„Als ich meinen Namen hörte, kehrte das Leben zurück“

von Jan-Hendrik Schulz

Wochen und Monate sitzt Saad A. im syrischen Foltergefängnis. Die Qualen hat er erst einmal überstanden, aber die Haft wird immer schwerer, er ist schwer verletzt. Trotzdem schafft er es, zu überleben.

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Seine Folterknechte haben von Saad A. abgelassen. Die Haftbedingungen sind nach ein paar Wochen, nach A.s Tortur, noch einmal erbärmlicher geworden. Alle leiden an Durchfall, Bauchschmerzen, rissigen Lippen durch den Flüssigkeitsmangel. Einige haben die Krätze, schmerzhaften Juckreiz durch mangelnde Hygiene.

A.s Zeh beginnt zu eitern. In einer Nachbarzelle ist ein Arzt inhaftiert, er darf das tote Gewebe abschneiden, die Wunde regelmäßig ausschaben. Ohne sauberes Wasser, ohne Medizin. Ohne Narkose.

Inzwischen dringen immer häufiger die Schmerzensschreie aus dem zentralen Raum in die Zellen, das Klatschen der Schläge. „Manche starben buchstäblich vor Angst“, sagt A. Das  Perfide ist: Seine Geschichte ist noch die Leichteste, anderen ging es viel schlimmer, mussten mehr ertragen. Das sagt A. selbst, betont es immer wieder. Er ist jung, gesund, er verliert nur das Glied einer Zehe, seine Familie und Freunde bleiben unangetastet, auch wenn die Drohung sie ebenfalls zu foltern, schwerer wiegt, als die Qualen selbst. Mit ihm sitzen ältere Männer ein, einer leidet an Diabetes und Bluthochdruck. Die Leichen werden meist erst nach ein paar Tagen aus der Zelle geholt.

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„Kreative Köpfe sind erwünscht“ – Interview zum Votum der Schweiz gegen Masseneinwanderung

Das Interview wurde von Minou Wallesch geführt.

Die Schweizer haben sich mit einer knappen Mehrheit für eine Einwanderungsbergenzung aus EU-Ländern entschieden. Eine Studentin der Uni Siegen macht sich Gedanken über ihre Zukunft in der Schweiz.

Caro K. ist gerade in die Schweiz ausgewandert. Davor hat sie Literatur, Kultur, Medien sowie Kommunikation und Medien studiert. Sie wohnt jetzt zusammen mit ihrem Freund in Zürich und möchte gerne als Moderedakteurin arbeiten. Dass ein Votum „Gegen Masseneinwanderung“ aus Europa in die Schweiz Erfolg haben könnte, hatte sie nicht geglaubt.

Du bist ganz frisch in die Schweiz ausgewandert, warum?

Ich bin vor fünf Tagen ganz in die Schweiz gezogen. Davor pendelte ich immer zwischen Siegen und Zürich. Nach sechs Jahren Fernbeziehung und zu vielen Kilometern auf meinem Tacho ist es nun mal Zeit, am gleichen Ort wie mein Freund zu leben. Die bessere Bezahlung von Internships und die Liebe zur Stadt Zürich sind zwei weitere Gründe für meine Auswanderung.

Welche Jobchancen hast Du Dir mit Deinem Studium Literatur, Kultur, Medien in der Schweiz ausgerechnet, bevor Du von dem Votum erfahren hast?

Eigentlich wußte ich, dass meine Chancen gut stehen. Dies liegt allerdings nicht unbedingt an meinem Studium, sondern an der Erfahrung, die ich während einer freien Mitarbeit bei einer großen Modezeitschrift schon vor dem Studium gesammelt habe. Mir ist auch bewusst, dass ich mit meinem Bachelor-Abschluss keine direkte Festanstellung erhalte und deswegen über Internships in die Berufswelt einsteigen werde. Allerdings muss man sagen, dass der Schwerpunkt der Schweizer Studiengänge in der Wirtschaft liegt und deswegen ein kreativer Kopf zwischendurch erwünscht ist.

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Sind Männer die besseren Ingenieure?

Jungs sind besser in Mathe und von Autos sollten Frauen lieber die Finger lassen? Janina Althaus sprach mit Fahrzeugbaustudentin Kristina Hahnemann über Vorurteile und ihren Traumberuf.

„Ich will keine Frau, die mir erklären kann, wie man Reifen wechselt.“ Mit solchen Sprüchen und einigen Vorurteilen hat man als Frau in männerdominierten Studiengängen zu kämpfen. Daran ändert sich auch in der Berufswelt zunächst wenig.

Das Interview führte Janina Althaus

Fahrzeugbaustudentin_Interview_Kristina_HahnemannKristina Hahnemann, 23, studierte erst Maschinenbau, später Fahrzeugbau an der Universität Siegen.

Kristina, du studierst Fahrzeugbau. Ist das nicht eher was für Männer?   

So ein Quatsch! Diese Ansicht ist nicht zeitgemäß.

Aber immer noch ein aktuelles Problem?

Ja! Denn man wird als Frau immer noch zu oft unterschätzt und muss sich dumme Sprüche anhören. Häufig traut man mir nicht so viel zu. Wenn man mich sieht, denken die meisten: Die kann nett lächeln. Das war´s dann aber auch.“ Dabei muss ich kein männliches Gen in mir tragen, um die komplexen Vorgänge zu verstehen. In der Schule geht´s damit schon los. Jungs sind angeblich besser in Mathe. Diese Einstellung nimmt vielen Mädchen bereits die Chance, Spaß an der Arbeit mit Zahlen zu entwickeln. Mathematik bildet die Grundlage im Maschinenbau. Aber noch viel mehr geht es um logisches Denken.

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Die Ruhe vor dem Semestersturm

von Jan-Hendrik Schulz

Der doppelte Abiturjahrgang kommt, mal wieder hat die Uni Siegen mehr Studierende als je zuvor, auch wenn es weniger Erstsemester gibt als zum letzten WiSe. Wie haben sich die Bereiche der Uni darauf vorbereitet?

Ein paar Studenten sitzen auf der Wiese vor dem Adolf-Reichwein-Campus. Das Mensa-Foyer, wo sich sonst hunderte Menschen drängen, ist leer. Vereinzelt geht jemand durch die sonst so bevölkerten Gänge, meist der Hausmeister. Kurz vor Vorlesungsbeginn in knapp zwei Wochen ist die Uni nahezu ausgestorben. Die Ruhe vor dem Sturm. Ab Montag, 14. Oktober, werden in Siegen so viele Menschen studieren wie nie zuvor: 18.000. Der doppelte Abiturjahrgang ist da, aber der ganz große Ansturm blieb aus. Viele scheuten laut AStA und Rektorat vor Stress und überfüllter Uni zurück, absolvieren lieber ein freiwilliges soziales Jahr. Die Normaufnahmekapazität liegt bei 2345 Erstsemestern pro Jahr, Siegen hat dieses Soll in den letzten Jahren übererfüllt, das macht sich jetzt bezahlt. „Eine Punktlandung“, sagt Pressesprecherin Katja Knoche. In sämtlichen Bereichen studentischen Lebens und Arbeitens sieht sich die Uni für den großen Ansturm gut aufgestellt.

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Plötzlicher Tod eines Studiengangs

von Minou Wallesch

Am Mittwoch, 10. Juli, stimmt um 14 Uhr im Senatssaal der Fakultätsrat darüber ab, ob der Bachelorstudiengang „Pädagogik: Inklusion und Entwicklung“ abgeschafft werden soll. Die Studierenden sind empört und protestieren.

Vier Jahre jung ist der Bachelorstudiengang „Pädagogik: Entwicklung und Inklusion“ (BAStEI). Nun hat das Dekanat einen Antrag auf Abschaffung des Studiengangs gestellt. Er soll ab kommenden Semester auslaufen. Am Mittwoch stimmt der Fakultätsrat darüber ab, ob diesem Antrag stattgegeben wird. Die Bewerbung für das Wintersemester 2013/14 läuft allerdings schon. Die 40 Studienplätze sind gefragt. Mehr als 40 Bewerbungen für den BAStEI-Studiengang gingen bereits ein, berichtet die Siegener Zeitung. Der Studiengang wird auch weiterhin beworben. Beispielsweise am „Tag der offenen Uni“.

Studierende formulieren Gegenargumente

Prof. Dr. Matthias Trautmann, Prodekan für Lehre, Studium und Weiterbildung, sagt, eine Abschaffung des BAStEI werde schon länger diskutiert. Als Gründe dafür nennt er: zu wenige Dozierende und einen fehlenden Masterstudiengang. Die BAStEI-Studierenden, der Fachschaftsrat für Gesellschafts- und Geisteswissenschaften für alle Bachelor-, Master- und Lehramtsstudierende und der AStA versuchen diese Gründe in einer Stellungnahme zu entkräften. Nach ihren Angaben gibt es genügend Kapazitäten, um den Studiengang fortzuführen. Die Professuren „Soziale Rehabilitation und Inklusion“, ,Heilpädagogik“, „Entwicklung“ und eine neue Stelle in den Erziehungswissenschaften sind momentan alle besetzt.

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„Nein, zum Abitur musste ich keine Bäume fällen“

Von der friedlichen Waldorfschule ins harte BWL-Studium – kann das gutgehen? Isabell Meurers interviewt eine Studentin, die den Sprung geschafft hat.

Die 21jährige BWL-Studentin Julia D. hat ihr Abitur auf einer Waldorfschule gemacht – und bereut es nicht.

Isabell Meurers: Sie waren von der ersten Klasse bis zum Abitur auf einer Waldorfschule. Warum haben Ihre Eltern sich damals für diese Schulform entschieden?
Julia D.: Weil meine Eltern auch schon ihr Abitur auf einer Waldorfschule gemacht hatten. Beide sind studierte Leute, aus denen „was Vernünftiges“ geworden ist. Sie haben ausschließlich gute Erfahrungen dort gemacht, daher war klar, dass ich und meine jüngeren Geschwister auf dieselbe Schule gehen. Dennoch hätte ich jederzeit wechseln können, wenn ich gewollt hätte.

Es gibt ja viele Vorurteile über Waldorfschulen …
O ja, die gibt es. Jeder, der erfährt, auf welcher Schule ich war, sagt als Erstes, dass ich bestimmt auch meinen Namen tanzen kann. Ich wurde sogar mal gefragt, ob ich bei meiner Abiturprüfung Bäume fällen musste. So ein Unsinn.

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