tja und wäre ich an jenem Abend nicht von dieser Formel abgewichen, wäre ich heute vermutlich um einiges besser dran.“

„- Du erinnerst dich doch noch an Chicken Joe? Den Mann, der mich damals das Kochen gelehrt hat. Du weißt bevor ich diesen Laden hier hatte. Und der für mich ein bisschen so etwas war, wie das, was Louis heute für dich ist.“ „- Joa klein angefangen haben wir ja alle mal wa.“ (Viola flüsternd): „- Scan ihn doch nicht so. So von oben bis unten, da muss sich ja fremdschämen, Mann. Wir sind hier nicht am Flughafen Hagar.“ „- Sag mal Viola. Wenn Joe dich das Kochen gelehrt hat, dann ist er doch garantiert gefühlte hundert Jahre alt. Oder?“ „- Willst du mich jetzt gerade beleidigen?“ „- Nein aber du weißt doch wie ich das jetzt gerade meine.“ „- Man kann auch voneinander lernen, wenn man nicht so viele Jahre auseinander ist. Es muss nicht alles von oben herab sein. Müsste im Alter deines Stinksackes Louis sein. Hat sich dafür aber gut gehalten. Weißt du wir haben damals nächtelang in zusammen im Laden verbracht.“ „- Ist da denn auch was gelaufen?“ „- Wir sind hier nicht bei Grace Anatomy Hagar.“ „- Wär aber wesentlich interessanter.“

(„- Catch me and let me dive under for I want to swim in the pools of your eyes.“)

Hagar: „- Wisst ihr? Das Alter war für mich persönlich nie so ein großes Thema. Nein, ich lebe schon immer nach dem Motto:Wenn der Kopf noch hübsch ist, ist der Rest doch auch egal. Und der sah ja noch wirklich gut aus mit seinen 47 Jahren. Also dachte ich mir: warum nicht? Was denn? Ist schon bisschen ekelig jetzt oder was? Ja meine Lieben aber das ist mir egal. Ich meine, was soll ich denn auch anderes machen? Man sucht sich das doch auch nicht aus, wen man gut findet und wen man nicht mag. Wenn´s knallt dann knallt´s halt, bei Valentin meist richtig heftig, bei mir war es da weniger stark. Es knallte zwar, aber ich konnte es noch kontrollieren. Ist schon ganz vorteilhaft, ich meine so im Alltag. Ja die Hormone, ihr kennt es ja. Wenn die Hormone anfangen zu hüpfen, ist da meistens nicht mehr viel zu machen. Aber wem erzähl ich das. Ihr könnt davon selber bestimmt auch euer eigenes Lied singen.“

„- Hagar. Wie aus dem Buch Genesis ja?“ „- Genau. Wie aus dem Buch Genesis.“ „- Hört man hier jetzt nicht allzu oft.“ „- Kommt halt, wenn man Gertrude heißt. Kann man sich aussuchen, wie man gerne heißen will ohne, dass dich jemand fragt.“ „- Und wie kommt man dann von dort zu Hagar?“ „- Ja ich weiß nicht. Es zieht mich halt, immer wieder zu ihr hin. Aus welchen Gründen auch immer. Keine Ahnung warum es denn so ist. Frag mich jetzt bloß nicht permanent danach. Denke sie hilft mir auf irgendeine Weise sehr beim Denken. Und die Dinge täglich halt zu ordnen. Wenn es gerade mal richtig beschissen läuft. Gut bei der Fahrprüfung, hat es leider nicht geholfen. Aber gut. Die besten Methoden versagen halt auch hin und wieder mal. Ich habe auch n Bild von ihr in meinem Zimmer an der Wand hängen. Und dann noch hier oben hinten, einen Vers von ihr, im Nacken tattoowiert.“ „- Wurde sie nicht in die Wüste verbannt? Erinnere ich mich da gerade richtig?“ „- Genau. Nachdem sie Abraham den Ismael geboren hat.“ „- Und seine Frau dann auf mysteriöse Art und Weise doch noch irgendwie schwanger wurde.“ „- Was für eine miese Drecksau.“ „- Ja in der Tat. Weißt du noch wie die Geschichte weitergeht?“ „- Ah, jetzt hast du mich erwischt. Ja jetzt hast du mich. Genau an dieser Stelle hört es nämlich bei mir auf. Immer diese halbwissenden Futzis, die irgendwo in der Gegend rumlaufen.“ „- Ein halbwissender Futzi mit einem relativ netten Kopf.“ „- Ach komm schon findest du?“ „- Ja das finde ich. Willst du einen Gurkenschnaps?“ „- Gurkenschnaps?“ „- Ja, Gurkenschnaps.“

Hagar: „- Ich hatte noch nie zuvor jemanden gesehen, der Gurkenschnaps gerne mag. Aber es gibt für alles ein erstes Mal. Und wer mich kennt wird jetzt mit Sicherheit ziemlich laut lachen, denn ich bin in allem und das war schon immer so, ein absoluter Spätzünder. Bei allem. In allen möglichen Lebenslagen. Keine Ahnung woran das liegen mag. Aber ein Lehrer von mir, hat mich mal mit einem Motor verglichen. Einem Motor, der halt länger braucht, um endlich mal auch heiß zu laufen. Der bei allem erstmal einen Tritt in seinen Hintern braucht. Weil ihm halt der Antrieb fehlt. Weil ihm der Antrieb fehlt, seinen dicken, kleinen, ründlichen Arsch, endlich einmal raus zu bewegen. Aber wie dem auch sei. Er sagte mir jedenfalls, dass er ihn zum ersten Mal mit ein paar Freunden zusammen getrunken hat. Hatten ihn erstmal nur zum Spaß bestellt, ihr wisst ja nach paar Sachen Intus, kommen einem manchmal auch ganz komische Ideen. Und ist dann irgendwie darauf klatschen geblieben. Und hat ein merkwürdiges Verhältnis zu dem Zeug da entwickelt. Kennt ihr das, wenn ihr selbst nicht sicher seid, was genau euch immer wieder zu etwas hinzieht? Warum ihr euch zu einer Sache oder einer Person hingezogen fühlt? Und das Einzige, aber alles, was ihr dazu wisst, ist, dass es euch so ziemlich guttut? So in etwa hat er das Gefühl beschrieben. Oh, ob dieses Verhältnis mich in irgendeiner Weise beeinflusst hat? Nein ihr Lieben, das hat es nicht. Ich meine, ich hab kein Problem damit, mal etwas Neues auszuprobieren. Bin immer offen dafür, mich von jemandem inspirieren zu lassen. Aber nee, die Plörre kommt mir nicht noch einmal in den Mund. Ich weiß nicht, es war für mich, ein bisschen als würde ich ein Gurkenglas erst einmal so komplett leeressen, so wie ich es im Übrigen gerade tue. Und mir gleich darauf die Flüssigkeit noch hinterher kippen. Keine Ahnung warum ein Mensch denn sowas tut. Aber gut jeder hat ja auch andere Geschmäcker. Naja jedenfalls, alles, was ich weiß ist, dass ich zu Schulzeiten einen unglaublichen Crush auf Brian May hatte. Und Joe eben diesem, zumindest was die Optik anging, ziemlich, ziemlich nahekam. Aber gut man kann ja nicht alles im Leben haben.“

„- Willst du mit mir tanzen Mäuschen?“ „- Tanzen? Nein Mann ich tanze nicht.“ „- Du tanzt nicht? Warum?“ „- Bin halt kein Fan von sportlicher Betätigung.“ „- Tanzen ist keine sportliche Betätigung.“ „- Oh doch das ist es.“ „- Nein.“ „- Doch.“ „- Nein.“ „- Doch. Weißt du? Ich wurde früher, grundsätzlich als Letzte in das Team gewählt.“ „- Und warst da, mit Sicherheit auch noch wirklich stolz drauf.“ „- Ja. Ich meine, ich versteh den Sinn des Faches Sport in der Schule einfach nicht. Und in Bezug darauf, gibt es da ja auch immer zwei Sorten. Von unterschiedlichen Menschen. Die Einen, die darin gut sein wollen, es aus welchen Gründen auch immer, leider, leider aber einfach nicht sind. Und sich permanent dafür verurteilen und versuchen irgendwie besser zu werden. Und dann, dann gibt es Menschen wie mich. Die nun einmal von Natur aus, gar keinen Bock auf diese Scheiße haben. Und dementsprechend nur darauf warten, endlich ihren Abschluss machen zu können. Damit dieser sinnbefreite, anstrengende Scheiß, ein für alle Mal ein Ende hat.“ „- Naja, manch einer sagt, es stärkt angeblich, sehr oft den Teamgeist.“ „- Und treibt die Leute bei jedem Sportfest wieder auseinander. Bei uns hieß es immer Bitchfight.“ „- Bitchfight. Ehrlich, die sind richtig losmarschiert, als würden sie in den Krieg ziehen.“ „- Und hast du wenigstens gut mitgekämpft?“ „- Nope. Bei jedem Mal, dass mich irgendjemand dafür anbrüllte, zogen sich die Wände vor meiner Stirn nur noch immer weiter hoch.“ „- Bis aus Wänden dann schließlich irgendwann mal Mauern wurden.“ „- Exakt.“ „- Nun gibt es denn irgendetwas, womit man diese Mauern zu Fall bringen kann?“ „- Du kannst am Wochenende gerne mit mir schwimmen gehen.“
Hagar: „- Ja Mann. Das war ein historischer Moment. Wird denke ich in diesem Leben auch niemals wieder vorkommen. Hoffe es hat jemand Bilder oder Aufnahmen davon gemacht. Die kann ich mir im Laufe des Abends, hin und wieder vielleicht mal ansehen. Denn bis dato bin ich immer nur alleine schwimmen gegangen. Fertig machen, abkühlen ins Wasser springen und meine Bahnen ziehen. Solange bis meine Gliedmaßen mir signalisieren, dass es irgendwann auch mal genug ist. Um dann mit ein und demselben Tunnelblick, wieder brav nach Hause zu gehen. War bis dato so meine Divise. Und hat auch sehr gut funktioniert. Dummerweise ist bei Joes Ankunft ein großer Teil von mir in ihm verloren gegangen. So völlig unbemerkt und ohne, dass ich es irgendwie als schlimm empfand. Und jetzt wünsche ich mir dem wäre nicht so gewesen.“

(„- Cold is the colour of crystal, the snowlight that falls, from the heavenly skies.“)

„- Was wünschst du dir für dich?“ „- Ich weiß nicht. Das, was sich alle wünschen. Was sich alle wünschen, das glaube ich.“ „- Und, was wünschen sich denn so alle?“ „- Keine Ahnung. Sicherheit…Denke ich. Eben alles in trockenen Tüchern. Eine gute Arbeit, ne Familie und n Dach überm Kopf. Das ist es doch, was sich alle wünschen. Oder etwa nicht? Den Anschein eben, dass man sich keine Sorgen mehr machen muss. Auch, wenn man eigentlich welche haben sollte, es eben aber nicht so krass mitbekommt. Oder eben etwas, dass die Ernsthaftigkeit herausnimmt.“ „- Hättest du etwas dagegen, wenn ich dir das alles künftig gebe?“ „- Nein, Joseph, dagegen hätte ich definitiv nichts. Nein Joe, dagegen hätte ich nichts.“

(„- Catch me and let me dive under, cause I want to swim in the pools of your eyes.“)

Hagar: „- Wissen wir alle wa? Die erste große Liebe, ist für uns alle, auch die für immer. Nee, leider nur in den wenigsten Fällen. Ja, manchmal fragt mich mein Sohn und er tut es auch heute noch, wer denn nun endlich, sein lieber Vater ist. Das lässt sich nun einmal nicht vermeiden. Ist im Grunde genommen ja auch nicht schlimm. Verständlich, wenn man wissen will, wo man denn schlussendlich herkommt. Nee aber im Grunde genommen, sind wir doch eigentlich auch sehr gut ohne ihn zurechtgekommen. Hatten ja zwei nette Clowns hier, die die Vaterrolle hier übernommen haben. Sie haben sich unter sich gesplittet. Aber ich glaube es belastet MICH. Mein Sohn, ist mittlerweile erwachsen geworden und hat sich ein Leben für sich selber aufgebaut. Ja und ich. Ich sitze hier auf dem Sofa und grübele nach, über etwas, das schon hundert Jahre, hinter mir in der Vergangenheit liegen sollte. Etwas, dass ich eigentlich längst hätte überwinden sollen. Alle Menschen um mich herum haben schon lange weiter gemacht. Und ich hänge hier rum so wie Bridget Jones, dick, alleine und kettenrauchend und obendrein noch am Rande des Wahnsinns. Scheiß auf Esther, ja Mann scheiß auf sie. Esther mit dem gepiercten Lippenbändchen. Die nach der Frau eines persischen Königs benannt wurde. Und jetzt gerade, mit dem Mann zusammen ist, der eigentlich hätte meiner sein sollen. Abraham schickte Hagar in die Wüste. Und wie Abraham es mit Hagar getan, hast du es auch mit mir gemacht, als du am Ende deines Trips, keine Verwendung mehr für mich hattest. Und jetzt sitze ich hier in nem Jumpsuit, mit nem Wildturkey in der Hand und hab Thelma und Louise gerade im Fernsehen laufen. Obwohl ich ganz genau weiß, dass es mich am Ende nur zum Heulen bringt. Wie durchgekaut, dann ausgespuckt und direkt dann wieder in Mund genommen. Gott wie kann man so tief sinken?“

(Wir hören die Türklingel läuten. Eintritt Prince und seine kubanische Freundin“)

„- Hey, hallo Mama. Wir wollten dir nur ein gutes neues Jahr wünschen.“ „- Hey, mein Baby, das ist wirklich nett von euch.“ „- Schau mal Mama. Das ist Serena.“

(„It´s twelve noon in London. Seven a.m. in Philadelphia. And around the world it´s time for Live Aid“)

(„- Can anybody find me…Somebody to…Love?“)

(„- Cold is the colour of crystal the snowlight that falls from the heavenly skies. Catch me and let me dive under for I want to swim in the pools of your eyes.“)

(„- I want to swim…In the pools…Of your eyes.“)