„Was wir können, können nur wir“

Wie sieht die Zukunft der Lokalpresse aus? Nicole Schwertner hat für ihre LKM-Bachelorarbeit André Schweins – als Leiter der Lokalredaktionen und Mitglied der Chefredaktion der „Westfalenpost“ – gefragt, welche Chancen Printberichterstattung noch hat: Sind Social Media Konkurrenz oder Ergänzung? (Teil 1 des Interviews)

Wo sehen Sie die „Westfalenpost“ in zehn Jahren? Wird es sie noch geben?
Ja, wir werden immer noch der Nachrichten-Generierer in allen lokalen Bereichen sein. Also nicht nur in Politik und Kultur. Auch im Sport und allem, was lokal ist und mein Stadtquartier betrifft. Wir werden diejenigen bleiben, die diese Nachrichten einsammeln und verbreiten.

Was ist so besonders an Ihrer Zeitung?
Die Nähe zu den Menschen. Wir setzen auf aufsuchenden Journalismus, um mit den Menschen in Kontakt zu treten. Wir setzen nicht allein auf Terminjournalismus. Das ist das Brot-und-Butter-Geschäft, das ist ganz wichtig. Aber Themen setzen ist mehr als nur nacherzählend aufzuschreiben.

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„Ich erbitte klare Kritik!“

Im zweiten Teil des Interviews verrät der LSF-Beauftragte der Fakultät I, Dr. Ingo Köster, was er von den Studierenden hält, wie das LSF an die Uni Siegen kam und wie er selbst an seinen Job geraten ist.

Teil 2 des LiteraListen-Interviews von Christian Schütte und Kathrin Wagner. (Teil 1 hier)

Es gibt andere, vielleicht bessere Systeme an anderen Unis – warum in Siegen ausgerechnet das LSF?
Man muss unterscheiden: Es gibt Systeme, die laufen reibungslos, sind aber auch sehr einfach gestrickt – das sind zum Teil von den Universitäten selbst programmierte Plattformen. Wenn die entsprechenden Studienmodelle und Prüfungsordnungen genauso einfach sind, dann mag ein sehr einfaches System sinnvoll sein. Die Uni Siegen hat sich für relativ komplexe Studiengänge entschieden und die müssen in einem System abgebildet werden. Und wenn es stimmt, was ich von anderen Universitäten gehört habe, läuft es auch dort bei zunehmendem Komplexitätsgrad nicht reibungslos. Mir ist nicht bekannt, dass es ein System gäbe, das bei sehr komplexen Studienmodellen reibungslos funktioniert.

Foto: Hendrik Schulz Sind Studierende auch mal in Panik, wenn sie denken, es bricht alles zusammen?
Wenig … Nein, die Studierenden kommen mir eigentlich nicht panisch vor, ganz wenige nur. Ich habe super Erfahrungen mit den Studierenden gemacht.

Welche?
Sie sind nett, sie verstehen die Problematik. Ich erkläre ihnen auch immer die Hintergründe für Fehlermeldungen und Probleme, deshalb schreibe ich relativ lange Antwortmails. Außer in den ganz heißen Phasen, wo es am Tag vierzig bis fünfzig Anfragen gibt, die ich zum Teil erst mal recherchieren muss: warum sie sich jetzt nicht anmelden können, warum diese Fehlermeldung kommt. Die Programmierabteilung kann mir aber bei Nachfragen auch nicht sofort antworten, weil sie in solchen Anmeldephasen Anfragen von LSF-Beauftragten für insgesamt 800 Studiengänge bekommt. Dann erhalte ich eine Antwort erst einen Tag später und muss mich in einen Fall wieder neu hineindenken, weil ich in der Zwischenzeit zehn andere Anfragen beantwortet habe. In solchen stressigen Phasen antworte ich sehr kurz – da bitte ich um Verständnis –, manchmal nur stichwortartig, weil es nicht anders geht. Ansonsten bemühe ich mich immer darum, ausführliche Antworten zu geben.
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Sind Männer die besseren Ingenieure?

Jungs sind besser in Mathe und von Autos sollten Frauen lieber die Finger lassen? Janina Althaus sprach mit Fahrzeugbaustudentin Kristina Hahnemann über Vorurteile und ihren Traumberuf.

„Ich will keine Frau, die mir erklären kann, wie man Reifen wechselt.“ Mit solchen Sprüchen und einigen Vorurteilen hat man als Frau in männerdominierten Studiengängen zu kämpfen. Daran ändert sich auch in der Berufswelt zunächst wenig.

Das Interview führte Janina Althaus

Fahrzeugbaustudentin_Interview_Kristina_HahnemannKristina Hahnemann, 23, studierte erst Maschinenbau, später Fahrzeugbau an der Universität Siegen.

Kristina, du studierst Fahrzeugbau. Ist das nicht eher was für Männer?   

So ein Quatsch! Diese Ansicht ist nicht zeitgemäß.

Aber immer noch ein aktuelles Problem?

Ja! Denn man wird als Frau immer noch zu oft unterschätzt und muss sich dumme Sprüche anhören. Häufig traut man mir nicht so viel zu. Wenn man mich sieht, denken die meisten: Die kann nett lächeln. Das war´s dann aber auch.“ Dabei muss ich kein männliches Gen in mir tragen, um die komplexen Vorgänge zu verstehen. In der Schule geht´s damit schon los. Jungs sind angeblich besser in Mathe. Diese Einstellung nimmt vielen Mädchen bereits die Chance, Spaß an der Arbeit mit Zahlen zu entwickeln. Mathematik bildet die Grundlage im Maschinenbau. Aber noch viel mehr geht es um logisches Denken.

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Das Leben der Anderen

von Suna Jones

Über einen Mann, dessen Job es ist, seine Mitmenschen zu durchschauen, um ihnen aus Lebenskrisen zu helfen.

René K. könnte Ihnen bereits begegnet sein. Vermutlich ist er Ihnen nicht aufgefallen, er sitzt vielleicht sogar in diesem Moment auf der Parkbank nebenan oder am Tisch gegenüber. Sie sind sich seiner Anwesenheit nicht einmal bewusst, während er vielleicht schon mehr über sie weiß, als Ihnen lieb ist. Das ist Teil seines Jobs: „Mir entgeht so gut wie nichts!“

Ob jemand lügt, wie er sich gerade fühlt oder was ihm durch den Kopf geht, all das ist für René kein Geheimnis. Kleinste Veränderungen in der Mimik oder auch spontane Variationen der Tonlage verraten oftmals mehr über uns, als wir eigentlich preiszugeben bereit sind. Und gleichzeitig bleibt den meisten Menschen schleierhaft, wie ihre innere Verfassung für einen völlig Fremden derart offensichtlich sein kann.

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„Ich will nicht noch mehr kommunizieren“

Die Dekanin erläutert, warum sie sich ungern mit „Frau Professor“ anreden lässt, und beantwortet die Frage, ob Studenten immer dümmer werden.

3. und letzter Teil des großen LiteraListen-Interviews von Hendrik Schulz und Christian Schütte.

Petra Vogel 3

Foto: Hendrik Schulz

 Unterscheiden sich Studierende heute und früher? Man hört oft Klagen…

Ich sehe nicht wirklich Unterschiede. Als ausgebildete Linguistin kann ich von Erstsemestern nicht erwarten zu wissen, was ich weiß. Damals wussten wir als Erstsemester im Grunde auch nichts. Man hat vielleicht den Eindruck, dass Studierende immer dümmer werden, aber das ist wahrscheinlich Quatsch. Was ich hingegen schade finde: Man verwendet viel Energie auf schlechte und durchschnittliche Studierende und weniger auf die sehr Guten. Wenn eine Arbeit super ist, liest man sie in fünf Minuten und muss kaum etwas anstreichen. Wenn eine aber richtig schlecht ist, sitze ich da den ganzen Tag dran und das ist ein bisschen unfair gegenüber den richtig guten Studierenden. Ein Unterschied ist vielleicht, dass die Hemmschwelle niedriger ist: Ich hätte zum Beispiel nie einen Dozenten privat angerufen, das scheint es heute häufiger zu geben. Dozenten beklagen sich manchmal, dass sie quasi als öffentliche Person gelten, selbst außerhalb der Unizeiten.

Es ist ja auch ein Zeichen von Nähe, dass die Hierarchie etwas flacher ist.
Durch E-Mails hat sich das stark geändert, die sind ja schnell geschrieben. Man muss niemanden anrufen oder an die Tür klopfen und insofern gibt es mehr Berührungspunkte.

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„Reden fällt mir leichter als Schreiben“

Frau Vogel gibt als Sprachwissenschaftlerin einen Einblick in ihre Schreibgewohnheiten und erklärt, warum sie ihre Tochter fürs Lesen bezahlt.

Teil 2 des großen LiteraListen-Interviews von Hendrik Schulz und Christian Schütte.

Petra M. Vogel (2)

Foto: Hendrik Schulz

Studierende haben oft Probleme, Arbeiten fertigzubekommen. Finden Sie wissenschaftliches Schreiben einfach?
Überhaupt nicht, Reden fällt mir leichter als Schreiben. Das dauert mir zu lange.

Womit sind Sie unzufrieden, wenn Sie eigene Texte lesen?
Ich lese sie nicht mehr. Wenn sie abgegeben sind, sind sie für mich erledigt. Außer ich muss nachschauen, weil ich etwas zitieren will. Das Nicht-Lesen kommt aber nicht daher, dass ich damit so unzufrieden war. Wenn ich mir das noch einmal anschaue, denke ich oft: „Das ist doch eigentlich ganz gut!“ Aber es besteht einfach keine Notwendigkeit. Ich habe es abgeschlossen, es ist vorbei und ich mache das Nächste.

Haben Sie dann alles im Kopf, was Sie zu Papier gebracht haben?
Nein, dann muss ich nachschauen. Das mache ich aber nicht häufig, weil ich mich meistens ganz anderen Themen widme.

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„Die hässlichste Stadt mit den nettesten Menschen“

Prof. Petra M. Vogel über den Kulturschock Schweiz – Siegen und die Macht als Dekanin. Und was sie da überhaupt so tut.

Teil 1 des großen LiteraListen-Interviews von Hendrik Schulz und Christian Schütte.

Petra M. Vogel (Foto: Hendrik Schulz)

Foto: Hendrik Schulz

Frau Vogel, Sie leben und arbeiten seit knapp sieben Jahren in Siegen, vorher waren Sie lange in der schönen Schweiz in Bern – wie halten Sie das aus? Siegen gilt ja nicht als besonders einladend …

Als ich mit meiner Familie von Bern hierher kam, war das schon ein gewisser Kulturschock. Wir sind im Juli 2006 direkt zur Einschulung unserer Tochter umgezogen. Ich musste aber noch bis Oktober in Bern arbeiten und mit dem Zug hin und her pendeln. Ich war jedes Mal sehr traurig, wenn ich aus Bern weg musste. (lacht) Vor allem auch, weil der Sprung Bern – Siegen so groß war. Bern und Zürich haben sehr viel Lebensqualität, Siegen eher weniger.

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„So einfach wie möglich“

Der LSF-Beauftragte Ingo Köster über die Hintergründe des Systems, seinen Job und seine Erfahrungen mit den Studierenden.

Teil 1 des LiteraListen-Interviews von Christian Schütte und Kathrin Wagner

Ingo Köster

Ingo Köster (Foto: Hendrik Schulz)

Wenn es mit der LSF-Anmeldung zu Prüfungen oder Studienleistungen nicht klappt, ist Dr. Ingo Köster einer der Ansprechpartner für Studierende der Fakultät I. Nicht jeder bricht in Jubel aus, wenn diese drei Buchstaben erwähnt werden: LSF steht für „Lehre, Studium, Forschung“ und damit für eine Web-Anwendung, die neben Siegen mehr als zwanzig andere Hochschulen in Deutschland nutzen. Innerhalb der Philosophischen Fakultät ist Köster für den ehemaligen Fachbereich 3 (Sprach-, Literatur- und Medienwissenschaft) zuständig. Zu den Aufgaben bei der Prüfungsorganisation zählt neben der Hilfe für Studierenden mit Problemen auch die Schulung von Dozierenden. Wie er zur Kritik am LSF-System steht und wie sein Traum idealer Benutzerfreundlichkeit aussieht, erläutert Ingo Köster im LiteraListen-Interview.

Herr Köster, wenn das LSF nicht richtig funktioniert, weil der Server überlastet ist, und sich Studierende nicht einloggen können, obwohl sie das dringend tun müssten – ist das nicht peinlich für die Uni?
Mir ist gar nicht bekannt, dass das so häufig passiert. Ich bekomme solche Fehlermeldungen von Studierenden als Mail-Anfrage nicht häufig, das sind pro Semester vielleicht drei oder vier.

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Die Ruhe vor dem Semestersturm

von Jan-Hendrik Schulz

Der doppelte Abiturjahrgang kommt, mal wieder hat die Uni Siegen mehr Studierende als je zuvor, auch wenn es weniger Erstsemester gibt als zum letzten WiSe. Wie haben sich die Bereiche der Uni darauf vorbereitet?

Ein paar Studenten sitzen auf der Wiese vor dem Adolf-Reichwein-Campus. Das Mensa-Foyer, wo sich sonst hunderte Menschen drängen, ist leer. Vereinzelt geht jemand durch die sonst so bevölkerten Gänge, meist der Hausmeister. Kurz vor Vorlesungsbeginn in knapp zwei Wochen ist die Uni nahezu ausgestorben. Die Ruhe vor dem Sturm. Ab Montag, 14. Oktober, werden in Siegen so viele Menschen studieren wie nie zuvor: 18.000. Der doppelte Abiturjahrgang ist da, aber der ganz große Ansturm blieb aus. Viele scheuten laut AStA und Rektorat vor Stress und überfüllter Uni zurück, absolvieren lieber ein freiwilliges soziales Jahr. Die Normaufnahmekapazität liegt bei 2345 Erstsemestern pro Jahr, Siegen hat dieses Soll in den letzten Jahren übererfüllt, das macht sich jetzt bezahlt. „Eine Punktlandung“, sagt Pressesprecherin Katja Knoche. In sämtlichen Bereichen studentischen Lebens und Arbeitens sieht sich die Uni für den großen Ansturm gut aufgestellt.

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Bezahlbares studentisches Wohnen in der Altstadt?

von Jan-Hendrik Schulz

Es nimmt immer weiter Formen an: Hörsäle im Karstadt-Gebäude, ein Studentenwohnheim im alten Kreisklinikum und weitere Immobilien bilden den Altstadt-Campus rund ums untere Schloss, im nächsten Jahr soll studentisches Leben und Arbeiten in die Oberstadt einziehen. Erste Pläne sind bereits fertig und die Arbeiten laufen.

Mehr als 300 Jahre war die als Hospital zum heiligen Geist in der Oberstadt gegründete Klinik für die Siegener ihr Stadtkrankenhaus, obwohl seit Jahrzehnten Kreisklinik. Diese Ära ist jetzt beendet und es beginnt eine neue: Der Altstadt-Campus, die Uni im Zentrum der Stadt nimmt Formen an. Neben Unterem Schloss und Karstadt-Gebäude spielt die Immobilie an der Kohlbettstraße eine zentrale Rolle bei der Umgestaltung der Oberstadt. Neben den vier Haupt-Standorten der Universität ist der Altstadt-Campus der erste, der zu großen Teilen nicht in öffentlichem Eigentum ist.

Zum Wintersemester 2014/15 soll der Lehrbetrieb am Altstadt-Campus aufgenommen werden, die ersten Studenten entsprechend im Sommer davor einziehen. 2000 Quadratmeter werden im alten Stadtkrankenhaus der Uni als Ankermieter für Büro- und Verwaltungsräume zur Verfügung gestellt, weitere 960 als Seminarräume. Für studentische Wohnungen, 47 Apartments an der Zahl, sind 1300 Quadratmeter vorgesehen.

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