Im Dickicht der 65. Berlinale

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von Michael Fassel

Wartelisten für Kinoplätze

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„Ich kann Sie auf die Warteliste setzen“, sagt die freundliche Kassiererin. „Dann sollten Sie spätestens um halb sieben im Foyer sein.“ Soll ich nun anderthalb Stunden im Haus der Berliner Festspiele auf die Premiere von Better Call Saul, dem Spin-Off der populären US-Serie Breaking Bad, warten, um eventuell noch ein kostenloses Ticket zu bekommen? Die Information, dass der Hauptdarsteller Bob Odenkirk auch im Kinosaal sitzt und nach der Vorführung Fragen des Publikums beantwortet, klingt verlockend. Doch ein Platz auf der Warteliste ist keine Garantie, wie sich herausstellt. Bin ich nun im LSF-Dschungel oder im Dickicht der Berlinale? Zum Glück Letzteres, denn im Gegensatz zum elektronischen Vorlesungsverzeichnis der Uni Siegen werden die Gäste der alljährlichen Berliner Filmfestspiele mit einem übersichtlichen Programm in Printform versorgt, können Inhaltsbeschreibungen lesen, ohne sich die Finger wund zu klicken.

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Spurensuche

von Michael Fassel

Kniehohes Unkraut vor der Haustür, die Fassade bröckelt, zerbrochene Schieferplatten liegen auf dem Gehsteig. Stürme haben Haus und Garten erobert, kein Mensch außer mir wagt sich hier noch hinein. Aus dem Briefkasten ragt nasses Papier, von Regen oder Schnee verfärbt, völlig aufgelöst. Ich will es mir genauer anschauen, es rausziehen, doch es klebt nur an meinen Fingern. Die Schrift ist so verschwommen, dass ich das Datum der Werbeblättchen nicht mehr erkennen kann. Weiterlesen

Flaschenpost

von Michael Fassel

Und wieder gehe ich am Strand entlang. Ich schirme meine Augen ab und blicke auf die untergehende Sonne am Horizont. Der Wind pfeift so laut, dass ich das Schreien der Möwen nicht mehr hören kann. Immer suche ich mir stets solche Tage aus, an denen wenige Leute am Nordseestrand unterwegs sind. Ich gehöre nämlich zu denjenigen, die gerne Muscheln sammeln, obwohl ich weiß, dass sie weder meine Fensterbänke noch meine Schränke dekorieren, nein, sie verschwinden ja doch im Müll. Weiterlesen

„Mir tut jede verspätete Minute ebenso weh!“

Das Pendeln ist der Alltag vieler Studenten. Verspätete Züge, überfüllte Bahnsteige und Lokführer, die es auch eilig haben. Eine Glosse von Michael Fassel.

Wenn ich am Kölner Hauptbahnhof lese, dass meine Bahn zehn Minuten Verspätung hat, freue ich mich. Nein, nicht weil ich das gut finde, sondern weil es nur zehn Minuten sind. Ich trödle noch fünf Minuten in der Bahnhofsbuchhandlung herum, aber es ist einfach zu heiß darin. Ich gehe auf den Bahnsteig. Auf dem Weg dorthin strömen mir Massen von Menschen entgegen, die plötzlich mitten im Weg stehen bleiben, weil ihr Handy klingelt. Ich bin also gezwungen, für andere mitzudenken und wie beim Autofahren blitzschnell zu reagieren, weil ich im Zick-Zack-Slalom ausweichen muss.

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