Lisa Pilhofer
Das Ensemble des Tollmut-Theaters hat dem unbeständigen Siegener Wetter getrotzt und diesen Mittwochabend die Premiere von Der Widerspenstigen Zähmung im Musikpavillon des Schlossparks gefeiert. Mit nur wenigen Requisiten, zu denen ein quietschgelber Sessel und ein blutroter Samtvorhang gehörten (später kamen noch eine Gitarre, ein Besen und ein rauchender Topf dazu), führte die studentische Theatertruppe ihre moderne, aber noch das Original zitierende, Version Shakespeares auf.
Obwohl einige der Figuren umgewandelt wurden blieb der Kern der Handlung derselbe: die jüngere und wesentlich beliebtere und begehrtere Tochter Bianca darf erst heiraten, wenn auch die ältere, kratzbürstige Tochter Katharina unter die Haube kommt. Wie das bei Shakespeares Komödien dann so ist, ergeben sich aus diesem Ausgangsdilemma unterhaltsame Intrigen und Verwechslungsspielchen, die das Tollmut-Ensemble pointiert und gekonnt dargestellt hat. Die Charaktere waren nicht zu überspitzt und jede Figur verfügte über ihre eigene Komik. Die Katharina war in ihrer Widerspenstigkeit sehr überzeugend und das Duo Lucentio und sein Diener Tramio waren ein amüsantes Gespann.
Gelungen war auch die Wahl der Kostüme. Jeder Schauspieler trug schwarzes Hemd und Hose, darüber je nach Charakter noch ein Kleidungsstück bzw. ein Accessoire in einer anderen Farbe. Besonders schön: Petruchio und Katharina trugen jeweils knallpink, und Lucentio und Bianca jeweils blau – man konnte als Zuschauer also gleich zu Beginn erahnen, wer zusammen gehören sollte.
Was dem Ensemble ebenfalls überaus gut gelungen ist, war das Miteinbeziehen des Publikums und das Durchbrechen der „dritten Wand“: man wurde u.a. dazu aufgefordert, die Gelegenheit zu nutzen, „Hochzeitsfotos“ zu schießen; auch es gab Anspielungen darauf, dass es sich bei dem Spektakel nur um eine Theaterinszenierung handelt sowie auf den Roman Fifty Shades of Grey – als Petruchio seiner neuen Gattin Katharina sein „Spielzimmer“ zeigt.
Obwohl es im Laufe des Abends doch recht kühl wurde und nur die Hälfte der Sitzreihen besetzt war (was höchstwahrscheinlich auch am Wetter gelegen hat), hatte das Publikum sichtlich seinen Spaß an der Vorstellung.
Der Widerspenstigen Zähmung des Tollmut-Theaters ist kreativ und unterhaltsam umgesetzt worden und sorgte für einen heiteren Abend. Es lohnt sich auf alle Fälle, dieses Stück anzuschauen!
Zu sehen ist das Stück noch am 09., 10., 13. und 14. Juli, um 19 Uhr im Musikpavillon im Garten des Oberen Schlosses in Siegen. Karten gibt es unter www.tollmut-theater.de, im AStA-Shop und im Mensafoyer der Universität Siegen sowie an der Abendkasse. Preis 8 Euro (ermäßigt 6 Euro).
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