Und Action, bitte!

von Jan-Hendrik Schulz

Ein guter Rat für die Moderatoren des Goldenen Monaco 2013. Die Filme und Showeinlagen des Abends waren klasse. Nur die Moderation hätte ein wenig mehr Biss vertragen können. Ein Kommentar von Minou Wallesch.

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Er sollte wohl einen glamourösen Anblick bieten. Doch der Bühnenhintergrund wirkt wie die Grafik eines schlechten Videospiels aus den 90ern. Es gibt ein Pseudoflammenmeer in Rot und Schwarz mit Goldener-Monaco-Schriftzug auf dem Bildschirm. Auf die Außenseiten der weißen Wand werden drei karierte Vierecke projiziert, die sich umeinander drehen, sodass ab und zu ein Herz entsteht. Eine schöne Idee, da auch die Gäste beim Einlass einen Herzstempel auf die Hand gedrückt bekamen. Links die Monacoband, sonst ist die Bühne leer.

Der erste Film des Abends: Angelehnt an die James-Bond-Einlage bei der Eröffnung der Olympischen Spiele im letzten Jahr kommen die Moderatoren Johannes Meyer und Tim Brandt in die Siegerlandhalle geflogen. Zumindest im Film. Zu Beginn der Show werden sie von der Cheerleadertruppe „Coronette Dancers“ zur Bühne geleitet. Eben noch von glitzernden Pom-Poms umschwirrt, wirken sie allein etwas verloren. Den ganzen Abend lang. Denn neben den aussagekräftigen Filmen und Showeinlagen gehen die beiden Moderatoren unter.

Mit witzigen Einlagen wie einem kleinen Tanz in „Great-Gatsby“-Manier versuchen Meyer und Brandt mit Zylinder behütet das Publikum für sich einzunehmen. Es gibt Tequila, einen Playboy und die Bunte – aber zu wenig Charme in der eigentlichen Moderation. Obwohl die beiden Studenten jung sind und extra für dieses Event gecastet wurden, sind die Anmoderationen 08/15 und fallen aus dem sonst kreativen Rahmen.

„Kurzfilme sind kurz und sie sind Filme“ 

So leitet Jurymitglied und Laudator Sven Ilgener seine Rede zur Kategorie „Beste Kurzfilm“ ein. Die Filmemacher von morgen scheinen sich vor allem von ihrer eigenen Lebenswelt beeinflussen zu lassen. Sie sind allerdings frei von Vorurteilen und blicken oft über ihren eigenen Lebenshorizont hinaus. In den Filmen werden Themen angesprochen wie Smartphoneabhängigkeit, Drogen, der Konflikt zwischen Arm und Reich und Homosexualität. Dabei waren sie in ihrer Filmsprache und ihrem Stil ebenso unterschiedlich wie die Nominierten selbst. Ein bunter Haufen voller kreativer Ideen. Es gibt Blut und kleine Chilis, Schläge und Kindheitserinnerungen, Selbstironie und Reflexion zu sehen.

Nicht nur wegen der tollen Filme ist es ein gelungener Abend. Der Erfolg speist sich aus den Showeinlagen. Der erste Act des Abends ist eine Band mit Tim Bender (Gesang und Gitarre), Jonas Boltze (Gitarre), Nuria Edwards (Gesang), Rebecca Dörr (Gesang) und Anne-Tso Tchissambou (Gesang) . Zunächst interpretieren sie „Count to ten“ von Tina Dico und „Mirrors“ von Justin Timberlake. Als Abschluss singt Tim Bender im Duett mit Anne-Tso Tchissambou seinen „Kaffeesong“. Die Ballettmeisterschule Siegen zeigte sich im klassischen Tütü und als synchrone Masse mit weißen Masken. Comedy-Newcomer Luke Mockridge verabschiedet das Publikum. Er erzählt von seiner Ex, dem richtigen Zeitpunkt für den Sockentanz beim One-Night-Stand und den guten alten 90ern. Gut eingestimmt mit Gummibärenbande-Song und dem Bild im Kopf, wie ein Sarg zur Tetrismelodie in die Erde gelassen wird, ging der Abend nahtlos in die Aftershowparty über. Leider mit schlechtem R´n´B Remix und Wertmarken-Bier.

 

Der Monacoabend in Fakten:

 Die Jury bestand aus Anke Godbersen (WDR), Jochen Manderbach (Leiter Viktoria Kino), Boas Schwarz (Marco Polo Film AG und mehrmaliger Gewinner Goldener Monaco), Wolfram Mayer-Schuchard (Diplom-Regisseur) und Sven Ilgner (Förderreferent der Film- und Medienstiftung NRW).

Die Gewinner:

Bestes Magazin/Reportage

„Die Suche nach der Nadel im Heuhaufen“ von Dominique Uhe, Alexander Frieß, Niels Kühl, Alexander Scchröder und Mira Stuhlmann. Die Preisträger waren darüber begeistert, dass sie auch mit einem an sich trockenen Physikthema bei der Jury punkten konnten.

Bestes Musikvideo

In „Zonderbreed“ zeigten die jungen Filmemacher, wie Elektromusik anschaulich umgesetzt werden kann. Sarah Gerharda Mauer, Sonja Utsch, Mariam Houssaini, Anna Tissen, Boran Alaman, Marc Juchems, Mirko Plengmeyer.

Bester Kurzfilm

 “Life is what happens while you´re looking at your smartphone” kritisierte unser Smartphone-Suchtverhalten und zeigte, wie erfolgreich das Leben ohne ist. Von Joris Schwarz und Daniel Latsch.

Sonderpreis

 „Stucked“ zeigt, wie schwierig es ist, den Schuldigen zu bestimmen. Von Timur Kücükince, Güzin Erkaymaz, Turgut Cetinkaya, Tekin Gümes, Mehmet Karaman, Can Altun, Turgul Ayas, Nesip Agarcelik.

Publikumspreis

Das Publikum durfte zwischen drei Filmen abstimmen. Gewonnen hat der lustigste: „College Fighter 4 – Blutiger Pömpel im Schnee“ von Timofei Konjaev, Sergio Cuomo, Sebastian Kobs, Dominique Uhe, Kai Herrmann, Henning Schmidt, Nico Hecker, Nico Schaumburg, Klara Dieckmann.