Klospruch der Woche #1

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Wir beginnen unsere neue Kategorie mit einem Spruch, der sehr radikal und gleichzeitig auch belustigend ist. Im Fortlauf der Kategorie werdet ihr feststellen können, dass es von plumpen Sprüchen über politische Parolen bis hin zu ganzen Gedichten nichts gibt, das man nicht an den Wänden der Uni-Toiletten finden kann

Literalisten decken auf: Was steckt hinter dem rosafarbenen Sticker „Mädchen in Not“?

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Alle weiblichen Studierenden der Uni Siegen kennen die rosafarbenen Aufkleber „Mädchen in Not“ von den stillen Örtchen der Uni nur allzu gut. Doch was hat es damit auf sich? Noch so ein anonymer unbekannter Verein, der sich für irgendetwas Weltverbesserndes einsetzt? Davon gibt es schließlich in den Toiletten genug Sticker. Proasyl, Protierschutz, Antirassismus, ACAB, ProStupa, Anti-Asta, ProQueer … Die Liste lässt sich unendlich weiterführen.

Tatsächlich handelt es sich bei Mädchen in Not um eine Beratungsstelle für Mädchen und junge Erwachsene, die traumatische Erlebnisse verarbeiten wollen. Es gibt eine Beratungsstelle in Siegen und in Kreuztal. In Kreuztal sind sogar zwei ehemalige Studenten der Universität Siegen als Pädagoginnen tätig.

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Morgendliche Ärgernisse – Das Zugabteil als Partyraum

von Anna Sebastian

Sie sitzt im Zug. Alltägliche Handlung. Banaler Anfang. Jedoch der wesentliche Teil dieser Geschichte. Sie sitzt im Zug.
Dass sie in diesem Zug sitzt, ist keine Selbstverständlichkeit – im Gegenteil: Der bisherige Morgen war geprägt von nervösem Trippeln, dem andauernden Starren auf die Uhr und einigem Rennen. Beim letzten Sprint konnte sie sich gerade noch durch die sich schließenden Tür des Zuges drängen. Nun sitzt sie, nach Luft schnappend, im hinteren Teil des Zugabteils, welches für einen Samstagmorgen überraschend leer ist. Den Grund hierfür wird sie schneller begreifen als ihr lieb ist. Während sich ihr Herzschlag wieder normalisiert, lauscht sie mit geschlossenen Augen der Lautsprecherdurchsage. Nur um sich zu vergewissern, nicht in der ganzen Hektik in den falschen Zug gestürzt zu sein.
„Früher bin ich gerne mit dem Zug gefahren“, denkt sie sich im Stillen. Jene Stille wird allerdings unterbrochen von dem kratzigen Sound eines Handys. Helene Fischer tönt durch das Abteil und ihr wird bewusst, aus welchem Grund das Abteil so leer geblieben ist. Begleitet wird die musikalische Folter von dem lauten und beinahe hysterischen Gekicher einer Horde von Frauen mittleren Alters. Sie wirft einen Blick auf die lachende Herde. Gut, vielleicht auch schon eher fortgeschrittenen Datums. Das ist jedoch unwichtig. Die langsam entstandene Ruhe der jungen Frau ist verschwunden. Es fällt ihr schwer, die Euphorie ihrer Mitreisenden zu teilen.

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Salzig wie das Meer

von Alicia Thelen

Ich muss immer noch daran denken. Ich habe mich längst wieder ans Zuhausesein gewöhnt, aber ich muss immer noch daran denken, wie wir beide ins Meer gesprungen sind. Wir hatten nichts zum Schwimmen dabei, es war nachts kalt und windig, nicht die besten Bedingungen also. Doch wir Verrückten mussten es darauf ankommen lassen. Wir waren mutig. Vielleicht hat uns das Bier auch erst mutig gemacht, aber was zählt, ist, dass wir uns getraut haben. Wir nahmen Anlauf und rannten durch den nassen Sand. Das Wasser in den Prielen spritzte zu allen Seiten, doch das machte es nur noch schöner. Die Wellen rauschten kraftvoll, tauchten uns in Salzwasser und wir gaben ihnen schreiend Antwort. „WAAAAH!“ Es war so kalt, dass ich dachte, mein Kopf würde gleich explodieren. Meine Hose war klatschnass und klebte bei jeder Bewegung fest an meinem Körper. Das Wasser drückte sich an meine Beine. Du warst so übermütig, du fingst an, zu tanzen und ich tanzte mit. Und das war auch unsere Rettung, denn hätten wir nicht getanzt, wären wir vor Kälte erstarrt. Erst zappelten wir hilflos, wie Fische, völlig ohne Struktur, du schlugst auf das Wasser und irgendwann griffst du auf einmal lachend nach meiner Hand. Alles drehte sich, ich drehte mich und du und das Meer. Ich konnte gar nicht mehr klar denken. Das Meer presste uns zusammen und in dem Moment war mir klar, dass ich mich für immer an diesen Augenblick erinnern würde.

Ich habe vergessen, wie lange wir im Meer getanzt haben und ich habe sogar vergessen, wie du heißt. Ich glaube, ich habe dich gar nicht nach deinem Namen gefragt. Doch in diesem Moment war das egal. Und ist es immer noch. Denn jetzt gerade packe ich meinen Schreibblock in meine Tasche und bereite mich auf die Uni vor. Das Semester beginnt wieder und du bist weit, weit weg. Was bleibt, ist nur diese kleine weiße Muschel, die du mir als Abschiedsgeschenk in die Hand gedrückt hast. Das reicht. Ich lege sie auf die Fensterbank. Wenn ich nach Hause komme, wird sie noch immer dort liegen und mich an den salzigen Geschmack des Meerwassers erinnern und – Dich .

MetroPolen

von Alexander Ossia

Späte Nacht in einer zwielichtigen osteuropäischen Stadt. Es ist eiskalt. Dampf hüllt beim Sprechen unsere Köpfe ein und zieht uns hinterher, bevor er im Licht einer Straßenlampe verschwindet. Gelbe Linienbusse fahren mit beschlagenen Scheiben an uns vorbei. An der Bushaltestelle am Lazienki-Park steigt niemand ein oder aus. An der US-Botschaft hängt ein Schild, das einem das Fotografieren untersagt. Der Sicherheitsbeamte dampft auch beim Atmen und läuft hastig hin und her, knetet dabei seine in dickes Leder eingepackten Hände. Warschau an einem Samstagabend zwischen Weihnachten und Neujahr. Wir sind zu Fuß unterwegs in eine Diskothek.

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Youtube: Fluch oder Segen?

– über Youtube-Stars und LeFloids Merkel-Interview

von Natalie Meyer

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Foto: Natalie und ihre Mitbewohnerin Kathleen

Ich habe sie lange aus den Augen verloren, sie sogar fast vergessen. Die Youtuber (Fachjargon: Vlogger). Eigentlich habe ich mich auch nie sonderlich für sie interessiert. Youtube, das war für mich von Anfang an eine tolle musikalische Sache. Endlich nicht mehr stundenlang vor VivaPlus sitzen und darauf hoffen, das erwünschte Musikvideo sehen zu können. Musikvideos auf Knopfdruck, Livemusik, Konzerte, auf denen ich selbst war,- noch einmal sehen. Auch „Dia-Videos“ mit hinterlegter Musik fand ich noch einigermaßen belustigend. Die Youtuber-Phase wäre sogar an mir vorbei gegangen, wäre da nicht meine drei Jahre jüngere Schwester Jenni gewesen. Meine Schwester und ich – sie ungefähr 12, ich 15- damals total auf dem Twilight-Trip, waren begeistert von Y-Titty, deren heutiger Ruhm noch in weiter Ferne war. Auch Coldmirror fanden meine Freunde und ich mega lustig. Das war’s. Seitdem habe ich nichts mehr von den Youtubern gehört. Und hätte auch nie gedacht, dass ich dadurch etwas verpasse. Dass ich nicht „Up to date“ bin.

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Die Qual der Wahl oder die Wahl der Qual? Wahlbeteiligungen gehen in den Keller

Der AStA verfügt über etwa 170.000 € der Studierenden, da ihm 10€ des Semesterbeitrags jedes Einzelnen zustehen. Trotzdem beteiligt sich nur ein geringer Bruchteil der Studierendenschaft an den Wahlen des Studierendenparlaments (StuPa).

Traurig aber wahr – 25 Stimmen reichten bei der wiederholten StuPa Wahl im Oktober 2014 aus, um ein Mandat zu erhalten. Von 17.863 Wahlbeteiligten nahmen 902 Studierende an der Wahl teil. Das entspricht laut des Wahlprotokolls des Wahlausschusses einer Wahlbeteiligung von nur 5,0 Prozent. In Gesprächen mit verschiedenen Parteivertretern, – sympathisanten und Mandatsträgern habe ich versucht, der Ursache dieses Problems auf dem Grund zu gehen. Gleichzeitig sollen die Ziele und Einstellungen der Parteien verdeutlicht werden.

Im Gespräch: Jacob Pfeifer (Siegen Asozial), Birthe Schildknecht und Bastian Hirsch (Juso HSG – Jungsozialistische Hochschulgruppe), Patrick van Heeck (Mandatsträger Die Partei), Gianna Herber (Sympathisantin grün alternatives Wahlbündnis)

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1.6.2015: Siegen und hässlich? Ach was, wir haben Potential!

von Natalie Meyer

Was erlaubt sich diese Berliner Redakteurin der „möchtegern“-seriösen Tageszeitung (Axel Springer Verlag) namens „Die Welt“ eigentlich? – dachte sich wohl Florian Adam von der Siegener Ausgabe der Westfalenpost und konterte mit bissigen Spitzen und einer Liebeserklärung an seine Heimatstadt Siegen in seinem Artikel „Die schrecklichste Stadt der Welt“ vom 5.5.2015. Siegen schlägt zurück!

Hintergrund: Am Arthur-Woll-Haus fand vom 22. bis zum 25. April eine internationale Heidegger Tagung statt, die anscheinend für so viel Aufsehen sorgte, dass eine „Welt“-Redakteurin extra aus Berlin anreiste. Ihre Erlebnisse verarbeitete sie in ihrem Artikel „Hier wird Heidegger der Prozess gemacht“. Die ersten Zeilen:
„Siegen ist die schrecklichste Stadt der Welt. Vielleicht der richtige Ort, um an drei Tagen, in dreißig Vorträgen über einen Nazi-Philosophen zu Gericht zu sitzen? Eine Reise ins Herz der Finsternis.“
Und es geht noch weiter. In Siegen riechen laut Welt-Journalistin Hannah Lühmann die Pizzerien nach Schwimmbad, die Straßenführung bringt sie zum Weinen und Siegen sei jeglicher Schönheit beraubt.

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25.05.2015: Ein Medienrätsel

Er bietet die aktuellsten Nachrichten, aber auch Kulturtipps – ist aber keine Zeitung, die man am Frühstückstisch mit lautem Knistern aufschlägt oder geräuschlos auf dem Tablet liest. Er empfiehlt Rezepte und führt teilweise fragwürdige, oftmals nicht-repräsentative Telefon-Umfragen durch, die pro Anruf 50 Cent kosten. Erstaunlicherweise ist er ohne Internetzugang abrufbar. Und heute könnte er solche Dialoge zwischen den Generationen auslösen:
„Auf diese Taste da! Dieses Viereck mit den drei weißen Linien!“
„Sehe ich nicht!“
„Über der Eins.“
„Hab’s!“
„Drück drauf!“

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