Der überraschende Run auf Jurassic World weckt bei Michael hohe Erwartungen.
Von Michael Fassel
Größer, höher, gefräßiger scheinen sich die Macher des am Donnerstag angelaufenen Films Jurassic World von Colin Trevorrow zum Leitbild gemacht zu haben. Und das mit Erfolg, denn in den vergangenen Tagen kletterte das Dinosaurier-Spektakel an die Spitze der Kino-Charts. Überraschend dabei ist, dass es schon jetzt über 500 Millionen Dollar eingenommen hat und damit den Rekord des letzten Harry-Potter-Films bricht. Ich habe den Actionfilm noch nicht gesehen (oder sollte ich ihn besser als ein Science-Fiction-Thriller klassifizieren?), aber jetzt wurde meine Erwartungsschraube weit nach oben gedreht.
Vielleicht ist die Formel „Größer, höher, gefräßiger“ zu einfach, denn die Giganten alleine locken nicht viele vor die Leinwand, eine Story muss her. Möglicherweise hat das Publikum 22 Jahre nach dem ersten Jurassic Park-Film auf das „Was-wäre-wenn“-Szenario gewartet: Was wäre geschehen, wenn der Park nicht im Vorfeld gescheitert und dem Weltpublikum öffentlich zugänglich gemacht worden wäre. Das beantwortet nun hoffentlich Jurassic World. Ob man dafür aber nun einen neuen, von Wissenschaftlern genmanipulierten Dinosaurier – wie er in den Trailern angekündigt wurde – benötigt, erscheint mir fragwürdig und genauso unnötig, wie die zwei Sequels Vergessene Welt (wie Teil 1 ebenfalls inszeniert von Steven Spielberg) und Jurassic Park III (diesen ausgesprochen fantasievollen Titel darf sich Regisseur Joe Johnston in seine Filmographie schreiben).
Ich erwarte nun nicht eine Hetzjagd nach der anderen, ein paar Gliedmaßen von sehr unsympathischen Parkbesuchern (Anwälte sollen dem Tyrannosaurus rex ja besonders gut munden) dürfen aber gerne durch die Luft fliegen. Was ich mir erhoffe, ist, dass der Film eine spannende ethische Debatte über die Vor- und Nachteile des Fortschritts von Gentechnologie aufgreift, wie sie im ersten Film der Jurassic Park-Reihe angerissen wurde. Das Potenzial ist da und anhand eines derartigen Einschnitts in die Natur ließe sich darüber gut diskutieren. Was ich mir nicht wünsche, ist die plakative Botschaft, dass Gentechnik grundsätzlich schlecht ist und dass alle klonenden Wissenschaftlicher moralisch unreine, kapitalistisch denkende und schlechte Menschen sind, die Naturschützer und Gentechnik-Feinde hingegen ausnahmslos die Guten.Ansonsten wird auch diese Fortsetzung zum reinen Popcorn-Kino, in dem die eigentlichen Stars dann ironischerweise die eigentlich unschuldigen Jäger mit dem genmanipulierten Blut in den Adern sind.