Er ist schuld!

Oder sie! Oder es! Oder . . . ach, egal! Hauptsache, nicht ich!
– Advanced Freestyle-Seminargestaltung –

von Andreas Hohmann

„Jaa, guten Tag, ich begrüße Sie zu diesem Seminar. Selbstverständlich würde ich Sie jetzt fragen, welche Interessen Sie dazu bewogen haben, diese Veranstaltung zu belegen. Aber offen gestanden haben Ihre Antworten keinen Einfluss auf den weiteren Verlauf, sodass wir diesen Part auch überspringen können.
Ich dachte mir, zu Beginn eine kleine Einführung ins Thema: ‚Kollektiv geteilte Deutungsmuster in der Gesellschaft‘. Welcher Gesellschaft? Na, junger Mann, welche Gesellschaft sollte für uns schon relevant sein? Unsere! Welche sonst? Also, der thematische Einstieg. Sie sind dran, liebe Studierende. Der Arbeitsauftrag lautet: Nennen Sie ein kollektiv geteiltes Deutungsmuster in unserer Gesellschaft. Nein, dieses Hand-heben können Sie sich sparen. Einfach auf Zur- Weiterlesen

EINE FEIER

von Crauss

III

später in der nacht noch einmal Donald Byrds pure d-funk oder den afro-fusion doppel-pulp mit Manu Dibango und mombassa. vorerst aber – ich habe gewartet, doch nun bist du hier – die gleiche leier wie im letzten jahr: nun klingen die banjos, nun klingt das klavier. komm tanz den ersten tanz mit mir. Weiterlesen

„Christliche“ Nächstenliebe?

von Natalie Meyer

Meine persönliche Adventszeit beginnt spätestens im November. Da wird es als armer Student dann Zeit, für den nächsten Monat Geld zurück zu legen, um damit vorzugsweise ALLE GESCHENKE bezahlen zu können. Weiter geht’s am 2. Advent. An einem Wochenende müssen sämtliche Plätzchensorten zusammengepanscht werden. Schließlich will ich jedem, den ich kenne, eine kleine Aufmerksamkeit schenken. Meiner Familie, Bekannten und Freunden. Hierbei kann leider auch keine Backmischung oder ähnliches benutzt werden, die Kenner merken das nämlich sofort. Und weil meine Omas solche Kenner sind, brauch ich damit gar nicht erst anzufangen. Hinzu kommt, dass ich sogar Menschen, die ich auf den Tod nicht ausstehen kann, was von meinen Schweiß- und Nerven kostenden Keksen schenken muss. Oh ja, das ist die “christliche Nächstenliebe”.

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Freund aus Silber

von Michael Fassel

Ein geschmeidiges Gesicht, geformt von einem Bildhauer vor einigen hundert Jahren, verfeinert im klaren Licht der warmen Abendsonne. Eine liebenswerte Statue, inmitten einer Flut aus Silber. Sie wohnt in einem großen Schloss, wo sie die Steine sprechen und das Kellergewölbe singen hören kann. Gesänge aus einer fernen Vergangenheit, dumpf, aber freundlich. Silbernes Wasser fließt aus dem Hahn und benetzt seine Haut, seine Kleidung, alles. Weiterlesen

Verschwitzt mit Kant im Zug und das Prinzip Pogo

von Johannes Herbst

Im Zug nach Siegen sitzend. Dem letzten Richtung Siegen an diesem Mittwoch. Mit der entknüllten Zeit in meiner Hand, hing ich nach vorne gebeugt mit meinem kapuzenumhüllten Kopf gegen den Vordersitz gelehnt und versuchte den Artikel im Feuilleton zu entziffern. Der Konsum von drei Longdrinks aus der Dose und mehrerer Äppler hatten sowohl auf meine Sicht sowie auf meine Konzentrationsfähigkeit eine beeinträchtigende Wirkung. Weiterlesen

Abgeschlossen

von Michael Fassel

Nach siebzehn Monaten bohrte sich der Schlüssel mit dem kleinen schwarzen Griff und der dreistelligen Nummer durch die Jeanstasche. Ein Eigenleben hatte er dabei keineswegs entwickelt, vielmehr war das Loch das Ergebnis einer langen Reibung, entstanden durch ständige ruckartige Bewegungen des Schlüsselbesitzers. Mit einem Florett in der Hand, das er immerzu in den Himmel stieß, anstatt seinem Duellanten zu beweisen, wer von beiden geschickter mit diesem Phallussymbol umging, platzte die Hosentasche Naht für Naht, bis der kleine Schlüssel lautlos durch die Jeans im Gras landete. Weiterlesen

Rindfleischetikettierungsüberwachungs-aufgabenübertragungsgesetz

von Lisa Pilhofer

Am Samstag wollte ich auf Google nach Rindfleischrezepten suchen und bekam, nachdem ich gerade mal „rindfl“ eingetippt hatte, folgenden ersten Vorschlag von Google präsentiert: Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz. Weiterlesen

Tausende Inseln. Ein Eindruck von der Frankfurter Buchmesse

von Theresa Müller

Lange Flure, gefüllt mit Menschen, die gleich einem Fluss oder einer Strömung immer mal wieder nach links und rechts ausscheren, sich kurz an einem der Stände festhalten und sich gegebenenfalls etwas einpacken, um sich dann wieder in den großen trägen Besucherstrom zu begeben. Man kann sich auch einfach nur treiben lassen, quasi hypnotisiert, denn es kommen einem immer wieder Personen entgegen mit Programmheften, Flyern und Zeitungen, die sie einem in die Hand drücken. Die Frankfurter Buchmesse ist die größte weltweit und erstreckt sich über mehrere Hallen, sowie einem großen Innenhof. Als ich das erste Mal zu Besuch auf der Buchmesse war, war ich zugleich entdeckungsfreudig und überfordert, da die Masse an Angeboten nicht zu bewältigen ist. Über fünf Tage hinweg können die Besucher Verlage aus aller Welt kennenlernen und an Vorträgen, Lesungen, Diskussionen, Kochshows und vielem mehr teilnehmen, nicht nur auf der Buchmesse, sondern auch in der ganzen Stadt verteilt. Weiterlesen

Zwischen Surrealismus und Gothic – Eine Reise durch Tim Burtons Kopf

von Michael Fassel

Ein kitschig bunter Weihnachtsbaum in einem Wohnzimmer, dessen Wände mit Blut bespritzt sind. Ein kahler Baum in einem Gewässer, auf dem schwarze Seepferdchen aufgehängt sind. Eine schwarze Spinne, auf deren Körper ein grüner Menschenkopf höhnisch grinst. Es sind solche Installationen, Gemälde und Skizzen, die derzeit in der Tim-Burton-Ausstellung im Max-Ernst-Museum in Brühl zu bewundern sind. Der US-Regisseur, der unter anderem Edward mit den Scherenhänden oder Sweeney Todd inszenierte, war und ist auch Künstler, Schriftsteller und Fotograf. Wer sich von seinem Talent überzeugen möchte, kann noch bis zum 3. Januar 2016 das Museum direkt in der Nähe des Brühler Bahnhofs besuchen. Studierende bis 27 Jahre zahlen 5 Euro 50, ansonsten gilt der Preis für Erwachsene von 9 Euro 50.IMG_5477 Weiterlesen