„Rauchen erlaubt“ – Eine Lesung von Martin Stoffel

 von Theresa Müller

Das Nichtraucherschutzgesetz ist am ersten Mai in Kraft getreten. Vorher gab der Autor Martin Stoffel noch ein paar amüsante Rauchergerschichten zum Besten. Inklusive Raucherhusten.

„Rauchen erlaubt“ – Gedichte und Geschichten von Martin Stoffel

Anti-Rauchen, Anti-Trinken, Anti-Fleischessen. Die Anti-Gesellschaft wächst in Deutschland. Doch bedeutet das nicht auch Anti-Lebensgefühl und spitz gesagt Anti-Freiheit des Individuums? Rauchen ist heutzutage unhöflich, verpönt, gar unmoralisch. Dabei gibt es inzwischen kaum öffentliche Orte, wo noch geraucht werden darf, und die wenigen auffindbaren Rauchertempel, in denen das Individuum noch frei entscheiden kann, wurden am 1. Mai durch das Nichtraucherschutzgesetz in NRW abgeschafft. Martin Stoffel, ein Schriftsteller aus Siegen, nimmt sich das zum Anlass, eine Lesung ganz im Sinne des Rauchens zu halten. „Rauchen erlaubt“ ist der Titel der Lesung, die im New Orleans in Siegen stattfand.

Martin Stoffel liest Texte über den Genuss des Rauchens. Thematisiert persönliche Momente, Frauen, den Tod und als versteckter Held taucht in seinen Geschichten immer wieder die Zigarette auf.

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„Holt euch noch ein Bier, dieser Song wird lang!“

von Minou Wallesch

Ein Konzert von Felix Gebhard in der Siegener Bar Schellack.

„Hallo, ich bin Felix Gebhard. Wenn ihr gerade im Begriff seid euer Bier auszutrinken, dann bestellt schnell ein neues, das erste Lied wird sehr lang. Und es wird mich und euch einiges an Geduld kosten.“ Die ersten Töne erklingen. Felix Gebhard steht auf der kleinen Bühne im Schellack. Er, seine E-Gitarre und viel Technik – für einen Mann mit einer Gitarre. Von den Gästen getrennt wird er nur durch einen kleinen Tisch mit unterschiedlichen Reglern darauf. Der Song beginnt mit langgezogenen Tönen. Sie schwingen ineinander, verweben sich und füllen den Raum. Nach einiger Zeit singt er ein paar Zeilen. Die langen Haare fallen ihm ins Gesicht, sie lassen seine Mimik nicht erkennen. Felix Gebhard taucht ganz hinter seiner Musik ab. Während er spielt, kommuniziert er nicht mit dem Publikum. Er scheint versunken und konzentriert an seinem Lied zu arbeiten. Etwas melancholisch singt Felix Gebhart mit sanfter Stimme, die dennoch nachdrücklich klingt. Nun dreht er an den verschiedenen Reglern neben sich, nimmt die gespielten Töne auf, legt neue darüber und begleitet sich selbst.

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Frühstück aus dem Müll

von Elisabeth Krause

Wenn Anna und Till morgens etwas zu Essen haben wollen, müssen sie vorher nachts losziehen und „Containern“ – sie holen sich Lebensmittel, die in Supermärkten weggeschmissen werden. Nur weil sie nicht mehr schön aussehen oder so grade abgelaufen sind.

Die Luft in der kleinen WG-Küche von Anna und Till war auch schon einmal besser. Die Fenster sind verrammelt. Die Jalousien sperren das natürliche Licht aus. Noch sitzen die beiden Studenten entspannt auf ihrem neuen Sofa; keins von Ikea, sondern vom Sperrmüll letzter Woche. In ihren Händen die qualmenden Glimmstängel. Beide drehen selbst. Gekaufte Zigaretten landen bei ihnen nicht auf dem Tisch. Aus Prinzip. Zu ineffizient, sagen sie. Den Rotwein trinken sie ganz klassisch aus Pokalgläsern. Es geht darum, was drin ist – nicht darum, wie es aussieht. „Beim Netto haben die jetzt auch ein Vorhängeschloss “, stellt Anna ernüchtert fest. Schon wieder ein Supermarkt, der den beiden das Leben schwermacht. Alternativen gibt es trotzdem genug. Noch.

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„Lasst uns einen Garten machen“

von Jan-Hendrik Schulz

Kräuter, Spinat und Kürbis – für alle! Die Gruppe „Transition Siegen“ will öffentlich zugängliche Stadtteilgärten anlegen und benutzt dazu Dinge, die nicht mehr gebraucht werden. Beim Urban Gardening werden nicht nur Kloschüsseln, Planschbecken oder Joghurtbecher mit Nutzpflanzen bepflanzt, sondern auch Nachbarn und Bürger zueinander gebracht.

Siegen. Rhabarber am Oberen Schloss käme vielleicht nicht so gut an bei der Stadt. Der Bewegung „Guerilla Gardening“, die öffentliche Plätze ohne Genehmigung – gerne auch mal mit Marihuana bepflanzt – folgt die Gruppe „Transition Siegen“ nicht: Sie wollen Greenspaces anlegen, öffentlich zugängliche Stadtteilgärten. Dabei geht es ihnen nicht um die Gestaltung öffentlichen Raums, sondern um Nutzpflanzen und Nahrungsmittel.

Der Garten am Effertsufer im Stadtteil Hammerhütte ist jetzt etwa einen Monat alt, und es wachsen schon Kräuter, Spinat, Kürbisse. Von außen sieht das umzäunte Areal nicht direkt aus wie ein Garten. Auf der Wiese stehen Pflanzkübel, lagern Paletten, am Zaun hängen Joghurtbecher und Flaschen. Kübel unter Klarsichtfolie sind Miniatur-Gewächshäuser. Was sich eignet, wird bepflanzt.

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Die gute Seele hinter dem Steuer

von Jan-Hendrik Schulz

In den hintersten Ecken der Provinz, wo kein regulärer Linienverkehr existiert, springt der Bürgerbus ein- Ehrenmedaille der Stadt für soziales Engagement des Bürgerbusvereins – Bärbel Langemann ist die einzige Frau unter zehn Fahrern

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Plettenberg. „Hör bloß auf“, ruft Bärbel Langemann und schnellt mit dem Sitz nach hinten. „Ich nehm das.“ Bärbel Schröder wollte gerade ihre Einkaufstaschen nehmen und aussteigen, aber das Tragen übernimmt Langemann. Bärbel Langemann ist Bürgerbusfahrerin in Plettenberg, die einzige Frau am Steuer des Fahrzeugs.

„Ich hatte Zeit“, sagt sie beim Losfahren und gewährt einem Auto Vorfahrt. Die wollte sie sinnvoll nutzen und stieß auf den Bürgerbusverein. 2005 war das. Ehrenamtliche Fahrer sucht der Verein immer. „Das gefiel mir, genau so wollte ich mich engagieren. Außerdem fahre ich gerne Auto.“ Sie grinst.

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