von Jenny Brehm
Homosexualität und Fußball
Ich habe selbst Fußball gespielt, von der B-Jugend bis in den Herrenfußball. Dabei habe ich in der Kabine oder beim Training erlebt, wie homophobe Sprüche und Witze gerissen wurden. Aus Angst habe ich geschwiegen. Das ist gang und gäbe im Amateurbereich. Im Profifußball ist es nicht anders, wie Thomas Hitzlsperger sagt. Er ist der erste (prominente) offen schwule Berufsfußballer in Deutschland. Sein Outing ist ein mutiges Zeichen und wichtig. Allerdings hat er seine Karriere schon beendet.
Ich bin zwar nicht schwul, aber als Mensch, der als Mann geboren wurde, so gelebt hat und unglücklich damit gewesen ist und lieber als Frau leben möchte, weiß ich, wie schwer das ist, sich zu outen. Erst nachdem ich aufgehört hatte mit dem Fußballspielen, habe ich mich geoutet. Aus Angst vor den Reaktionen meiner Mitspieler. Die ehemaligen Mitspieler reden heute kein Wort mehr mit mir.
Im Frauenfußball ist Homosexualität kein Thema, es wird viel lockerer damit umgegangen. Als Nationalspielerinnen haben sich Ursula Holl (mittlerweile zurückgetreten) und Nadine Angerer (bisexuell) während der aktiven Karriere geoutet, da gab es keine negativen Konsequenzen. Steffi Jones als DFB-Direktorin und ehemalige Nationalspielerin hat sich aber ebenfalls erst nach der aktiven Karriere als lesbisch geoutet, womöglich wegen der sonst vielleicht ausbleibenden Sponsorengelder.
Der DFB hat mittlerweile den Kampf gegen Homophobie aufgenommen, unterstützt Spieler_innen beim Outing. Es gibt schwul-lesbische Fanclubs von Bundesligavereinen. Es gab einen schwulen Vereinspräsidenten beim FC St. Pauli. Im „Tatort“ gab es das Thema auch schon, mit einem fiktiven Outing am Ende.
Der Ligaverband DFL setzt mit dem Beitritt zur „Berliner Erklärung“ ein unmissverständliches Zeichen gegen Schwulen- und Lesbenfeindlichkeit. Die von der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld initiierte Deklaration ist ein Bekenntnis zu Vielfalt, Respekt und Akzeptanz. Dabei erklären die Unterzeichner insbesondere, sich aktiv gegen Homophobie auf allen Ebenen des Sports einzusetzen.
Aber in den Amateurvereinen ist das noch nicht angekommen; immer noch ist „schwul“ ein Schimpfwort am Platz. „Du Schwuchtel kannst nicht mal ’nen vernünftigen Pass spielen!“
„Geht dir gleich einer ab unter der Dusche?“ „Wie schwul war das denn?“ „Schwuchtel, fall nicht hin beim Laufen“ „Bist du ’ne Schwuchtel oder was?“
Solche Sprüche hab ich oft erlebt am Platz. Rote Karte dafür!