von Michael Fassel
Grauenhaftes Drehbuch. Schaurige Charakterentwicklung. Fürchterlicher Humor. Ohne es zu wollen, bin ich in den vergangenen Wochen immer wieder auf ähnliche Schlagzeilen gestoßen, wenn es darum ging, den neuen Ghostbusters-Film zu bewerten. Die Verrisse waren letztendlich so vorhersehbar, dass ich die Rezensionen gar nicht mehr lesen wollte. Unoriginell kann also auch die Kritik sein. „Totale Protonenumkehr“ würde Egon Spengler dazu sagen. Also habe ich erstmal die negative Stimmungsmache vergessen, als ich ins Kino gegangen bin. Der Saal war so gut wie leer, das Publikum bestand aus drei Zuschauern. Das hab ich ja noch nie erlebt! If there it’s somethin‘ strange in your cinema hall… Noch bevor der Blockbuster begann, bin ich nochmal mit dem Ticket in der Hand auf den Flur gegangen, um mich zu vergewissern, dass es wirklich der Kinosaal mit der Nummer 3 ist. Schon wieder die unheimliche 3. Oder ist da noch ein invisible man sitting in the chair? I ain’t afraid of no ghost. Eigentlich. 333 wählen? Ich kenne die Nummer der Ghostbusters leider nicht auswendig und der Akku meines Smartphones hat sich mit dem Tritt über die Schwelle auf geheimnisvolle Weise verabschiedet. And it don’t look good…
Das Kino gruselig leer, der Film leer von Gruseligkeit. Stattdessen infantiler Humor, der den Charme des Originals zerstört. Nicht dass ich die weibliche Truppe schlecht finde, aber dem Film hätten Charakter-Vibes, wie sie zwischen dem verliebten Peter Venkman (Bill Murray) und der distanzierten Dana Barrett (Sigourney Weaver) im ersten Film stattgefunden haben, gut getan. Über den Plot kann man streiten, über die Effekte ebenso, die zweifelsohne besser als im ersten Film waren. Alles etwas überstrapaziert, die Pointen zum Teil auch, die dann eben nicht meinen Nerv getroffen haben.
Während das alles gleichwohl unterhaltsam sein kann, ist der männliche Telefonist kaum zu ertragen. Chris Hemsworth schafft es nicht, seiner Figur Kevin Würde zu verleihen. Zwar braucht jeder Film einen Shakespearschen Hofnarren, aber keinen solchen, der höchstens Kindergartenkinder zum Lachen bringt. Da lobe ich mir doch den präpotenten Dauerquatscher Rick Moranis und den radebrechenden Peter MacNicol, die den Part des Hofnarren seinerzeit deutlich glaubwürdiger verkörperten. Kevin beherrscht es noch nicht einmal, ein Telefon zu bedienen (würde man hierzulande dem Vornamen zuschreiben). Und ich ertappe mich erneut dabei, wie ich einen Vergleich mit den ersten Filmen ziehe und mit welch einer Erhabenheit Janine Melnik (Annie Potts) picked up the phone.
Actiontricks haben die wenigen Gruselszenen leider völlig übertönt. Mir fehlte die Gruselatmosphäre, die lediglich vor dem Intro gelingt. Damals begeisterten mich Szenen, in denen Bücher durch die Bibliothek schweben oder ein Kinderwagen wie von Geisterhand durch den Verkehr fährt. Diese Subtilität hat man beim Reboot nicht verstanden. Insofern sollte man den neuen Ghostbusters ohne die Vorgänger betrachten und die Kritiken (erstmal) nicht lesen. Denn dann könnte er tatsächlich eine Chance haben und die polemischen Kritiker würden nicht an ihren Marshmallows ersticken. Doch wie die Titanic-Passagiere, kommen auch die Rezensenten zurück through your door und möglicherweise sind sie tot noch plagevoller als zu Lebzeiten. Schlussendlich bleibt dann die existenzielle Frage: Who you gonna call?
Teils modifizierte Textausschnitte aus: Ghostbusters, Ray Parker Jr. (1984).