Die Dekanin erläutert, warum sie sich ungern mit „Frau Professor“ anreden lässt, und beantwortet die Frage, ob Studenten immer dümmer werden.
3. und letzter Teil des großen LiteraListen-Interviews von Hendrik Schulz und Christian Schütte.
Foto: Hendrik Schulz
Unterscheiden sich Studierende heute und früher? Man hört oft Klagen…
Ich sehe nicht wirklich Unterschiede. Als ausgebildete Linguistin kann ich von Erstsemestern nicht erwarten zu wissen, was ich weiß. Damals wussten wir als Erstsemester im Grunde auch nichts. Man hat vielleicht den Eindruck, dass Studierende immer dümmer werden, aber das ist wahrscheinlich Quatsch. Was ich hingegen schade finde: Man verwendet viel Energie auf schlechte und durchschnittliche Studierende und weniger auf die sehr Guten. Wenn eine Arbeit super ist, liest man sie in fünf Minuten und muss kaum etwas anstreichen. Wenn eine aber richtig schlecht ist, sitze ich da den ganzen Tag dran und das ist ein bisschen unfair gegenüber den richtig guten Studierenden. Ein Unterschied ist vielleicht, dass die Hemmschwelle niedriger ist: Ich hätte zum Beispiel nie einen Dozenten privat angerufen, das scheint es heute häufiger zu geben. Dozenten beklagen sich manchmal, dass sie quasi als öffentliche Person gelten, selbst außerhalb der Unizeiten.
Es ist ja auch ein Zeichen von Nähe, dass die Hierarchie etwas flacher ist.
Durch E-Mails hat sich das stark geändert, die sind ja schnell geschrieben. Man muss niemanden anrufen oder an die Tür klopfen und insofern gibt es mehr Berührungspunkte.