Dauerbesetzte Schließfächer – Studentischer Egoismus in Bestform

von Lisa Pilhofer

Es ist Fakt, dass die Universitätsbibliothek der Adolf-Reichwein-Straße zu wenige Schließfächer hat. Mir sagte man dort, man habe nur so viele Schließfächer, wie Plätze zum Arbeiten in der Bibliothek sind. Das ist mit Sicherheit vernünftig und nachvollziehbar. Für eine Universität, die aufgerundet 20.000 Studenten hat, von denen die meisten die Bibliothek des Adolf-Reichwein Campus nutzen, ist es das meiner Ansicht jedoch nicht. Vor allem, wenn es nur zirka 400 Schließfächer gibt.

Sofern alle Schränke besetzt sind, hat man die Möglichkeit, seine Taschen und Jacken einfach in den Eingangsbereich zu stellen beziehungsweise aufzuhängen – für Garderobe allerdings keine Haftung. Es soll ja auch schon vorgekommen sein, dass Sachen gestohlen worden sind. Wer Angst um seine Wertsachen hat, den Verlust seiner Jacke oder Tasche aber verschmerzen kann, der hat die Möglichkeit, seine Wertsachen mittels der kleinen blauen Plastikkörbe mit in die Bibliothek zu nehmen. Vorausgesetzt natürlich, es sind davon noch welche vorhanden. Wenn alle Schließfächer belegt sind, dann sind aber auch meistens alle Körbe vergeben. Schließlich hat man noch die Möglichkeit, seine Sachen an der Ausleihe abzugeben – hier jedoch wieder keine Haftung! Ich glaube auch nicht, dass die Herren und Damen Bibliothekare davon sehr begeistert sind, wenn sich die Taschen und Jacken bei ihnen stapeln. Mich würde das auch stören!

Das ist zwar alles nervig, aber es ist normal, wenn sich viele Studenten permanent in der Bibliothek aufhalten (müssen), um zu lernen und Arbeiten vorzubereiten. Außerdem werden wir nicht von heute auf morgen mehr Schließfächer bekommen können (laut Bibliothek angeblich wegen Platzmangels). Was mich aber besonders ärgert, ist die Tatsache, dass viele Schließfächer nicht besetzt sind, weil jemand in der Bibliothek arbeitet, sondern weil jemand offensichtlich keine Lust hat, seine Klamotten durch die Gegend zu tragen. Oder schlimmer: weil jemand der Meinung ist, er/sie müsste seine Sachen unbedingt übers Wochenende in den Schließfächern lagern. Oder noch viel schlimmer: über die Semesterferien. Und am Allerschlimmsten: während seines/ihres Auslandsaufenthaltes. Soll schon passiert sein. Dann werden die betroffenen Schließfächer aufgebrochen, sind aber für andere Studenten nicht nutzbar, weil natürlich die Schlüssel fehlen. Oder die UB will die Zweitschlüssel nicht rausrücken…

Es ist schon ärgerlich, wenn das nur ein paar Leute machen. Doch was ich in dieser Vorlesungsfreienzeit Sommersemester 2015 wieder erleben musste, hat mich nicht nur geärgert, sondern auch erschrocken: mehr als ein Drittel (ich übertreibe nicht!) der Schließfächer waren aufgebrochen und nicht nutzbar! Weil es offensichtlich etliche rücksichtslose und egoistische Idioten an der Uni Siegen gibt, die der Meinung sind, während ihrer (sehr langen) Abwesenheit die Schließfächer in Beschlag nehmen zu müssen. Zugegeben, ich kann es verstehen, wenn man in der Bibliothek lernt und dann zum Mittagessen geht, deswegen aber nicht wieder alle seine Sachen mitnehmen möchte. Ich kann es auch verstehen, wenn jemand viele Bücher mitschleppt, aber noch etwas in Weidenau erledigen muss und dann nicht all seine Sachen spazieren tragen will. Umstände dieser Art können aber nicht mehr als zwischen 30 Minuten und 2 Stunden dauern. Außerdem kann man das auch anders organisieren, es ist ja auch kein Drama, seine Tasche mit in die Mensa nehmen zu müssen. Was mich daher interessiert ist: Warum lässt man seine Sachen ein bis mehrere Tage, Wochen, Monate in den Schließfächern? Wieso muss man seine Sachen über die Semesterferien in den Schließfächern bunkern? Oder während man für sechs Monate ins Ausland geht? Was hat man davon? Die Fragen sind ernst gemeint, ich will das wirklich wissen!

Ich bin auch nicht glücklich darüber, dass die Universitätsbibliothek es anscheinend immer noch nicht einsieht, mehr Schließfächer zu organisieren, obwohl das offensichtlich notwendig ist. Platz lässt sich bestimmt irgendwie beschaffen. Meiner Meinung nach, rechtfertigt dieser Umstand jedoch nicht ein derart egoistisches Verhalten seitens der Studenten. Solange ich dafür keine logische, vernünftige und nachvollziehbare Begründung bekomme, der man nichts entgegensetzen kann, ist so ein Verhalten für mich unsolidarisch, unsozial und schlicht erbärmlich.

Ein Gedanke zu “Dauerbesetzte Schließfächer – Studentischer Egoismus in Bestform

  1. Ich gebe dir grundsätzlich Recht, dass es zwei Probleme gibt. Das eine ist die für unsere Studierendenschaft zu geringe Anzahl an Schließfächern, das andere ist die fehlende Solidarität der Studierenden untereinander.

    Ersteres wird derzeit angegangen. Ich habe für den AStA im vergangenen Semester mehrere Begehungen der Örtlichkeiten gemacht. Mal mit der Bibliothek, mal mit Schließfachanbietern, mal mit der Univerwaltung. Wir sind auf einem guten Weg das erste Problem zu lösen. Hierzu gibt es bald einen Termin, bei dem sich auf Grundlage der Angebote für eine Lösung entschieden werden soll.

    Beim zweiten Problem bin ich mittlerweile sehr pessimistisch geworden. Wir haben derzeit eine Generation von Studierenden an der Uni, die zuerst an sich denken und nicht mal danach an andere – Ausnahmen gibt es natürlich. Das zeigt sich nicht nur an der Schließfachproblematik sondern auch an vielen anderen Stellen. Leute die sich für andere einsetzen wollen findet man kaum noch. Ich will die Hoffnung nicht aufgeben, aber Licht seh ich leider auch keins.

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