Atemlos durch die Schrebergärten

von Lisa Pilhofer

Ich mache Urlaub in Berlin. Dort haben meine Großeltern einen sogenannten Schrebergarten, auch Kleingarten oder Laube genannt, der sich in einer Kleingartenkolonie befindet. In dieser Kolonie gibt es ein Vereinshaus und eine Kneipe. Das Vereinshaus bzw. der Besitzer der Kneipe organisieren manchmal Veranstaltungen: gemeinsames Fußballgucken, Sommerfest, Kinderfest, Grillabende usw. Außer beim Fußballgucken ist der ganze Spaß mit Musik untermalt. Manchmal aus der Büchse, manchmal mit „Sängern“, die live und in Farbe auf der kleinen Bühne performen. Weiterlesen

„Hit the Road Jack“

von Johannes Herbst

Das Navigationsgerät gibt zwei mürrische Fiepser  von sich. Die 120 vorgeschriebenen Kilometer die Stunde wurden erneut von dem Opel Astra knapp überboten und der Fahrer durch das Geräusch zum Entschleunigen angehalten. Ich habe meine Augen nur einen Spaltbreit geöffnet und sehe die rote 123 auf dem Display aufleuchten. Ohne großen Bewegungsspielraum vergrabe ich meinen Kopf wieder in dem zusammengeknäulten Kapuzenpulli, der, gegen die Scheibe gestemmt, mir als Kopfkissen dient. Ich weiß, dass ich nicht schlafen kann, aber auf Reden habe ich auch keine Lust. Ich muss an die Werbung des Unternehmens blablacar denken, auf deren Internetportal ich auch meine jetzige Reisemöglichkeit günstig ergattern konnte. Weiterlesen

Salzig wie das Meer

von Alicia Thelen

Ich muss immer noch daran denken. Ich habe mich längst wieder ans Zuhausesein gewöhnt, aber ich muss immer noch daran denken, wie wir beide ins Meer gesprungen sind. Wir hatten nichts zum Schwimmen dabei, es war nachts kalt und windig, nicht die besten Bedingungen also. Doch wir Verrückten mussten es darauf ankommen lassen. Wir waren mutig. Vielleicht hat uns das Bier auch erst mutig gemacht, aber was zählt, ist, dass wir uns getraut haben. Wir nahmen Anlauf und rannten durch den nassen Sand. Das Wasser in den Prielen spritzte zu allen Seiten, doch das machte es nur noch schöner. Die Wellen rauschten kraftvoll, tauchten uns in Salzwasser und wir gaben ihnen schreiend Antwort. „WAAAAH!“ Es war so kalt, dass ich dachte, mein Kopf würde gleich explodieren. Meine Hose war klatschnass und klebte bei jeder Bewegung fest an meinem Körper. Das Wasser drückte sich an meine Beine. Du warst so übermütig, du fingst an, zu tanzen und ich tanzte mit. Und das war auch unsere Rettung, denn hätten wir nicht getanzt, wären wir vor Kälte erstarrt. Erst zappelten wir hilflos, wie Fische, völlig ohne Struktur, du schlugst auf das Wasser und irgendwann griffst du auf einmal lachend nach meiner Hand. Alles drehte sich, ich drehte mich und du und das Meer. Ich konnte gar nicht mehr klar denken. Das Meer presste uns zusammen und in dem Moment war mir klar, dass ich mich für immer an diesen Augenblick erinnern würde.

Ich habe vergessen, wie lange wir im Meer getanzt haben und ich habe sogar vergessen, wie du heißt. Ich glaube, ich habe dich gar nicht nach deinem Namen gefragt. Doch in diesem Moment war das egal. Und ist es immer noch. Denn jetzt gerade packe ich meinen Schreibblock in meine Tasche und bereite mich auf die Uni vor. Das Semester beginnt wieder und du bist weit, weit weg. Was bleibt, ist nur diese kleine weiße Muschel, die du mir als Abschiedsgeschenk in die Hand gedrückt hast. Das reicht. Ich lege sie auf die Fensterbank. Wenn ich nach Hause komme, wird sie noch immer dort liegen und mich an den salzigen Geschmack des Meerwassers erinnern und – Dich .