27.10.2014: Abriss einer Woche

von Theresa Müller

Eine Woche geprägt von diversen literarischen Veranstaltungen. Der Startschuss gegeben durch die mittwöchentliche LiteraListenLesung. Schlaf wurde zur Mangelware, denn die Literatur trat am Donnerstag, mit dem Beginn des Europäischen Literaturfestivals vielSeitig in den Vordergrund. Über eine Leinwand via Skype, in Kneipen, Cafés, im Museum und klassisch im Saal lasen Autoren, Schauspieler, Dozenten und Studierende ihre Werke und Lieblingsliteratur vor. Vorgelesen in Sprachen die so vielseitig waren wie die Inhalte der Texte.

Aber zurück zum Anfang: der LiteraListenLesung. Eine Bühne, die dafür offen steht, kreativen Studierenden eine Möglichkeit zu bieten ihre Texte zu präsentieren. Ein Projekt, das ich vor einem Jahr gestartet habe. Dies versuche ich meist als Allrounderin umzusetzen, mit Starthilfe der Redaktion. Neben der Aufgabe der Organisatorin versuche ich die Rolle der Barkeeperin, der Moderatorin, der Technikerin, der Lesenden und am liebsten die der Zuhörerin einzunehmen. Ich verlasse mich auf den Zufall und auf liebe Menschen, die last minute Rollen von mir übernehmen. So hat es bisher immer geklappt, so arbeite ich, so bin ich. Ich denke nicht an alles. Kurz vor der Lesung stehe ich dann ohne Getränke und ohne Stühle da. An Stühle habe ich noch nie gedacht, noch nie in Betracht gezogen, dass es Komplikationen geben kann – in einer von Stühlen überbepflasterten Uni – eben diese aufzutreiben. Am Mittwoch war das der Fall: Stühle wurden entwendet und niemand wollte welche auf bürokratischem Wege heraus geben. Ich versuche mich ja der Bürokratie anzupassen. Ab und zu einfach drauf geschissen! Es lebt sich doch stressfreier, wenn man dieses Prozedere einfach umgeht! Zumindest dieses Mal… Für die nächste Lesung werde ich die Rolle des Stuhlbeauftragten vergeben. Viel organisiere ich nicht im Vorfeld, lasse es auf mich zukommen. Dann läuft der Tag der Lesung immer chaotisch ab, der Stress zuvor bleibt aber außen vor.

Die Lesung war wie immer eine Freude, die Texte humorvoll, nachdenklich, klangvoll, traurig, anregend, einfach gut, begleitend von Celloklängen, einer singenden Säge und philosophisch angehauchten Liedern.

Der konkrete Vergleich der Organisation der LiteraListenLesung gegenüber der All-you-can-read-Lesung, brachte mich jedoch zum Nachdenken.

Am Samstag fand die All-you-can-read-Lesung im Wohnzimmer statt. Studierende aus aller Welt lasen ihre Lieblingsliteratur in ihrer Muttersprache mit deutscher und englischer Zusammenfassung vor. Christina, Julia und ich organisierten diese in Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro. Harmonischer hätte der Tag der Lesung nicht ablaufen können. Die Vorbereitung belief sich auf eine Stunde. Jede Rolle war bereits verteilt. Bei den Literalistenlesungen fange ich acht Stunden vorher an zu basteln, laufe hin und her, verteile Aufgaben, versuche meist alles alleine zu stämmen. Dann muss ich mir eingestehen: ich bin zu verplant. Doch es fällt mir schwer das Projekt aus den Händen zu geben. Ist Arbeitsteilung ein guter Weg, frage ich mich. Im gewissen Maße sicherlich, die Betonung auf in Maßen liegend. Die Vorbereitung der All-you-can-read-Lesung war im Vergleich stressreicher, durch die frühe Konkretisierung der Umsetzung. Zwischendurch überkam mich das Gefühl des Scheiterns, der Unzufriedenheit, der Frust. Ein eigentlicher Freund, der vorher zugesagt hat, ließ sich am Samstag einfach nicht Blicken. Keine Absage, Nichts… Enttäuschung in mir.

Während der All-you-can-read-Lesung war ich dann hellauf begeistert von den Lesenden, beeindruckt von einer unglaublich harmonischen Mischung von Texten und den Auftritten. Die Flaggen der jeweiligen Länder standen an den Tischen, dass die Flagge aus Kosovo nicht vertreten war, interessierte keinen mehr.

Ich genoss das Wochenende sehr mit all den wunderbaren, abwechslungsreichen Lesungen und den interessanten Gesprächen mit Menschen. Gesprächen mit Menschen, die ich sonst nie kennengelernt hätte. Egal ob Stress im Vorfeld oder am Tag der Lesungen, schon das nächste Vorhaben steht vor der Tür. Eine Besucherin des Festivals meinte Freitagabend an der Kasse „egal ob Willie Daly da ist oder nicht, hauptsache eine Lesung.“ Es ist nicht die ultimative Einstellung, aber dennoch gut wie ich finde, denn gerade das literarische Angebot ist nicht weit gefächert in Siegen.

Meine gesammelten Eindrücke lassen sich nicht auf einer Seite der wöchentlichen Wortmeldung zusammenfassen. Die gibt es dann vielleicht demnächst auf einer Lesung der LiteraListen zu hören. Bis dahin einen schönen Tag noch.