Der Morgenmensch

von Marius Albers

„Aussehen wie ein Morgenmensch, auch wenn man es nicht ist“ – mit diesem Slogan wirbt Nivea für das neue Men Sofort-Effekt Gel. Freilich lässt sich über die Wirksamkeit solcher Mittelchen trefflich streiten, überhaupt ist die Kosmetikindustrie sicher ein Feld für allerlei Diskussionswürdiges. Was mir hier jedoch besonders bemerkenswert erscheint ist die Tatsache, dass man überhaupt ein Mittel für den irgendwie absurden Zweck erfindet, wie ein Morgenmensch auszusehen. Denn Menschen sind von Natur aus sehr unterschiedlich was ihre Zeitideale angeht: Frühaufsteher, Morgenmuffel, Langschläfer, Nachtaktive und so weiter. Warum sollte man sich also die Mühe machen, zwanghaft auszusehen wie ein Morgenmensch?  Weiterlesen

Ich bin Geisteswissenschaftlerin! Hol(t) mich hier raus!

  • von Anna Sebastian

 Drei Personen. Zwei Frauen. Ein Mann. Eine Tafel. Zahlen. Zahlen. Zahlen. Definitiv zu viele Zahlen. Die Tür ist verschlossen. Der Schlüssel fehlt. Zwischen der Freiheit und dem jetzigen Zustand liegen diese verdammten Zahlen. Haare werden gerauft…Köpfe geschüttelt…Gerechnet…Zahlenkombinationen in eine Tastatur gehauen. Nichts. Ein Summton signalisiert das nahende Ende eines Countdowns. Wieso so viele Zahlen? Weiterlesen

Who you gonna call?

von Michael Fassel

Grauenhaftes Drehbuch. Schaurige Charakterentwicklung. Fürchterlicher Humor. Ohne es zu wollen, bin ich in den vergangenen Wochen immer wieder auf ähnliche Schlagzeilen gestoßen, wenn es darum ging, den neuen Ghostbusters-Film zu bewerten. Die Verrisse waren letztendlich so vorhersehbar, dass ich die Rezensionen gar nicht mehr lesen wollte. Unoriginell kann also auch die Kritik sein. „Totale Protonenumkehr“ würde Egon Spengler dazu sagen. Also habe ich erstmal die negative Stimmungsmache vergessen, als ich ins Kino gegangen bin. Der Saal war so gut wie leer, das Publikum bestand aus drei Zuschauern. Das hab ich ja noch nie erlebt! If there it’s somethin‘ strange in your cinema hall… Noch bevor der Blockbuster begann, bin ich nochmal mit dem Ticket in der Hand auf den Flur gegangen, um mich zu vergewissern, dass es wirklich der Kinosaal mit der Nummer 3 ist. Schon wieder die unheimliche 3. Oder ist da noch ein invisible man sitting in the chair? I ain’t afraid of no ghost. Eigentlich. 333 wählen? Ich kenne die Nummer der Ghostbusters leider nicht auswendig und der Akku meines Smartphones hat sich mit dem Tritt über die Schwelle auf geheimnisvolle Weise verabschiedet. And it don’t look good Weiterlesen

Lomography – Denke nicht, fotografiere einfach

von Theresa Müller

Unscharfe Landschaften und abgeschnittene Körper, oft überbelichtet – auf der Webseite der Lomography Society International finden sich derzeit 13.060.561 Fotos die mehr nach Schnappschüssen aussehen, als gekonnt fotografiert. Fotos, die man normalerweise in die (digitale) Mülltonne verfrachtet hätte. Während immer mehr Foto-Bearbeitungstools den Normal-Knipsern kostenfrei zur Verfügung gestellt werden, Kameras über eine Automatikfunktion verfügen mit der zumindest immer „gute“ Ergebnisse per Knopfdruck geliefert und vorzeigbare Fotos garantiert werden, greifen inzwischen einige Hobbyfotografen wieder zur analogen Kamera, insbesondere zu in den 1960er Jahren FL000017produzierten Fotoapparaten wie der Lomo-LC-A. Das Knipsen von (auf den ersten Blick) qualitativ „schlechten“ Fotos mit sogenannten Toy-Kameras ist zum Kult geworden – zum Lomography-Kult. Was steckt dahinter und was bewegt die inzwischen rund eine Million „Lomografen“ dazu, ihre zahllosen Schnappschüsse auszustellen?  Weiterlesen