Oberräuber trifft Rabauken auf Schloss Frankenstein

von Minou Wallesch

Der Asta lädt ein und alle kommen: Autor und Poetryslammer Patrick Salmen füllte im Audimax Bänke und Treppen, sorgte für ordentliche Lacher und rauchende Köpfe. Mit seinem Soloprogramm „Ich habe eine Axt“ begeisterte er am Dienstagabend rund 600 Studierende.

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Viertel vor acht an einem Dienstagabend. So voll ist das Audimax um diese Uhrzeit wohl nur ganz selten. Schon seit sieben Uhr füllen sich die Sitzreihen und der Asta sorgt mit lauter Musik und einem Sofa-Bühnenbild für die richtige Abendstimmung. Ein Theatergong, eine kurze Begrüßung vom Asta, dann tritt Patrick Salmen auf die Bühne: „Hallo ihr kleinen Räuber.“ Er freut sich über den „großen Haufen Menschen“ und findet es sehr vorbildlich von uns um acht Uhr noch freiwillig in der Uni zu sitzen. Auf der Fahrt hätte er sich wie auf dem Weg zum Schloss von Frankenstein gefühlt, so viel Wald … Damit hat er uns, rumkritteln an der Abgeschiedenheit der Uni geht immer. Außerdem verpackt Salmen seine Worte mit einer angenehmen und einnehmenden, leicht nuscheligen Stimme, die sehr nach Geschichtenleser am Kaminfeuer klingt. Immer begleitet von einer feinen Ironie.

Putzige Katzenbabys und lange Enten

Wir erfahren viel über Salmen und sein Erzähler-Ich. Er ist bekennender Haifischfan und Trashkinogucker, steht auf süße Katzenbabys und hat nur wenig Verständnis für die Unterrepräsentation von langen Riesenenten in Horrorfilmen. Kätzchen in Youtubevideos gehen immer und sind „putzig, putzig“. Kim Jong-un hingegen ist ein „kleiner Speckklopps.“ Außerdem steht Salmen, oder sein Erzähler-Ich, auf Fischstäbchen und Malzbier. Man merkt schnell, dass Salmen seine ganz eigene Bühnensprache hat. Großartig, süß, Räuber und Rabauken, Kuschelbär und ab und zu ein paar Kraftausdrücke: „Halt die Fresse!“ Auch ein bisschen Ruhrpott kann er, „Mein Jott“, schließlich kommt er aus Wuppertal.

„Einfach mal zu einem dicken Mann gehen und sagen: „Wo ist die Nase?“ Salmen der Nasendieb.

Salmens Geschichten und Anekdoten schwanken zwischen kindischem Verhalten und leicht aggressivem Hassabbau, wenn er am Ende seiner Erzählungen alle erschießt oder auf unangenehme Fragen mit „Ich habe eine Axt“ antwortet.

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Er nimmt gerne den alltäglichen Menschheitswahnsinn auf die Schippe. Da gibt es beispielsweise dieses befreundete, fotoverrückte Pärchen, welches den Eiffelturm wieder und wieder fotografiert und diese Bilder dann in Großinszenierung ihren Freunden zeigt. Mit großer Mimik versetzt Salmen sein Publikum in die Lage mitzufühlen und die Eiffelturmbilder, die strahlenden Gesichter des Pärchens und den sich windenden Besuch vor sich zu sehen. Naserümpfen, mit den Händen wedeln, die Augen unter der Käppi aufreißen und sich weit zum Publikum vorbeugen – das ist Salmen. Immer passend zur Geschichte nimmt auch seine Stimme einen neuen Charakter an. Bei ernsteren Texten verschwinden das nuschelige „ch“ und die Ironie, dann klingt Salmens Stimme belehrend und klar.

Ein Kühlschrank in Alufolie

Nach jeder Erzählung gibt Salmen ein kleines Rätsel zum Besten. Er erzählt eine kurze Story und am Ende fehlt eine geografische Angabe, eine Stadt.

Schwierigkeitsgrad 1: Katze kommt zum Hund: „Hey Hund, hast du gerade mal eine ruhige Minute für mich?“ Hund: „Nein, ich …“ Der Hinweis: Der Hund tut gerade etwas Hundetypisches. Kurze Stille, dann: „Ich bell grad.“ Die gesuchte Stadt, Belgrad, ist recht schnell gefunden. Wir sind ein schlaues Publikum. Auch die nächsten Rätsel mit immer höheren Schwierigkeitsgraden löst das Publikum schnell. Salmen ist begeistert, findet uns großartig und verschenkt an den, der gleich zwei Rätsel gelöst hat, eines seiner Bücher.

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„Ihr kleinen Racker, das ist ja schön bei euch.“

In seinen Anekdoten stellt Salmen unsere verkommene, reizüberflutete Gesellschaft oft überspitzt dar. Beispielsweise erzählt er, dass er den Trick, um die elektronische Diebstahlsicherung im Laden auszutricksen, den er bei der Pro7-Sendung Galileo gesehen hätte, auch schon ausprobiert hat. Bei CDs würde das mit der Aluminiumfolie ganz wunderbar funktionieren, so Salmen, bei Kühlschränken, die man auf dem Rücken aus dem Laden trägt, eher weniger. Kurz nach der Pause wird ein in Alufolie verpackter Kühlschrank hereingeschoben. Begeisterung bei Salmen. Auch sonst integrieren wir uns gut in die Show. Der ganze Saal spielt Kuckuck und alle Vollbartträger stehen während einer Bartbelobigungsgeschichte von Salmen als Hommage an seinen Wackenauftritt mit auf der Bühne. Am Ende verteilt Salmen noch die vom Asta großzügig bestückte Schnitzelplatte und gibt eine Zugabe, weil der Bus erst in vierzig Minuten fährt. Alle, die hinterher noch eines seiner Bücher kaufen, bekommen eine persönliche Widmung. Salmen ist etwas ungläubig, als alle Bücher ausverkauft sind. Mit so viel Begeisterung und Andrang hatte er wohl nicht gerechnet.