Zwischen Arthouse und Glamour: Ein subjektives Blitzlicht auf die 68. Berlinale

von Michael Fassel

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Unlängst hat die Debatte über die Zukunft der Berlinale begonnen. Denn Festivalleiter Dieter Kosslick wird sich 2019 nach achtzehn Jahren von der Bühne verabschieden und das Zepter weitergeben. Wer das sein wird, darüber wird in den Medien noch fleißig und blind spekuliert. Da ist der Ruf nach „Entschlackung“ und nach einer „Neuorientierung“. Weniger Glamour, mehr Arthouse? Oder umgekehrt? Sicher ist, dass auch weiterhin weltbekannte Stars über den roten Teppich laufen werden, denn die Berlinale hat mit den Filmfestspielen in Cannes und Venedig zwei kraftstrotzende Konkurrenten, die ihr das Potenzial abschöpfen könnten. Und nicht selten heißt es, dass die ganz großen Filme ihre Premiere in Cannes hatten. Man denke beispielsweise an Pulp Fiction (1994, Quentin Tarantino) oder Amour (2012, Michael Haneke). So oder so, die Berlinale wird ihren Weg gehen, vielleicht auch mit neuer Handschrift. Nun möchte ich aber nicht in die Kerbe der wilden Spekulationen schlagen, sondern euch fernab von den Mainstream-Medien meine diesjährigen subjektiven Eindrücke als LiteraList berichten –  in einer Mischung aus Reportage, Kurzrezensionen und Kommentar.

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Schön untot

von Christian Bocksch

„Rebel Without A Cause“ sollte im Fernsehen ausgestrahlt werden, und so zappte ich in freudiger Erwartung dieses Klassikers auf eines dieser Programme, die scheinbar aus 90 Prozent Werbung bestehen. Schlagartig wurde mir bewusst, wie alt ich geworden war, ohne es überhaupt zu merken. Die Welt der Kinderspielsachen hatte sich in den letzten Jahren verändert. Ich erinnere mich noch an Torwände und kleine Revolver-Attrappen, die knallten. Inzwischen stehen allen Nachwuchs-Freizeit-Söldnern und Partisanen, klobige  Projektilwaffen mit Infrarotoptik und GPS gestützter Steuerung zur Verfügung. Überraschend ist das nicht, in einer gefährlichen Welt braucht man keine Revolverhelden, sondern Black-Ops. Weiterlesen

Von Ostereiern, E.T. und Oceanic Airlines

von Michael Fassel

Wenn man an Ostern keine Lust hat oder – wie es in diesem Jahr der Fall ist – es draußen zu kalt ist, nach Schokoladeneiern zu suchen, kann man es auch ganz bequem vom Sessel aus machen. In zahlreichen Medien, Computerspielen und Internet lauern die sogenannten Easter Eggs, die zu einer multimedialen Ostereiersuche einladen. Dabei handelt es sich um versteckte Besonderheiten oder Gags, die nicht einmal hartgesottene Fans auf den ersten Blick erkennen würden. Der ein oder andere wird sicher bereits in seinen Lieblingsfilmen so etwas entdeckt haben. Meistens aber sichtet man Easter Eggs nicht beim ersten Sehen eines Films, schon gar nicht im Kino, obgleich die Leinwand um einiges größer ist als der bescheidene Flachbildschirm im Wohnzimmer. Auf DVDs und Blu-rays gibt es in der Regel als Bonus Filmdokumentationen und Audiokommentare, die auf versteckte Besonderheiten aufmerksam machen. Weiterlesen

Größer, höher, gefräßiger…

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Der überraschende Run auf Jurassic World weckt bei Michael hohe Erwartungen.

Von Michael Fassel

Größer, höher, gefräßiger scheinen sich die Macher des am Donnerstag angelaufenen Films Jurassic World von Colin Trevorrow zum Leitbild gemacht zu haben. Und das mit Erfolg, denn in den vergangenen Tagen kletterte das Dinosaurier-Spektakel an die Spitze der Kino-Charts. Überraschend dabei ist, dass es schon jetzt über 500 Millionen Dollar eingenommen hat und damit den Rekord des letzten Harry-Potter-Films bricht. Ich habe den Actionfilm noch nicht gesehen (oder sollte ich ihn besser als ein Science-Fiction-Thriller klassifizieren?), aber jetzt wurde meine Erwartungsschraube weit nach oben gedreht. Weiterlesen

25.05.2015: Ein Medienrätsel

Er bietet die aktuellsten Nachrichten, aber auch Kulturtipps – ist aber keine Zeitung, die man am Frühstückstisch mit lautem Knistern aufschlägt oder geräuschlos auf dem Tablet liest. Er empfiehlt Rezepte und führt teilweise fragwürdige, oftmals nicht-repräsentative Telefon-Umfragen durch, die pro Anruf 50 Cent kosten. Erstaunlicherweise ist er ohne Internetzugang abrufbar. Und heute könnte er solche Dialoge zwischen den Generationen auslösen:
„Auf diese Taste da! Dieses Viereck mit den drei weißen Linien!“
„Sehe ich nicht!“
„Über der Eins.“
„Hab’s!“
„Drück drauf!“

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23.02.2015: Houellebecq und die Medien

von Theresa Müller

 „Jedes Mal wenn ich erfuhr, dass ein palästinensischer Terrorist, ein palästinensisches Kind oder eine schwangere Palästinenserin im Gazastreifen erschossen worden war, durchzuckte mich ein Schauder der Begeisterung bei dem Gedanken, dass es einen Muslim weniger gab.“

Es sind Sätze wie dieser aus dem Roman Plattform und einige Interviewaussagen (z.B. „Der Islam ist die dümmste aller Religionen“) des französischen Star-Autors Michel Houellebecq, die ihn 2001 zum Enfant Terrible des französischen Literaturbetriebs werden ließen. Weiterlesen

Ich habe wohl eine Missionarsphobie. Und das ist auch gut so

von Kathrin Wagner

Ich bin nicht homosexuell, trotzdem bekomme ich bei Facebook missionarisch anmutende Nachrichten von homophoben Christen, die mir sagen wollen „Outing ist out“ oder „Homosexualität ist heilbar“. Irgendwie müssen sie ihre Ansichten ja unters Volk bringen. Ich kriege eine Gänsehaut und das Frühstück will sich einen Weg durch meinen Mund in die Freiheit bahnen.

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Der Einparkkönig als Held des Lokaljournalismus

Im zweiten Teil des Interviews von Nicole Schwertner verrät André Schweins, Chef der „Westfalenpost“-Lokalredaktionen, wie seine Zeitung auf die Konkurrenz aus dem Internet reagiert.

Wie sieht Ihre Zielgruppe aus? Haben Sie speziell etwas für junge Leute entwickelt?
Klar, wir fangen ganz jung an. Wir haben jeden Tag eine Kinderseite im Blatt, die „Kinderpost“. Wir haben im Lokalteil die Seite „Junge WP“, die ganz unterschiedlich bespielt wird. Diese Seiten sind auch stark bei älteren Menschen nachgefragt, wie wir herausgefunden haben. Umgekehrt machen wir keine extra Seniorenseite. Es ist richtig: Je älter unsere Leser sind, desto mehr hat man das Gefühl, dass sie unsere Zeitung intensiv und detailliert lesen und diese zu rezipieren wissen. Aber wir merken genauso, dass junge Leute uns wahrnehmen.

Was tun Sie dafür, die Leser aktiv einzubinden?
Wir binden die Leser auf verschiedenen Ebenen ein. Wir haben im Print jeden Tag im überregionalen Teil eine „Frage des Tages“. Dazu sind immer vier Köpfe mit vier Meinungen gefordert. Zum Beispiel zur Frage: „Kann man die Tour de France ohne Doping überstehen?“ Wir walzen das gerade auf Social Media aus. Wir sind bislang mit vier Lokalredaktionen bei Facebook unterwegs. Facebook kann man unter anderem dazu nutzen, eine schnelle Umfrage zu machen. Diese Facebook-Aktivitäten generieren natürlich auch Geschichten.

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„Was wir können, können nur wir“

Wie sieht die Zukunft der Lokalpresse aus? Nicole Schwertner hat für ihre LKM-Bachelorarbeit André Schweins – als Leiter der Lokalredaktionen und Mitglied der Chefredaktion der „Westfalenpost“ – gefragt, welche Chancen Printberichterstattung noch hat: Sind Social Media Konkurrenz oder Ergänzung? (Teil 1 des Interviews)

Wo sehen Sie die „Westfalenpost“ in zehn Jahren? Wird es sie noch geben?
Ja, wir werden immer noch der Nachrichten-Generierer in allen lokalen Bereichen sein. Also nicht nur in Politik und Kultur. Auch im Sport und allem, was lokal ist und mein Stadtquartier betrifft. Wir werden diejenigen bleiben, die diese Nachrichten einsammeln und verbreiten.

Was ist so besonders an Ihrer Zeitung?
Die Nähe zu den Menschen. Wir setzen auf aufsuchenden Journalismus, um mit den Menschen in Kontakt zu treten. Wir setzen nicht allein auf Terminjournalismus. Das ist das Brot-und-Butter-Geschäft, das ist ganz wichtig. Aber Themen setzen ist mehr als nur nacherzählend aufzuschreiben.

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Mit Begeisterung und ohne Gnade

von Jan-Hendrik Schulz

Kommentar zum Siegener Einparkphänomen und ein Versuch nachzuvollziehen, warum wir alle vor dem Rechner gesessen haben.

Es sind drei Faktoren, die das Internetphänomen um den Parkhauskönig von Siegen so groß gemacht haben: Die coole Lässigkeit des Protagonisten, Witz und Kreativität der Siegener Studierendenschaft, die das Foto und die Begleitumstände in vielfältigster Form aufgegriffen haben und – ja – auch die Häme darüber, dass jemand seine „verdiente Strafe“ bekommen hat.

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