von Vivienne Kara
„Sich erinnern und darüber sprechen“, darauf kommt es beim Gedächtnistraining für Demenzkranke Menschen an.
Es ist halb zehn, nach und nach werden die elf Bewohnerinnen in den Gemeinschaftsraum gebracht. Von allen drei Etagen kommen sie entweder allein oder mit Hilfe. Nach einer knappen halben Stunde sitzt dann jede der elf Frauen in einem großen, hellen Raum an einer langen Tafel, sodass sie sich gegenseitig anschauen können. Die Bewohnerinnen des Altenheims in Kleinenbroich, in der Nähe von Düsseldorf, die an der Trainingsstunde teilnehmen, sind zwischen 65 und 90 Jahre alt und leiden alle an Demenz in verschiedenen Stadien.
Beate Belau gibt ein- bis zweimal die Woche Gedächtnistraining für demenziell veränderte Männer und Frauen des Altenheims. Die blonde Frau mit der ausgefallenen Brille trägt eine geblümte Bluse und eine Jeans. Sie steht am Kopf des Tisches, damit alle Bewohnerinnen sie gut sehen können. Die 52-Jährige lebt in einem Nachbarort von Kleinenbroich und ist seit knapp zehn Jahren als Gedächtnistrainerin tätig. Seit etwa zwei Jahren arbeitet sie im Altenheim, was ihr sehr viel Spaß macht. Beim Gedächtnistraining mit den demenzkranken Bewohnern geht es aber weniger darum ihnen zu helfen, ihr Kurzzeitgedächtnis zu trainieren, sondern vielmehr um Übungen für das Langzeitgedächtnis. „Das Wichtige ist, dass die Damen und Herren sprechen. Reden! Reden! Reden!“, betont Beate Belau. Das Ziel der 45-minütigen Gedächtnistrainingseinheit ist es, die Senioren zum Sprechen zu bringen und ihnen bei der Wortfindung zu helfen. Damit soll aber nicht ihr Wissen getestet werden. „Der Sinn des Gedächtnistrainings mit den demenziell veränderten Bewohnern ist es nicht, dass sie sich schneller etwas merken können. Sie sollen auf keinen Fall auf ihre Defizite hingewiesen werden.“ Vor allem sollen sich die Senioren wohlfühlen und keine Hemmungen aufbauen, an den Gedächtnistrainingsstunden teilzunehmen.