Der ganze Körper ein glühender Schmerz

von Jan-Hendrik Schulz

Während deutsche Studenten sich nur noch zu einem Bruchteil für Politik interessieren und Wert darauf legen, schöne Dinge kaufen zu können, werden in Syrien junge Menschen verhaftet und gefoltert. Weil sie friedlich für Frieden und Freiheit demonstrieren. Saad. A. saß über zwei Monate in einem Foltergefängnis der Assad-Schergen. Zur Zeit lebt er in Burbach; dies ist seine Geschichte.

syrischer_fluechtling_(2)

Den 6. Juli 2013 wird A. nie vergessen. Der Alltag in Aleppo, seiner Heimatstadt, ist kompliziert. Es gibt kein Syrien mehr, mal haben die Regimetruppen die Kontrolle, mal die Freie Syrische Armee. Die Fakultät des Maschinenbaustudenten liegt in Assad-Gebiet, er wohnt im Rebellenareal. Auf seinem Tablet zeigt er Videos: Studenten demonstrieren für Frieden, sie wollen in Ruhe studieren, auch A. ist unter ihnen. Er steht kurz vor dem Examen, ein junger Mann mit gestutztem Bart, Kunstlederjacke, Sneakers, blau-braun gesprenkelten Augen. An diesem Tag passt ihn die Polizei vor der Uni ab, sie wollen fünf Minuten seiner Zeit, nur reden. Die Polizei ist der Inlandsgeheimdienst. Bei denen weigert man sich nicht.

Weiterlesen

Im Auslandssemester hinter Gittern – Siegener Student bei Protesten in der Türkei verhaftet

von Jan-Hendrik Schulz

Am Tag, als Deniz Schmick verhaftet wird, bittet ihn seine Mutter noch, besser in die Moschee zu gehen. Der 3. August 2013, ein Samstag, war ein muslimischer Feiertag. „Hätte ich mal besser auf sie gehört“, sagt Schmick.

An einem Samstagabend in Istanbul nehmen die türkischen Behörden den Maschinenbaustudenten fest, er sitzt vier Tage in Haft, er darf sein Studium noch beenden und muss das Land verlassen. Einfach so. Schmick macht gerade sein Diplom an der Uni Siegen.

Weiterlesen

HARTherzig

von Pia Jantos

Wie ein „Coolness-Trainer“ jugendlichen Straftätern helfen kann, ihre Aggressionen im Zaum zu halten. 

Es dämmert bereits, als der siebenjährige Simon P. vom Zigarettenholen nach Hause kommt. Er gibt die Zigaretten seinem Vater;  die 10 Cent Wechselgeld behält er. 15 Minuten später: Der Vater ruft. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch, die Schultern hochgezogen, geht Simon in die Küche. Ohne ein Wort packt der Vater ihn bei den Händen und zieht ihn zum Herd. Als der Junge erkennt, was mit ihm geschieht, ist es bereits zu spät. Mehrere Sekunden lang drückt der Vater Simons Hände auf die kochend heiße Herdplatte. Was 10 Cent ihn kosten können, wird Simon P. nie mehr vergessen; die Narben erinnern ihn daran – die äußeren, aber vor allem auch die inneren.

Weiterlesen