Am Elbufer

von Sarah Buschmeier

Jeden Tag beobachtete er von einem Fenster aus die grau-grüne Ente. Zwischen Elbe und dem Mehrfamilienhaus, in dem er sich eine Wohnung gemietet hatte, befanden sich lediglich einige Linden und eine Straße. Es war Samstagnachmittag. Wie jeden Tag um diese Zeit war es sehr ruhig. Im Fernsehen lief die Sportschau. Es ging um Seeler, zum zweiten Mal war er Fußballer des Jahres geworden. Wieder starrte er aus dem Fenster. Lena, seine Ehefrau, war vor sieben Jahren gestorben. Eine Weile hatte er noch mit seiner Tochter in dem liebevoll von Lena und ihm hergerichteten Altbau gelebt. Das junge Mädchen war früh ausgezogen und hatte angefangen zu studieren. Nach einem heftigen Streit kam sie einfach nicht wieder. Sie wollte den elterlichen Raumausstatterbetrieb nicht übernehmen. Vielleicht hatte es ihr auch die fehlende väterliche Aufmerksamkeit leichter gemacht, ihr Zuhause zu verlassen. Nach dem Tod von Lena war er nicht nur einsamer, auch konnte er sein Mitgefühl nicht mehr ausdrücken und beschäftigte sich kaum noch mit seiner Umwelt. Den Betrieb hatte er aufgegeben, ohne Lena fehlte ihm die Inspiration. Seine Tochter hatte er nicht aufhalten können. Das Haus hatte er verkauft und war in diese anonyme Wohnung gezogen. Weiterlesen

Fronturlaub

von Sarah Buschmeier

Als ich das Haus wieder verließ, war die Welt eine andere geworden. Die Nacht war über die Stadt hinein gebrochen und der Herbst zeigte seine dunkle Seite. Regen fiel in finsteren Schleiern vom Himmel herab und im Rinnstein hatte sich ein kleiner Bach gebildet. Die leuchtenden Punkte der Straßenlaternen schwammen inmitten der Pfützen, die sich zwischen den Pflastersteinen gesammelt hatten. Weiterlesen