von Minou Wallesch
Ein Konzert von Felix Gebhard in der Siegener Bar Schellack.
„Hallo, ich bin Felix Gebhard. Wenn ihr gerade im Begriff seid euer Bier auszutrinken, dann bestellt schnell ein neues, das erste Lied wird sehr lang. Und es wird mich und euch einiges an Geduld kosten.“ Die ersten Töne erklingen. Felix Gebhard steht auf der kleinen Bühne im Schellack. Er, seine E-Gitarre und viel Technik – für einen Mann mit einer Gitarre. Von den Gästen getrennt wird er nur durch einen kleinen Tisch mit unterschiedlichen Reglern darauf. Der Song beginnt mit langgezogenen Tönen. Sie schwingen ineinander, verweben sich und füllen den Raum. Nach einiger Zeit singt er ein paar Zeilen. Die langen Haare fallen ihm ins Gesicht, sie lassen seine Mimik nicht erkennen. Felix Gebhard taucht ganz hinter seiner Musik ab. Während er spielt, kommuniziert er nicht mit dem Publikum. Er scheint versunken und konzentriert an seinem Lied zu arbeiten. Etwas melancholisch singt Felix Gebhart mit sanfter Stimme, die dennoch nachdrücklich klingt. Nun dreht er an den verschiedenen Reglern neben sich, nimmt die gespielten Töne auf, legt neue darüber und begleitet sich selbst.
Auf der Facebookseite des Schellack wird die Musik von Felix Gebhard als psychedelisch angekündigt. Das trifft es auf den Punkt. Der erste Song ist ein Wechsel zwischen langgezogenen Tönen und schweren, asiatischen Klängen, die sich zu einer schwingenden Melodie vereinen. Zwischendurch dreht er an einem Knopf, drückt einen Schalter zu seinen Füßen und es mischen sich Orgelklänge in sein Spiel. Manchmal erinnert die Melodie an Entspannungsmusik für Yogastunden, dann schlägt sie wieder in kräftigen, durchdringenden Rock um.
Sein erster Song dauert eine halbe Stunde lang. Felix Gebhard vermittelt das Gefühl, nicht für sein Publikum zu spielen. Er geht vollkommen in seiner Musik auf, verlangt seiner Gitarre alles ab, was geht. Zupft die Saiten, lässt seine Hand darüber schnellen, klopft, dann klimpert er wieder an den kurzen Saitenenden am Gitarrensteg. Trotz seiner konzentrierten Abwesenheit nimmt er das Publikum mit. Während des ersten Songs sitzen alle gebannt da, kaum einer unterhält sich. Danach: langer Applaus. Er zieht sich den Gitarrengurt von der Schulter und wünscht seinem Publikum noch einen schönen Abend. Es wird geflüstert: „War es das jetzt schon?“. Verwunderte Gesichter. Nach ein paar Minuten tritt Felix Gebhard nochmals auf die Bühne: „Ach, ging euch das jetzt zu schnell zu Ende? Soll ich weiterspielen?“.
Die nächsten Songs werden etwas klassischer. Mehr Mainstream und weniger experimentell. Der Länge nach sind die Lieder jetzt radiokompatibel und Felix Gebhard schüttelt ab und zu die Haare aus dem Gesicht. Jetzt lässt er auch mehr von seiner Stimme hören. Es gibt nur noch wenige Passagen, in denen er nur seine Gitarre den Raum füllen lässt.
Felix Gebhard befindet sich gerade auf einer kleinen Tour durch Deutschland. Sein nächster Stopp ist Bremen. Der Sänger und Fotograf hat zusammen mit Jürgen Vogel und Thees Uhlmann (u. a.) in der fiktiven „Hansen Band“ im Film „Keine Lieder über Liebe“ gespielt.