Don’t cum on human rights! – Fight for your rights! Warum ich Femen verstehe.

Kathrin Wagner kommentiert Thomas Marbachs Text „Sexismus“

Sextremismus macht Angst. Vor allem dem männlichen Geschlecht.

Sextremismus macht Angst. Vor allem dem männlichen Geschlecht. Die Provokation der Femen durch Oben-Ohne-Aktionen kommt nicht bei jedem gut an. Warum? Der männliche Blick, der die Frau als Fragment wahrnimmt, wird durch die weibliche Nacktheit natürlich auf die Brust gelenkt – aber seine Skopophilie wird enttäuscht, denn statt zwei prallen, glänzenden, im Rhythmus des Ganges wippenden Brüsten wird er von politischen Aufforderungen abgelenkt und irritiert. Stichwort: Kastrationsangst!

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Laute(r) Maaaas und Moooos und Korken in Tupperdosen

von Tanja Czerwenka

Edmund Stoiber, Julia Roberts, Katja Burkard und Winston Churchill – sie alle haben etwas gemeinsam und hätten sich dafür in Dortmund treffen können.

Sabine* bekommt im Flur von Dozentin Frau Ziub eine Tupperdose in die Hand gedrückt: „Kannst du bitte Hanna die Dose bringen? Sie braucht die Korken gleich für ihre Therapie.“ Schülerin Lisa ist mit einem Stein und einer Feder in der Hand unterwegs. Sie sammelt Material, mit dem sie Gegenteile darstellen kann. Nebenan im Klassenraum findet Theorieunterricht statt. Alltag im Dortmunder Institut für Logopädie.
Sabine, zierlich, lange braune Haare, dunkle Augen und eine ruhige, aber bestimmende Stimme, ist Schülerin. Anhand ihrer Größe und ihrem Auftreten erkennt man keinen Unterschied zu ihren Mitschülern, doch wenn man sie nach ihrem Alter fragt, schmunzelt sie. Sabine ist mit 45 Jahren die Älteste in ihrer Klasse. In ihrem ursprünglichen Job kann sie nicht mehr arbeiten und hat sich für eine Ausbildung zur Logopädin entschieden. Sie ist am Ende des zweiten Jahres und kommt momentan nur einmal in der Woche ins Institut. Ihre Klasse befindet sich in einem zweimonatigen Praktikum. Es ist ihnen freigestellt, ob sie trotzdem zum Institut kommen, um ihre wöchentlichen Therapiestunden abzuhalten oder nicht. „Ich mache es, weil es sowohl für mich als auch für meinen Patienten gut ist“, sagt Sabine. Insgesamt umfasst die Ausbildung drei Jahre. In dieser Zeit erlangen die Schüler Qualifikationen in drei Bereichen: Kindersprache, Redeflussstörungen und neurologische Störungen. Nach Bestehen des Staatsexamens dürfen sie sich dann staatlich anerkannte Logopäden nennen.

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Mit 90 lernt man anders. Aber Rosemarie Achenbach lernt.

 von Jan-Hendrik Schulz
Sie ist ungefähr im 142. Semester. Ihre Scheine wurden nach 60 Jahren immer noch anerkannt. Statt Semesterferien hatte sie zu Beginn ihres Studiums Kriegseinsätze. Und statt Hochschulsport musste sie Sport-Testate erbringen – flink wie Windhunde, zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl. Rosemarie Achenbach ist die älteste Studentin der Uni Siegen. Ein Besuch.
Rosemarie Achenbach

Wie viele alte Damen ist Rosemarie Achenbach klein. Zierlich, aber kerzengrade. Wie 90 sieht sie nicht aus. Andere wirken mit Mitte 70 älter. Barfuss geht sie ins Wohnzimmer, wo noch die Geburtstagstafel steht. Sie will ihre Hörgeräte holen, schnellt ohne Last des Alters aus dem Sofa, findet die Geräte aber nicht. „Das kommt davon, wenn man so schlau ist“, sagt sie und der Schalk blitzt aus ihren hellblauen Augen.

1942 hat sie Abitur gemacht. Aber einfach so studieren? Nicht in Hitlerdeutschland. Ein halbes Jahr Arbeitsdienst in der Landwirtschaft, ein halbes Jahr Kriegshilfsdienst als Straßenbahnschaffnerin, das waren die Voraussetzungen zum Studium. „Viele Männer bekamen das Abitur geschenkt, damit sie schnell in den Krieg ziehen konnten“, sagt Achenbach. „Später mussten sie als gestandener Hauptmann oder Major wieder die Schulbank drücken.“ In München, kurz nach der Festnahme der Geschwister Scholl, immatrikulierte sie sich für Kunstgeschichte und wechselte nach einem Semester zur Psychologie mit den Nebenfächern Philosophie und Psychiatrie. Durchweg mit Kommilitoninnen. Kaum Männer, „nur ein paar Schwerverletzte kamen in Uniform“, erinnert sie sich.

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Das bisschen Demenz schränkt doch keinen ein

von Vivienne Kara

„Sich erinnern und darüber sprechen“, darauf kommt es beim Gedächtnistraining für Demenzkranke Menschen an. 

Es ist halb zehn, nach und nach werden die elf Bewohnerinnen in den Gemeinschaftsraum gebracht. Von allen drei Etagen kommen sie entweder allein oder mit Hilfe. Nach einer knappen halben Stunde sitzt dann jede der elf Frauen in einem großen, hellen Raum an einer langen Tafel, sodass sie sich gegenseitig anschauen können. Die Bewohnerinnen des Altenheims in Kleinenbroich, in der Nähe von Düsseldorf, die an der Trainingsstunde teilnehmen, sind zwischen 65 und 90 Jahre alt und leiden alle an Demenz in verschiedenen Stadien.

Beate Belau gibt ein- bis zweimal die Woche Gedächtnistraining für demenziell veränderte Männer und Frauen des Altenheims. Die blonde Frau mit der ausgefallenen Brille trägt eine geblümte Bluse und eine Jeans. Sie steht am Kopf des Tisches, damit alle Bewohnerinnen sie gut sehen können. Die 52-Jährige lebt in einem Nachbarort von Kleinenbroich und ist seit knapp zehn Jahren als Gedächtnistrainerin tätig. Seit etwa zwei Jahren arbeitet sie im Altenheim, was ihr sehr viel Spaß macht. Beim Gedächtnistraining mit den demenzkranken Bewohnern geht es aber weniger darum ihnen zu helfen, ihr Kurzzeitgedächtnis zu trainieren, sondern vielmehr um Übungen für das Langzeitgedächtnis. „Das Wichtige ist, dass die Damen und Herren sprechen. Reden! Reden! Reden!“, betont Beate Belau. Das Ziel der 45-minütigen Gedächtnistrainingseinheit ist es, die Senioren zum Sprechen zu bringen und ihnen bei der Wortfindung zu helfen. Damit soll aber nicht ihr Wissen getestet werden. „Der Sinn des Gedächtnistrainings mit den demenziell veränderten Bewohnern ist es nicht, dass sie sich schneller etwas merken können. Sie sollen auf keinen Fall auf ihre Defizite hingewiesen werden.“ Vor allem sollen sich die Senioren wohlfühlen und keine Hemmungen aufbauen, an den Gedächtnistrainingsstunden teilzunehmen.

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„Ein Diener, zwei Herren und die Liebe“

von Laura Schönwies

„Es gibt so viele, die suchen einen Herren, und ich, ich habe zwei Herren.“ In was sich da der tollpatschige Diener Truffaldino hineinreitet … s über die Premiere des Theaterstücks „Diener zweier Herren“, aufgeführt von tollMut.

Wohin doch ein leerer Magen führen kann! Truffaldino hat zwar das Talent, Saltos aus dem Stand zu schlagen, doch von dieser brotlosen Kunst wird er nicht satt. Valerie Linke bescherte in der Rolle des tollpatschigen Künstlers, der für einen Teller Spaghetti jeden Job annehmen würde, dem Publikum am Musikpavillon im Schlosspark viele Lacher. Die studentisch organisierte Theatergruppe „tollMut“ feierte am Dienstag Premiere mit David Penndorfs Bühneninszenierung der Komödie „Diener zweier Herren“ frei nach Carlo Goldoni.

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Ars Mundi

von Nadine Hahnke/Christian Schütte

„Dürfen Studenten da überhaupt rein?“ Obwohl der Eingang direkt neben der Geschirr-Rückgabe in der Mensa liegt, ist das Ars mundi für viele Terra incognita. Geheimnisse ranken sich um den unbekannten Gastraum neben der Mensa. Wir haben ihn mal ein wenig erforscht. Eine Restaurantkritik von Nadine Hahnke und Christian Schütte

Ars mundi

Betritt man den hellen Raum des Ars mundi, wird schnell klar, dass hier eine entspannte und gemütliche Atmosphäre herrscht – ganz anders als im lauten Trubel der Mensa. Die Gäste – tatsächlich vorwiegend professoral – nehmen auf bequemen Stühlen Platz, statt sich die Nahrung wie in der Legebatterie zuzuführen. Zudem sorgt Teppichboden für gehobenes Flair. Die Lehrlingsküche, in der die Azubis werkeln, ist hinter der Selbstbedienungstheke frei einsehbar, und das Hauptmenü wird ebenso frisch ausgegeben wie in der Mensa. Zu Tisch erwartet die Gäste eine Deko, die zur Jahreszeit passt.

Ob das Essen der edlen Kantinenatmosphäre gerecht wird?

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Lasst Bücher wieder Bücher sein

von „Liesel Meminger“

Zum Wandel im Buchhandel

Thalia nimmt jetzt auch Payback-Karten an. Die Ironie an der Sache: Auf Bücher gibt es keine Punkte.
Was so paradox klingt, hat eine einfache Erklärung. Bücher sind anders, lernt schon jeder junge Buchhändler in der Buchhändlerschule. Und auch als Leser merkt man diesen Unterschied instinktiv. Es ist etwas anderes, ein Buch zu kaufen, als ein Stück Käse oder ein T-Shirt. Ein Buch zu kaufen, ist ein Abenteuer und wenn man es richtig machen will, braucht man Zeit dafür.
„Moment mal“, würde der Feinschmecker nun entrüstet rufen, „ich nehme mir auch die Zeit, den perfekten Käse zu finden.“ Dem möchte ich gar nicht widersprechen. Und doch – haben Sie es gemerkt? – klingt es merkwürdiger, nach dem „perfekten Käse“ zu suchen als nach dem „perfekten Buch“.

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Wenn die Postmoderne zweimal klingelt oder: Für den Realismus!

von Sven Gringmuth

Ein Gastbeitrag für die LiteraListen zur Debatte um Enno Stahls Werk „Diskurspogo – Über Literatur und Gesellschaft“ (Berlin, 2013)

„Wenn Literatur nicht bei denen bleibt, die unten sind, kann sie gleich als Partyservice anfangen“ (Jörg Fauser).

Was soll Literatur, was soll sie nicht? Viele Antworten sind möglich, viele sind sicherlich richtig, aber eine gewichtige Funktion von Literatur war und ist das „einfache, wahre Abschreiben der Welt“, wie Rainald Goetz es einmal formulierte. Die widerspiegelnde (hier wird Christian Schütte aufschreien und mich als Marxisten entlarven – das ist okeh – nehmen wir trotzdem einen anderen Begriff …) darstellende Kraft, die Literatur besitzt, ermöglicht es uns, unsere Lebensbedingungen zu erforschen, zu vergleichen; sie kann Lernprozesse in Gang setzen, Erfahrungen vermitteln und uns dazu bewegen, Dinge verändern zu wollen.

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Literatur muss nichts, darf viel

von Christian Schütte

Kommentar zu Enno Stahls „Diskurspogo“-Vortrag

„Diskurspogo“ klingt nach spaßigem Tanzgeschubse, aber der Titel tarnt einen rigiden Zugriff auf das Erzählen, der vor allem Regeln und Verbote einführen will. Auffallend oft spricht der Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Enno Stahl von einer „Legimitation“ der Literatur. Schreiben ist also etwas, wofür man erst einmal eine Erlaubnis einholen muss, etwas, das es zu rechtfertigen gilt. Eigentlich eine seltsame Haltung. Der strenge Stahl sagt uns nicht nur, wer überhaupt schreiben darf (Arztsöhne und -töchter zum Beispiel nicht), sondern auch wie und worüber. Die Thesen, die Enno Stahl vertritt, sind zwar falsch, aber immerhin auf anregende Art falsch: Sie helfen, sich daran zu erinnern, was richtig ist.

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