Bim Käs

Eine Gastrokritik von Pia Jantos

Alles Käse oder was? Pia Jantos inspiziert das Geisweider Lokal „Bim Käs“.

Dunkel. Das ist der erste Eindruck, den man beim Eintreten vom Lokal „Bim Käs“ erhält; wenn man denn überhaupt etwas sieht. Als Lichtquellen dienen lediglich vereinzelte Schirmlampen über den Tischen. Die wenigen freien Zentimeter der Wand sind in warmen Rot- und Orangetönen gestrichen. Ansonsten ist sie fast vollständig bedeckt mit rustikalen, holzgerahmten Bildern, auf denen Städte und Marinemotive abgebildet sind. Auch zahlreiche Kuhglocken gehören zum Inventar – „urig“, denkt sich der Gast auf Anhieb. Sobald man sich im schummrigen Licht auf den dunklen Polsterstühlen niedergelassen hat, umfängt einen eine gemütliche, lockere Atmosphäre, zu der das gedämpfte Licht beiträgt. Die freundliche Bedienung zündet eine bereits etwas lädierte Kerze an und erhellt so die Tischplatte, die mit allerlei „Ich-war-hier“-Sprüchen und Spongebob-Zeichnungen überzogen ist. Ein Blick in die Speisekarte verrät, warum dieses Lokal „Bim Käs“ heißt (für Nicht-Siegener: „Beim Käse“): Ob Schnittchenteller mit verschiedenen Käsesorten, Käseplatten oder Camemberttaler – die Auswahl ist ansehnlich.  Für die weniger käseliebenden Gäste bietet das Lokal unter anderem Salat und Ofenkartoffeln an.

Die Getränke werden zügig serviert. Am frisch gezapften Krombacher Pils (1,90 €) ist nichts auszusetzen – an der Erdbeerbowle (2,20 €) schon: Beim ersten Schluck explodiert die Süße im Mund und ein leicht künstlich schmeckendes Vanillearoma breitet sich auf der Zunge aus. Als Nächstes stellt sich die Herausforderung, an die Erdbeeren auf dem Boden des hohen, schmalen Glases zu gelangen. Das Aufspießen der Früchte gestaltet sich hierbei mehr als schwierig, da die Erdbeeren sich bei dem Versuch beinahe auflösen; weshalb man es besser lässt.

Die Speisen bieten mehr Anlass zur Freude. Die sogenannte Vorspeise (5,50 €) erhalten unwissende Gäste oftmals mit einem Augenzwinkern seitens der Bedienung. Sollte man sich darunter nämlich einen kleinen Teller mit vereinzelten Salatblättern und einem Würfel Käse vorgestellt haben, wird man schnell eines Besseren belehrt. Mit einer Größe von ungefähr 25 x 15 cm bringt die bis zum Rand gefüllte Auflaufform auch einen guten Esser an seine Grenzen und lässt den Gedanken an einen anschließenden Hauptgang kaum zu. Die Tortellini und Tomaten sind mit einer cremigen Sahnesoße übergossen; der Auflauf ist mit mildem Gouda überbacken und mit frischem Schnittlauch garniert.

Die gemischte Käseplatte (8,90 €) besteht aus einer Komposition verschiedener nationaler sowie internationaler Käsesorten, von Weichkäse über Schnittkäse und Kräuterquark ist alles dabei. Dazu gibt es unbegrenzt frisches Brot, Weintrauben und Oliven. Für eine Person ist diese Menge an Leckerbissen kaum zu bewältigen. Trotzdem greift man immer wieder zu, um weitere Sorten zu probieren, wie zum Beispiel den auf der Zunge zergehenden Camembert oder den Schnittkäse mit Pfefferkörnern. Ein pikanter Paprika-Curry-Aufstrich sorgt für Geschmacksvielfalt und die Weintrauben verleihen dem Ganzen eine fruchtig-frische Note.

Das Lokal ist mittlerweile gut gefüllt, die Musik wird lauter gedreht und in einer Ecke beginnt ein nicht mehr ganz junges Pärchen zu Nenas „99 Luftballons“ zu tanzen. Die Stimmung ist fröhlich, die jugendlichen Gäste werfen sich belustigte Blicke zu. Immer wieder schaut der aufmerksame Wirt nach dem Rechten, unterhält sich mit den Gästen und spendiert eine Runde Marsala.

Als die vegetarische Pizza (Pizzatag: 3,90 €) mit etwas Verspätung kommt, ist der Teig zwar an den Rändern ein wenig zu dunkel geraten, ansonsten aber luftig gebacken. Der Belag, bestehend aus Paprika, Pilzen, Oliven und Zwiebeln, ist frisch, der Schafskäse würzig und zusammen mit den herben schwarzen Oliven ergibt sich eine empfehlenswerte Alternative zur altbekannten Salamipizza.

Für eine Nachspeise reicht der Platz im Magen nun wirklich nicht mehr. Die Auswahl an „Absackern“ ist jedoch verlockend und so lässt man den Abend gerne mit einem kühlen Marsala (2 €) ausklingen.

Fazit: Im „Käs“ dreht sich zwar vieles um Käse, aber „alles Käse“ trifft hier definitiv nicht zu.

Bim Käs

Fichtenweg 4
57078 Siegen-Geisweid

Mi-Sa ab 18 Uhr, So ab 17 Uhr, Mo/Di Ruhetag