Laternchen

Eine Gastrokritik von Christian Schütte

Dieses Mal schauen wir dem Siegener Oberstadt-Restaurant „Laternchen“ in den Filettopf.

Der letzte Weltkrieg hat Siegen nicht viel Altstadt gelassen. Umso begehrter sind die wenigen verbliebenen Häuschen in den drolligen Gässchen zwischen Marienkirche und Oberem Schloss als Wohnraum. Restaurants sind dort jedoch rar gesät: Außer dem elitären „Schwarzbrenner“ sorgt nur noch das altehrwürdige „Laternchen“ am Rande der Siegener Oberstadt für kulinarischen Glanz.

Gastro-Kompass Laternchen

 

 

 

 

 

 

 

 

Der urwüchsige Schieferbau mit seinen vergitterten Fenster verströmt schon von außen den Charme märchenhaft-verwunschener Gastlichkeit von anno dazumal. Ist man die Treppe zum Gastraum hinabgestiegen, fühlt man sich im heimeligen Kellergewölbe mit gutbürgerlich-rustikalem Holzmobiliar sofort geborgen. Im verwinkelten „Laternchen“ ist nur Platz für ein paar Dutzend Gäste. An diesem Dienstagabend sind jedoch längst nicht alle Tische besetzt, so dass wir uns über eine freundliche und stets aufmerksame Bedienung freuen dürfen.

Als Gruß aus der Küche steigert ein Baguette mit angenehm milder Kräuterbutter die Vorfreude. Die Kraftbrühe vom Tafelspitz mit Maultaschen (4,80 €) schwächelt wirklich nicht; besonders der Porree vertieft den intensiven Eindruck, den die delikate Vorspeise hinterlässt. Als Hauptgang wähle ich den Filettopf, in dem sich je ein Schweine-, Hähnchen- und Rinderfiletmedaillon tummeln und in Begleitung von Kräuterkartoffeln, Speckpilzen und Gemüse daherkommen (18,90 €). Die kurze Wartezeit vertreibt ein Krombacher Pils (0,3 l für 2,50 €), das mit der Deftigkeit der Speisefolge harmoniert.

Überhaupt sitzLaternchen-Rechnungt es sich gemütlich in diesem kerzenbeschienen, maßvoll eingerichteten Kellerlokal. Allenfalls der übergewichtige, arrogant dreinblickende Osterhase, der mit hinter dem Rücken verschränkten Pfoten über unseren Tisch wacht, ist als Dekoration eine seltsame Wahl.

Alsbald wird das Fleisch serviert – stilecht in gusseiserner Pfanne. Die Zubereitung lässt keinerlei Grund zum Mäkeln aufkommen: In würziger Rahmsoße gebettet, ist das Rind innen zartrosa, Schwein und Hähnchen sind perfekt gegart und durchweg in Filetqualität. Das Gemüse gestaltet sich vielfältig: Champignons, Kohlrabi, Blattspinat, Möhren und besonders knackiger Blumenkohl heben sich wohltuend von der Dosenkultur billigerer Restaurants ab. Die längshalbierten, ungeschälten Kartoffeln sind zart und erdig. Die Portion ist nicht überdimensioniert, macht aber mehr als satt.

Auf der Karte locken noch viele selbstgemachte Nachspeisen, aber dafür ist einfach kein Platz mehr. Stattdessen soll es ein ‚Aufräumer‘ sein: Die Schladerer Mirabelle (2 cl für 4 €) wird im großen Glas ausgeschenkt, hat auch ein betörendes Aroma, schmeckt jedoch eher bitter als fruchtig, so dass es ein Zweckgetränk bleibt. Der allgemeinen Zufriedenheit tut dies keinen Abbruch.

Wer also statt Tütensuppe und Tiefkühlkost vermeintlich angesagter Erlebnisgastronomie-Ketten lieber bodenständige regionale Küche genießen will, findet im „Laternchen“ einen behaglichen Ort, um einen gelungenen Tag ausklingen zu lassen oder bei Kerzenschein einander tief in die Augen zu sehen. Die schmale, aber saisonal ergänzte Karte des Lokals bewegt sich insgesamt in der mittleren Preiskategorie. Möge dieses „Laternchen“ noch lange leuchten!

Restaurant Laternchen

Löhrstr. 37

57072 Siegen

Werktags ab 18 Uhr 

Sonntag von 11.30 bis 14.30 Uhr und ab 18 Uhr

Mittwoch Ruhetag