Semesterbeginn

von Alex Mosig

Welch Freude, welch Wonne. Endlich geht das Semester los. Die Uni belebt wie lange nicht mehr. Von oben glich das muntere Treiben einem Ameisenhaufen. Da wuseln die i-Dötzchen, nein Entschuldigung, die Studienanfänger/innen (die politische Korrektheit ist hier besonders zu beachten, damit der Artikel den Normen des universitären Umgangs entspricht und keinen Shitstorm auslöst) herum und blicken verwirrt in alle Richtungen. Weiterlesen

Fortsetzungsroman Kapitel 5

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von Natalie Meyer

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Wütend griff Ernesto nach Pascals Taschenlampe, quetschte sich am verletzten Azubi vorbei und marschierte hinauf in die Küche. „Ihr verblödeten Anfänger, ihr glaubt auch, dass man sich bei mir alles erlauben kann! Aber jetzt habt ihr es zu weit getrieben! Erst der Korkenzieher, dann hat Klara die Nerven mich auf dem stillen Örtchen aufzusuchen und jetzt meint Lea auch noch, man müsse mir alles zweimal erklären?! Ich bin mindestens dreimal so schlau wie ihr Hirnis zusammen!“, polterte er in der Küche los. Während er sprach, strahlte er durch die noch immer dunkle Küche in Leas und Klaras Gesicht. „Tschuldigung Chef“, druckste Klara und ging auf Ernesto zu. Mit der Hand strich sie sachte über die Wunde an seinem Oberarm. „Was machen wir denn jetzt wegen dem Licht?“rief Pascal aus dem Keller „Am Stromkreis hier kann es nicht liegen, muss das Hauptstromaggregat vom ganzen Gebäudetrakt sein!“ So eine scheiße, nur gut, dass sie den Mittagstisch schon hinter sich gebracht hatten.

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Zwischen Bachelor- und Masterbürokratie

von Lisa Pilhofer

Ich gehöre zu den Leuten, die von dem Bachelor-Master-System nicht sonderlich begeistert sind. So wie ich das verstanden (und auch unter www.bachelor-studium.net nachgelesen) habe, dient die Umstellung von Diplom und Magister auf Bachelor/Master dem schnelleren Einstieg ins Berufsleben, der flexibleren Gestaltung des Studiums und vor allem der Vereinheitlichung des Abschlusses, der international anerkannt wird und einen besseren Austausch zwischen Universitäten möglich macht. Das heißt, man kann seinen Master auch an einer anderen Universität machen, man besitzt ja dieselben Voraussetzungen.
Soweit die Theorie. Weiterlesen

Das Siegener Literarische Quartett

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Peter Gendolla ist seit 1980 an der Universität Siegen tätig – abgesehen von einer kurzen Unterbrechung von 1993-1995. Er war Sprecher des sfb/Forschungskollegs „Medienumbrüche“ und langjähriger Leiter des Universi Verlags der Universität Siegen.

Seit Oktober 2015 hat das ZDF die bekannte Literatursendung „Das literarische Quartett“ neu aufgelegt. Grund genug, Herrn Prof. Dr. Peter Gendolla an der Uni Siegen einen Besuch abzustatten. Zusammen mit Studenten der Uni Siegen entwickelte er 2001 nämlich ein reales literarisches Quartett als Kartenspiel, dass 2015 neu aufgelegt wurde – das „Siegener Literarische Quartett“!

Literalisten: Herr Gendolla, wie kamen sie überhaupt auf die Idee, das literarische Quartett im Sinne des Wortes umzusetzen?

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Klospruch der Woche #1

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Wir beginnen unsere neue Kategorie mit einem Spruch, der sehr radikal und gleichzeitig auch belustigend ist. Im Fortlauf der Kategorie werdet ihr feststellen können, dass es von plumpen Sprüchen über politische Parolen bis hin zu ganzen Gedichten nichts gibt, das man nicht an den Wänden der Uni-Toiletten finden kann

Literalisten decken auf: Was steckt hinter dem rosafarbenen Sticker „Mädchen in Not“?

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Alle weiblichen Studierenden der Uni Siegen kennen die rosafarbenen Aufkleber „Mädchen in Not“ von den stillen Örtchen der Uni nur allzu gut. Doch was hat es damit auf sich? Noch so ein anonymer unbekannter Verein, der sich für irgendetwas Weltverbesserndes einsetzt? Davon gibt es schließlich in den Toiletten genug Sticker. Proasyl, Protierschutz, Antirassismus, ACAB, ProStupa, Anti-Asta, ProQueer … Die Liste lässt sich unendlich weiterführen.

Tatsächlich handelt es sich bei Mädchen in Not um eine Beratungsstelle für Mädchen und junge Erwachsene, die traumatische Erlebnisse verarbeiten wollen. Es gibt eine Beratungsstelle in Siegen und in Kreuztal. In Kreuztal sind sogar zwei ehemalige Studenten der Universität Siegen als Pädagoginnen tätig.

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Die Qual der Wahl oder die Wahl der Qual? Wahlbeteiligungen gehen in den Keller

Der AStA verfügt über etwa 170.000 € der Studierenden, da ihm 10€ des Semesterbeitrags jedes Einzelnen zustehen. Trotzdem beteiligt sich nur ein geringer Bruchteil der Studierendenschaft an den Wahlen des Studierendenparlaments (StuPa).

Traurig aber wahr – 25 Stimmen reichten bei der wiederholten StuPa Wahl im Oktober 2014 aus, um ein Mandat zu erhalten. Von 17.863 Wahlbeteiligten nahmen 902 Studierende an der Wahl teil. Das entspricht laut des Wahlprotokolls des Wahlausschusses einer Wahlbeteiligung von nur 5,0 Prozent. In Gesprächen mit verschiedenen Parteivertretern, – sympathisanten und Mandatsträgern habe ich versucht, der Ursache dieses Problems auf dem Grund zu gehen. Gleichzeitig sollen die Ziele und Einstellungen der Parteien verdeutlicht werden.

Im Gespräch: Jacob Pfeifer (Siegen Asozial), Birthe Schildknecht und Bastian Hirsch (Juso HSG – Jungsozialistische Hochschulgruppe), Patrick van Heeck (Mandatsträger Die Partei), Gianna Herber (Sympathisantin grün alternatives Wahlbündnis)

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Liliom

von Natalie Meyer

Theaterkritik zu „Liliom“. Eine Inszenierung der Neuen Studiobühne.

Liliom

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein blauer Sternenhimmel und ein niedliches Karussell mit lustigen Pferdchen sind auf den Flyern der Neuen Studiobühne für ihr aktuelles Stück Liliom zu sehen. Bei diesem Anblick hat man unwillkürlich sofort den Geruch von gebrannten Mandeln, Zuckerwatte oder Bratwurst in der Nase. Der ein oder andere kann sich vielleicht sogar noch an sein Lieblingstier auf dem Fahrgeschäft erinnern – oder war es ein Auto, ein Hubschrauber?

Genau das war nach eigenen Angaben die Intention des ungarischen Dramatikers Ferenc Molná, aus dessen Feder das im Jahr 1909 uraufgeführte Stück stammt. Realistisch sollte es sein. „Mit den Gedanken eines armen Schaukelgesellen im Stadtwäldchen, mit seiner Phantasie und seiner Ungehobeltheit“, so Molná.

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Mit 90 lernt man anders. Aber Rosemarie Achenbach lernt.

 von Jan-Hendrik Schulz
Sie ist ungefähr im 142. Semester. Ihre Scheine wurden nach 60 Jahren immer noch anerkannt. Statt Semesterferien hatte sie zu Beginn ihres Studiums Kriegseinsätze. Und statt Hochschulsport musste sie Sport-Testate erbringen – flink wie Windhunde, zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl. Rosemarie Achenbach ist die älteste Studentin der Uni Siegen. Ein Besuch.
Rosemarie Achenbach

Wie viele alte Damen ist Rosemarie Achenbach klein. Zierlich, aber kerzengrade. Wie 90 sieht sie nicht aus. Andere wirken mit Mitte 70 älter. Barfuss geht sie ins Wohnzimmer, wo noch die Geburtstagstafel steht. Sie will ihre Hörgeräte holen, schnellt ohne Last des Alters aus dem Sofa, findet die Geräte aber nicht. „Das kommt davon, wenn man so schlau ist“, sagt sie und der Schalk blitzt aus ihren hellblauen Augen.

1942 hat sie Abitur gemacht. Aber einfach so studieren? Nicht in Hitlerdeutschland. Ein halbes Jahr Arbeitsdienst in der Landwirtschaft, ein halbes Jahr Kriegshilfsdienst als Straßenbahnschaffnerin, das waren die Voraussetzungen zum Studium. „Viele Männer bekamen das Abitur geschenkt, damit sie schnell in den Krieg ziehen konnten“, sagt Achenbach. „Später mussten sie als gestandener Hauptmann oder Major wieder die Schulbank drücken.“ In München, kurz nach der Festnahme der Geschwister Scholl, immatrikulierte sie sich für Kunstgeschichte und wechselte nach einem Semester zur Psychologie mit den Nebenfächern Philosophie und Psychiatrie. Durchweg mit Kommilitoninnen. Kaum Männer, „nur ein paar Schwerverletzte kamen in Uniform“, erinnert sie sich.

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