Revolution auf Rezept

von Christian Bocksch

Oftmals passieren die wirklich entscheidenden Veränderungen an Orten, wo man so etwas zuletzt erwarten würde. Aber trotzdem, es gibt sie, und ich war vor nicht allzu langer Zeit an einem Refugium des geistigen Austauschs.
Die Praxis des Orthopäden lag etwas versteckt, und der Schock, bereits nach zwei Wochen einen Termin bekommen zu haben steckte mir noch in den Knochen. Ich trat an die Anmeldung heran, dahinter eine Sprechstundenhilfe, die Wörter in die Tastatur ihres Computers stanzte. Die Minuten vergehen, bis ich meinen ganzen Mut zusammen kratze und frage: „Hallo….Äh….Also ich wollte….Ich meine sollte…Hmm.“
„Ich bin nur Telefon“, unterbricht mich die Stimme meines Gegenübers. Weiterlesen

Schön untot

von Christian Bocksch

„Rebel Without A Cause“ sollte im Fernsehen ausgestrahlt werden, und so zappte ich in freudiger Erwartung dieses Klassikers auf eines dieser Programme, die scheinbar aus 90 Prozent Werbung bestehen. Schlagartig wurde mir bewusst, wie alt ich geworden war, ohne es überhaupt zu merken. Die Welt der Kinderspielsachen hatte sich in den letzten Jahren verändert. Ich erinnere mich noch an Torwände und kleine Revolver-Attrappen, die knallten. Inzwischen stehen allen Nachwuchs-Freizeit-Söldnern und Partisanen, klobige  Projektilwaffen mit Infrarotoptik und GPS gestützter Steuerung zur Verfügung. Überraschend ist das nicht, in einer gefährlichen Welt braucht man keine Revolverhelden, sondern Black-Ops. Weiterlesen

Fortsetzungsroman Kreuzfahrt

Kapitel 3

von Christian Bocksch

Sie saß kerzengerade im Bett. Den Blick starr nach vorne gerichtet. Vorsichtig, fast schon bedächtig, sog sie die Luft durch ihre Nase ein. Wegen der Abwesenheit von Traubenzuckerduft ließ sie enttäuscht die Schultern hängen. Mister Dextrose lag schon einmal nicht neben ihr, aber wer dann? Wollte sie das überhaupt wissen? Schließlich schaffte es ihre Neugier, die Schockstarre ihres Körpers zu durchbrechen. Langsam drehte sie den Kopf, und spürte ein schmerzvolles Pochen. Das müssen aber sehr, sehr viele Drinks gewesen sein, dachte sie. Es nützte alles nichts, sie musste jetzt Gewissheit haben.Scan0001

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Ode an die Geschichte

von Christian Bocksch

Endlos hallt die Klage, ausgerufen von erschöpften Studenten, in den dunklen Hörsälen-Wozu braucht man denn Geschichte, und wieso kriegen wir nicht einfach gesagt was in den Klausuren drankommen wird?- wieder.

Wofür braucht man Geschichte, bringt einem das Studium etwas?

Geschichte sollte man schon mal deswegen studieren, weil es heute so viele, zum Teil abstruse Theorien, über die Geschichte gibt. Wer das nicht glaubt, kann ja mal auf N24 oder Facebook nachschauen. Mal versichern einem Forscher in der N24 Doku, beweise für die Abstammung der Chinesen von Aliens zu haben, mal hört man von geheimen Basen der Nationalsozialisten in dem ewigen Eis der Antarktis. Das Tupac Shakur zurückkommen wird stimmt allerdings ;). Weiterlesen