von Kai Herrmann
Ein Kommentar zur Steuer-Affäre Hoeneß
Der Saubermann des deutschen Fußballs, Uli Hoeneß, der jahrelang durch erfolgreiche Selbstdarstellung in den Medien zum Musterbeispiel eines gesetzestreuen, bescheidenen und geradlinigen Bürgers wurde, zeigt sich selbst wegen Steuerhinterziehung an. Uli Hoeneß? Ist das nicht der Kerl, der meinte: „Keine Regierung der Welt kann mein Vermögen kleinmachen. Das mache ich schon selber – indem ich Fehler mache.“ (AZ-Interview 2002) Und der im selben Interview behauptete: „Mir ist inzwischen egal, ob ich 20, 50 oder 100 Prozent Steuern zahle – mir geht es um die kleinen Leute“? Ja, um keinen anderen handelt es sich!
Während er in Robin-Hood-Manier die Fans des FCB für sieben Euro in die Südkurve lässt und den Logengästen das Geld aus den Taschen zieht, soll der Wurstfabrikant und Präsident des FC Bayern München Hunderte Millionen Euro auf einem Schweizer Konto versteckt haben. Bis jetzt ist unklar, ob es zum Zeitpunkt der Selbstanzeige ein laufendes Ermittlungsverfahren gegen Uli Hoeneß gab oder ob er lediglich eingesehen hat, dass dieses Verhalten, das er bei Bankern so oft kritisiert hat, nicht weiter zu vertreten ist.
Nun stellt sich die Frage: Was passiert mit dem guten Uli? Muss er etwa ins Gefängnis? Dann könnte er sich eine Zelle mit seinem Innenverteidiger Breno teilen, der noch eine Haftstrafe wegen Brandstiftung absitzt. Angesichts der Sachlage wird Hoeneß wohl kaum an einer massiven Geldstrafe vorbeikommen und seinen Posten bei den Bayern räumen müssen. Nachfolger beim FCB könnte etwa der in der Sportwelt erfahrene Boris Becker in Kombination mit dem in Führungspositionen bewährten Klaus Zumwinkel sein. Dieses Duo wüsste zumindest, wie das mit den Steuern in Deutschland funktioniert. Falls das Geld des FC Bayern künftig nicht mehr für das Gehalt des neuen Trainers Pep Guardiola ausreicht, könnte man über eine Verpflichtung von Christoph Daum nachdenken, da dieser momentan auf dem Markt ist und die Spannungen zwischen Hoeneß und Daum wohl keine Rolle mehr spielen.
In jedem Fall wird der amtierende Bayern-Präsident in der nächsten Zeit noch daran denken, was er im August 2002 der WELT zu Schwarzgeldzahlungen in der Bundesliga gesagt hat: „Es ist doch unklug, solche Dinge zu machen, denn irgendwann kommt doch immer alles heraus. Und es kann doch nicht der Sinn der Sache sein, ins Gefängnis zu wandern, nur um ein paar Mark Steuern zu sparen.“