Eine Gastrokritik von Christoph Ernst
Brot und Soße machen den Unterschied: Am Siegener Bahnhof kann man bei „Mr. King“ einen der besten Döner der Stadt essen.
Mittwochs nachts 3.00 Uhr. Wer um diese Uhrzeit mit Hunger aus einer Bar oder Disko stolpert, hat in Siegen schlechte Karten. Kein Restaurant hat mehr geöffnet und in Bars schließt die Küche spätestens um Mitternacht. So sah es zumindest bis zum Februar 2012 aus, denn seit Anfang des Jahres versorgt der Döner-Imbiss „Mr. King“ hungrige Nachtschwärmer mit Nahrung.
„Öffnungszeiten gibt’s bei uns nicht“, sagt Inhaber Korkut Yalcin, „wir haben so lange auf, wie Leute kommen.“ Das kann am Wochenende auch gern mal vier oder fünf Uhr werden, berichtet er.
Direkt am Bahnhof gelegen fällt der kleine Döner-Imbiss sofort durch sein grellgrünes Schild auf, das über der Eingangstür hängt. Im Laden selbst setzen sich die grellen Neonfarben fort. Die Wände sind gestreift und strahlen in allen Farben des Regenbogens, genauso wie die buntgestreiften Tische, an denen grüne Stühle stehen. Die Einrichtung sollte wohl um jeden Preis modern sein, ist aber viel zu bunt und wirkt eher billig. Die Sitzgelegenheiten sind aus Plastik und nicht besonders bequem.
Wer sich aber vom Neon-Interieur nicht abschrecken lässt, bekommt einen überraschend guten Döner (3 €), entweder mit Hühnchen- oder Kalbfleisch. Das Fladenbrot ist leicht warm und schön knusprig. Salat, Tomate, Zwiebeln und Rotkohl machen einen frischen Eindruck und sind knackig. Das Fleisch ist nicht herausragend, aber stets heiß und pikant gewürzt. Die Soße aber ist es, die den Döner von vielen anderen abhebt. Sie wird sowohl über das Fleisch gegeben als auch oben über den Salat und sorgt so dafür, dass die letzten Bissen nicht nur aus trockenem Brot und Fleisch bestehen. Grundsätzlich gibt es die Auswahl zwischen Yoghurt-, Cocktail- und Knoblauchsoße. Letztere wird, wie Yalcin sagt, nach einem Geheimrezept mit mehreren Kräutern hergestellt und ist die beste der drei. Neben Knoblauch schmeckt man vor allem Dill und Thymian heraus. Die hellorangene Cocktailsoße scheint hauptsächlich aus Curry zu bestehen (und wäre wohl so auch passender bezeichnet). Auf Wunsch mischt das freundliche Personal mehrere Soßen zusammen. Milde Peperonischoten gibt es zu jedem Döner gratis dazu.
Eine interessante Variation ist der Pomm-Döner (4 €). Dabei handelt es sich um einen normalen Döner, der außer mit Salat und Gemüse auch mit Pommes frites gefüllt ist. Jedoch werden die Pommes im Fladenbrot so zerdrückt, dass sie eine Masse mit dem Fleisch und den anderen Zutaten bilden. Mächtig ist der Pomm-Döner und somit vielleicht genau das Richtige für den nächtlichen Hunger nach dem Trinken. Die türkische Pizza oder Lahmacun (3,50 €) ist ebenfalls zu empfehlen. Hier könnte der Teig aber etwas knuspriger getoastet sein. Die gelungene Döner-Soße und das frische Gemüse gleichen das wieder aus.
Neben den türkischen Gerichten gibt es bei „Mr. King“ auch Hamburger (1,50 €). Leider muss man im Unterschied zum Döner von diesen abraten. Das Hackfleisch-Patty ist industriell gefertigt und so schmeckt es auch: fettig, schmierig und fad. Über dem Fleisch befinden sich Tomate und Salat. Abgerundet wird alles mit der Cocktail-Curry-Soße. Es stellt sich die Frage, warum nicht komplett auf die Burger verzichtet wurde. Ein bis zwei zusätzliche Döner-Variationen wären sinnvoller gewesen.
Die Getränkepreise sind fair, ob für einen Becher Ayran (1 €) oder eine 0,3-l-Dose Cola, Fanta oder Sprite (1,50 €). Insgesamt kann „Mr. King“ durch seine zentrale Lage am Bahnhof und seine großzügigen Öffnungszeiten punkten. Der Döner ist sehr zu empfehlen und in Siegen kaum irgendwo besser zu finden.