von Lisa Pilhofer
Diese Woche ist es wieder soweit: Die Leipziger Buchmesse findet statt! Sie bietet nicht nur Gelegenheit, neue Lektüren kennen zu lernen, bekannten Autoren beim Vorlesen ihrer Werke zu lauschen, verschiedenen Diskussionen rund um das Medium Buch beizuwohnen oder einfach nur ein bisschen zu stöbern. Zusätzlich gibt es auch, was besonders interessant für Schüler und Studenten ist, etliche Angebote zum Thema Was kann ich im Bereich Medien machen? Was muss ich lernen bzw. studieren, um in diesem Bereich arbeiten zu können? Kann ich mit einem Literaturstudium nur Lektor werden? Wie fasse ich Fuß in der Buchbranche? Und für alle angehenden Starautoren: Wie schreibe ich gute Geschichten? und Wie kriege ich sie veröffentlicht?
Letztes Jahr auf der Buchmesse gab es sogar eine Art Karriere-Talk, bei dem Leute, die in Verlagen oder bei Zeitungen arbeiten, erzählt haben, wie man in diese Berufe einsteigt, was man für Voraussetzungen benötigt und wie die Arbeit dort tatsächlich aussieht. Was mich bei diesen Vorträgen am meisten beruhigt hat, war die Aussage, dass man mit einem Studium der Literaturwissenschaft/Germanistik/Romanistik/Anglistik usw. nicht nur Lektor werden kann (was nämlich viel zu viele werden wollen – unter denen auch ich). Die Arbeit im Verlag bietet viel mehr Möglichkeiten als das Prüfen von Manuskripten. Mal abgesehen davon wird im echten Arbeitsleben ja kaum das gefordert, was man jahrelang im geisteswissenschaftlichen Studium gemacht hat…
Schön war auch, dass es eine lange Tafel gab, an der Verlage sowie Zeitungen und verschiedene Firmen Stellenausschreibungen angepinnt haben, in denen sie Praktika, Volontariate oder feste Jobs anboten. Überhaupt ist die Buchmesse ein prima Ort, Verlage kennen zu lernen, sich vorzustellen, mit Leuten zu reden und Kontakte zu knüpfen.
Doch das nur am Rande. Die wirkliche Attraktion der Leipziger Buchmesse ist die MANGA-COMIC-CON! Ich muss zugeben: Ich kenne mich mit Mangas nicht wirklich aus und kann nicht gerade behaupten, ich wäre ein echter Fan davon. Ich habe nur lückenhafte Erinnerungen an Anime-Serien wie Sailor Moon, Pokémon, Dragonball und einige andere, deren Titel mir nicht einfallen. Mangas selbst habe ich früher nie gelesen und bis ich schließlich eines Besseren belehrt wurde, habe ich Manga und Anime irgendwie immer mit Pornographie, unsinnig in die Länge gezogenen Kämpfen, immer gleichem Zeichenstil und übertriebenem Marketing in Verbindung gebracht. Mangas und Animes sind aber viel mehr. Sie allein sind aber nicht das, was die MANGA-COMIC-CON ausmacht, auch nicht die Zeichner, die Workshops und die Neuvorstellungen. Es ist das COSPLAY! Und wieder muss ich gestehen, absolut keine Ahnung davon zu haben. Aber soviel weiß ich: COSPLAY ist kurz für costume und play, bei dem man sich als Charakter eines Mangas, Animes, Game, Film oder Fantasy-/Science-Fiction-Literatur verkleidet. Es ist wundervoll! Ich würde mich so was gar nicht trauen! Und der Aufwand! Den Kostümen sieht man an, wie detailgetreu und mit welcher Hingabe sie angefertigt wurden. Auch, wenn viele davon höchstwahrscheinlich nicht von ihren Trägern selbstgeschneidert, sondern gekauft wurden, sind es nicht nur die Kostüme, die beeindrucken. Auch die Frisuren, die Schminke, die Accessoires – und das Nachstellen von bestimmten Szenen, Mimiken und Gestiken sind der Wahnsinn. Die Cosplayer geben sich richtig Mühe und haben sichtlich Spaß daran. Auf der Leipziger Buchmesse kann man Sailor Moon sehen, wie sie sich die Lippen nachschminkt, Batman, wie er in einem LustigenTaschenBuch stöbert, einen Jedi-Ritter mit einer Tüte Pommes in der rechten und ein Laserschwert in der linken Hand, Link, wie er sich mit Super Mario unterhält, Naruto, wie er gerade die Herrentoilette verlässt und Pikachu, wie er an der Kasse einen Stapel Bücher bezahlt.
Doch es ist für mich nicht nur die Kreativität, die das Cosplay ausmacht. Die Cosplayer zeigen mir eine andere Art, wie man sich mit Charakteren aus Geschichten identifizieren kann. Damit meine ich nicht, dass jeder, der sich als Naruto verkleidet, auch Naruto sein will. Ich meine vielmehr, dass er/sie sich mit der Figur beschäftigt, ihre Geschichte verfolgt, sie vielleicht auch hinterfragt oder verteidigt, aber vor allem Freude daran hat. Literatur, Manga, Film und Games sind zugegebenermaßen oft mehr als einfache Unterhaltung. Doch meiner Meinung nach sollte die Unterhaltung bei diesen Medien nicht zu kurz kommen. Für mich drückt jemand, der sich als ein Buch/Manga/Film/Game-Charakter verkleidet, mehr Leidenschaft für eine Geschichte aus, als ein älterer Herr im Anzug, der zurückgelehnt in einem Sessel mit anderen Anzugträgern über die meta-kommunikative Diegese der Novellen des 17. Jahrhunderts diskutiert.
Ich freue mich auf die diesjährige Leipziger Buchmesse!