Ein Betonbär als Beispiel – Über das Problem der Schönheit in Siegen

von Christian Schütte

bär

Als ich vor sieben Jahren zum ersten Mal die Stadt vom Bahnhof bis zur Oberstadt erkundete, fielen mir außer einem Fluss, den man hörte, aber nicht sah, weitere geschmackliche Fragwürdigkeiten auf. Dazu zählte eine unförmige Bärenskulptur aus Beton am unteren Ende der Kölner Straße – mit der zynisch anmutenden Inschrift: „Spandau dankt Siegen“.
Aus dem sich aufbäumenden Betontier schienen gleichermaßen Ungeschick, Verzweiflung und Zorn zu sprechen. Wie zu erfahren war, handelt es sich um ein Geschenk des Berliner Stadtteils: So durften Kinder aus der Frontstadt des Kalten Krieges zum Erholungsurlaub ins Siegerland reisen. Irgendwas muss dabei schiefgelaufen sein, weshalb die Spandauer seinerzeit das plumpe Geschöpf als subtile Rache sandten. Wurden die Jungberliner gegen ihren Willen verschickt? Hat man ihnen in Siegen ein Leid getan?

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Ars Mundi

von Nadine Hahnke/Christian Schütte

„Dürfen Studenten da überhaupt rein?“ Obwohl der Eingang direkt neben der Geschirr-Rückgabe in der Mensa liegt, ist das Ars mundi für viele Terra incognita. Geheimnisse ranken sich um den unbekannten Gastraum neben der Mensa. Wir haben ihn mal ein wenig erforscht. Eine Restaurantkritik von Nadine Hahnke und Christian Schütte

Ars mundi

Betritt man den hellen Raum des Ars mundi, wird schnell klar, dass hier eine entspannte und gemütliche Atmosphäre herrscht – ganz anders als im lauten Trubel der Mensa. Die Gäste – tatsächlich vorwiegend professoral – nehmen auf bequemen Stühlen Platz, statt sich die Nahrung wie in der Legebatterie zuzuführen. Zudem sorgt Teppichboden für gehobenes Flair. Die Lehrlingsküche, in der die Azubis werkeln, ist hinter der Selbstbedienungstheke frei einsehbar, und das Hauptmenü wird ebenso frisch ausgegeben wie in der Mensa. Zu Tisch erwartet die Gäste eine Deko, die zur Jahreszeit passt.

Ob das Essen der edlen Kantinenatmosphäre gerecht wird?

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Literatur muss nichts, darf viel

von Christian Schütte

Kommentar zu Enno Stahls „Diskurspogo“-Vortrag

„Diskurspogo“ klingt nach spaßigem Tanzgeschubse, aber der Titel tarnt einen rigiden Zugriff auf das Erzählen, der vor allem Regeln und Verbote einführen will. Auffallend oft spricht der Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Enno Stahl von einer „Legimitation“ der Literatur. Schreiben ist also etwas, wofür man erst einmal eine Erlaubnis einholen muss, etwas, das es zu rechtfertigen gilt. Eigentlich eine seltsame Haltung. Der strenge Stahl sagt uns nicht nur, wer überhaupt schreiben darf (Arztsöhne und -töchter zum Beispiel nicht), sondern auch wie und worüber. Die Thesen, die Enno Stahl vertritt, sind zwar falsch, aber immerhin auf anregende Art falsch: Sie helfen, sich daran zu erinnern, was richtig ist.

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Gasthaus Meier

von Christian Schütte

Schnitzeltest in der Siegener Unterstadt: In einer Seitenstraße versteckt sich ein günstiger Geheimtipp – auch wenn nicht immer alles perfekt ist …

Gastro-Kompass Gasthof Meier

 

 

 

 

 

 

Nahe dem Kulturhaus Lyz mit dem ambitionierteren Cucina versteckt sich in einer Seitenstraße der ungleich schlichtere Gasthof Meier, der neben Hausmannskost auch Monteurzimmer anbietet. Nahrung und Herberge gibt es hier für weniger Anspruchsvolle. Die recht helle Einrichtung des Gastraums in Holzoptik ist einfach, aber sauber. Ambitionslos bodenständige Gemütlichkeit herrscht hier vor. Die Wand schmückt ein Teller, der zum Gedenken an das 125jährige Jubiläum des ASV Petriheil Kreuztal e. V. mahnt.

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Morgenröthe

Eine Gastrokritik von Christian Schütte

Lohnt sich ein Ausflug nach Siegen-Niederschelden, wo ein Restaurant mit dem lyrisch-idyllischen Namen „Zur Morgenröthe“ lockt? Wir haben den Versuch gemacht.

Die „Morgenröthe“ liegt in einer Straße namens „Talblick“. Und dort aus schaut der Gast bei klarer Sicht nicht nur ins Siegtal, sondern über Niederschelden hinaus bis nach Rheinland-Pfalz hinein. Im Sommer kann man auf der Terrasse nicht nur den Siegtalblick genießen, sondern um ein Karree herum den Abend an einer offenen Feuerstelle ausklingen lassen.

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„Ich erbitte klare Kritik!“

Im zweiten Teil des Interviews verrät der LSF-Beauftragte der Fakultät I, Dr. Ingo Köster, was er von den Studierenden hält, wie das LSF an die Uni Siegen kam und wie er selbst an seinen Job geraten ist.

Teil 2 des LiteraListen-Interviews von Christian Schütte und Kathrin Wagner. (Teil 1 hier)

Es gibt andere, vielleicht bessere Systeme an anderen Unis – warum in Siegen ausgerechnet das LSF?
Man muss unterscheiden: Es gibt Systeme, die laufen reibungslos, sind aber auch sehr einfach gestrickt – das sind zum Teil von den Universitäten selbst programmierte Plattformen. Wenn die entsprechenden Studienmodelle und Prüfungsordnungen genauso einfach sind, dann mag ein sehr einfaches System sinnvoll sein. Die Uni Siegen hat sich für relativ komplexe Studiengänge entschieden und die müssen in einem System abgebildet werden. Und wenn es stimmt, was ich von anderen Universitäten gehört habe, läuft es auch dort bei zunehmendem Komplexitätsgrad nicht reibungslos. Mir ist nicht bekannt, dass es ein System gäbe, das bei sehr komplexen Studienmodellen reibungslos funktioniert.

Foto: Hendrik Schulz Sind Studierende auch mal in Panik, wenn sie denken, es bricht alles zusammen?
Wenig … Nein, die Studierenden kommen mir eigentlich nicht panisch vor, ganz wenige nur. Ich habe super Erfahrungen mit den Studierenden gemacht.

Welche?
Sie sind nett, sie verstehen die Problematik. Ich erkläre ihnen auch immer die Hintergründe für Fehlermeldungen und Probleme, deshalb schreibe ich relativ lange Antwortmails. Außer in den ganz heißen Phasen, wo es am Tag vierzig bis fünfzig Anfragen gibt, die ich zum Teil erst mal recherchieren muss: warum sie sich jetzt nicht anmelden können, warum diese Fehlermeldung kommt. Die Programmierabteilung kann mir aber bei Nachfragen auch nicht sofort antworten, weil sie in solchen Anmeldephasen Anfragen von LSF-Beauftragten für insgesamt 800 Studiengänge bekommt. Dann erhalte ich eine Antwort erst einen Tag später und muss mich in einen Fall wieder neu hineindenken, weil ich in der Zwischenzeit zehn andere Anfragen beantwortet habe. In solchen stressigen Phasen antworte ich sehr kurz – da bitte ich um Verständnis –, manchmal nur stichwortartig, weil es nicht anders geht. Ansonsten bemühe ich mich immer darum, ausführliche Antworten zu geben.
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Haus Patmos

Eine Gastrokritik von Christian Schütte

Christliche Gastronomie in Siegen-Geisweid steht diesmal auf dem Prüfstand.

Am Siegener Stadtrand gelegen, noch weit hinter dem Geisweider Freibad, Richtung Sohlbach hinaus, befindet sich das „Haus Patmos“ – mitten im Grünen. Ursprünglich vom Zeltmissionar Jakob Vetter (1872-1918) gegründet, verspricht das Haus noch heute als Hotel mit Veranstaltungshalle und Restaurant, den Gast „in christlicher und familiärer Atmosphäre“ (Homepage) zu empfangen.

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„Ich will nicht noch mehr kommunizieren“

Die Dekanin erläutert, warum sie sich ungern mit „Frau Professor“ anreden lässt, und beantwortet die Frage, ob Studenten immer dümmer werden.

3. und letzter Teil des großen LiteraListen-Interviews von Hendrik Schulz und Christian Schütte.

Petra Vogel 3

Foto: Hendrik Schulz

 Unterscheiden sich Studierende heute und früher? Man hört oft Klagen…

Ich sehe nicht wirklich Unterschiede. Als ausgebildete Linguistin kann ich von Erstsemestern nicht erwarten zu wissen, was ich weiß. Damals wussten wir als Erstsemester im Grunde auch nichts. Man hat vielleicht den Eindruck, dass Studierende immer dümmer werden, aber das ist wahrscheinlich Quatsch. Was ich hingegen schade finde: Man verwendet viel Energie auf schlechte und durchschnittliche Studierende und weniger auf die sehr Guten. Wenn eine Arbeit super ist, liest man sie in fünf Minuten und muss kaum etwas anstreichen. Wenn eine aber richtig schlecht ist, sitze ich da den ganzen Tag dran und das ist ein bisschen unfair gegenüber den richtig guten Studierenden. Ein Unterschied ist vielleicht, dass die Hemmschwelle niedriger ist: Ich hätte zum Beispiel nie einen Dozenten privat angerufen, das scheint es heute häufiger zu geben. Dozenten beklagen sich manchmal, dass sie quasi als öffentliche Person gelten, selbst außerhalb der Unizeiten.

Es ist ja auch ein Zeichen von Nähe, dass die Hierarchie etwas flacher ist.
Durch E-Mails hat sich das stark geändert, die sind ja schnell geschrieben. Man muss niemanden anrufen oder an die Tür klopfen und insofern gibt es mehr Berührungspunkte.

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„Reden fällt mir leichter als Schreiben“

Frau Vogel gibt als Sprachwissenschaftlerin einen Einblick in ihre Schreibgewohnheiten und erklärt, warum sie ihre Tochter fürs Lesen bezahlt.

Teil 2 des großen LiteraListen-Interviews von Hendrik Schulz und Christian Schütte.

Petra M. Vogel (2)

Foto: Hendrik Schulz

Studierende haben oft Probleme, Arbeiten fertigzubekommen. Finden Sie wissenschaftliches Schreiben einfach?
Überhaupt nicht, Reden fällt mir leichter als Schreiben. Das dauert mir zu lange.

Womit sind Sie unzufrieden, wenn Sie eigene Texte lesen?
Ich lese sie nicht mehr. Wenn sie abgegeben sind, sind sie für mich erledigt. Außer ich muss nachschauen, weil ich etwas zitieren will. Das Nicht-Lesen kommt aber nicht daher, dass ich damit so unzufrieden war. Wenn ich mir das noch einmal anschaue, denke ich oft: „Das ist doch eigentlich ganz gut!“ Aber es besteht einfach keine Notwendigkeit. Ich habe es abgeschlossen, es ist vorbei und ich mache das Nächste.

Haben Sie dann alles im Kopf, was Sie zu Papier gebracht haben?
Nein, dann muss ich nachschauen. Das mache ich aber nicht häufig, weil ich mich meistens ganz anderen Themen widme.

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