Fortsetzungsroman, Seite 12b

von Dinah Fischer

Endlich saß ich auf meinem Platz im Flieger: Nr. 48 A, mit Ausblick auf das unspektakuläre Rollfeld. Vor mir lag ein gut elfstündiger Flug zum Bangkok International Airport, wo wir zwischenlanden würden. Im Netz an der Rückenlehne vor mir ein Fächer zusammengewürfelter Zeitschriften, in meinem Kopf ein Strauß zusammengewürfelter Gedanken. Weiterlesen

12.01.2015: Vom Anfänge-Sammeln

von Dinah Fischer

Inzwischen sind wir schon ein paar Schritte weit in 2015 unterwegs. Haben schon mal ein paar Tage gekostet, können aber doch noch nicht so recht sagen, ob wir den Geschmack wirklich mögen. Ich fühle mich in dieser Zeit immer etwas unbehaglich, orientierungslos. Und dann ist da diese Chance, die beinahe etwas von einer Pflicht hat, den Jahresanfang auch für eigene kleine Anfänge zu nutzen – oder für einen großen. Ganz so, als wären die ersten Januartage die einzige Zeit, in der du etwas beginnen oder verändern darfst. Mir sind – und damit stehe ich vermutlich ziemlich alleine da – die Monate ab September lieber. Sobald die Luft anfängt, nach Herbst zu riechen, kann ich mich entspannen: Jetzt geht es wieder abwärts. Nicht im negativen Sinne, sondern so, wie wenn man im Winter einen steilen Berg hinaufgestiegen ist und nun mit dem Schlitten hinabsausen darf. Das Jahr beginnt auszuatmen und pustet dich sanft bergab Richtung Weihnachten, dessen warme Lichter dir wie eine einladende Landebahn entgegenleuchten. Auf einer Welle von Süßigkeiten und weihnachtlicher Freundlichkeit gleitest du durch die Zeit zwischen den Jahren und rutschst schließlich in einen neuen Januar, wo du mehr oder weniger sanft zum Stehen kommst. Neben dir landen noch ein paar letzte Marzipankartoffeln. Du stehst auf und wirfst einen Blick zurück auf die vergangenen zwölf Monate, leicht unsicher, was du damit anfangen sollst. Vielleicht schießt du sie in den Wind, zusammen mit ein paar sprühenden Feuerwerksraketen, damit es nicht so traurig aussieht. Oder du faltest sie ruhig zusammen und legst sie auf den – mehr oder weniger hohen – Stapel, zu den bisherigen. Vielleicht rahmst du sie dir auch ein und hängst sie neben dein Bett, weil sie dir so gut gefallen haben. Weiterlesen

01.09.2014: Von Amazon(en) und Musen

von Dinah Fischer

Von allen Seiten wird auf Amazon geschimpft. Verlage und Buchhandlungen schimpfen schon lange, Leser schimpfen, nachdem sie ihren neuesten Einkauf bei Amazon erfolgreich abgeschlossen haben, und nun verschwören sich auch noch die Autoren gegen Amazon. Es ist sicher nicht falsch, zu behaupten, dass sich der Internet-Konzern im Kampf befindet: Amazon(en) gegen „Musen“, das heißt unpersönlicher Online- gegen stationären, authentischen, inspirierenden Buchhandel, der zum „Stöbern“ einlädt. „Stöbern“ ist das Trendwort der Buchliebhaber. Der buchaffine Mensch wird automatisch mit einem Verlangen nach Anfassbarem in Verbindung gebracht, das Amazon mit seinen virtuellen Bücherregalen nicht befriedigen kann. Was heißt „stöbern“? Es suggeriert ein gemütliches, schlenderndes Büchersuchen. Stöbern ist assoziativ, zwanglos, inspirationsverbunden – in jedem Fall stressfrei. Doch wie sieht Stöbern tatsächlich aus? Weiterlesen