Die Ruhe vor dem Semestersturm

von Jan-Hendrik Schulz

Der doppelte Abiturjahrgang kommt, mal wieder hat die Uni Siegen mehr Studierende als je zuvor, auch wenn es weniger Erstsemester gibt als zum letzten WiSe. Wie haben sich die Bereiche der Uni darauf vorbereitet?

Ein paar Studenten sitzen auf der Wiese vor dem Adolf-Reichwein-Campus. Das Mensa-Foyer, wo sich sonst hunderte Menschen drängen, ist leer. Vereinzelt geht jemand durch die sonst so bevölkerten Gänge, meist der Hausmeister. Kurz vor Vorlesungsbeginn in knapp zwei Wochen ist die Uni nahezu ausgestorben. Die Ruhe vor dem Sturm. Ab Montag, 14. Oktober, werden in Siegen so viele Menschen studieren wie nie zuvor: 18.000. Der doppelte Abiturjahrgang ist da, aber der ganz große Ansturm blieb aus. Viele scheuten laut AStA und Rektorat vor Stress und überfüllter Uni zurück, absolvieren lieber ein freiwilliges soziales Jahr. Die Normaufnahmekapazität liegt bei 2345 Erstsemestern pro Jahr, Siegen hat dieses Soll in den letzten Jahren übererfüllt, das macht sich jetzt bezahlt. „Eine Punktlandung“, sagt Pressesprecherin Katja Knoche. In sämtlichen Bereichen studentischen Lebens und Arbeitens sieht sich die Uni für den großen Ansturm gut aufgestellt.

Weiterlesen

Bezahlbares studentisches Wohnen in der Altstadt?

von Jan-Hendrik Schulz

Es nimmt immer weiter Formen an: Hörsäle im Karstadt-Gebäude, ein Studentenwohnheim im alten Kreisklinikum und weitere Immobilien bilden den Altstadt-Campus rund ums untere Schloss, im nächsten Jahr soll studentisches Leben und Arbeiten in die Oberstadt einziehen. Erste Pläne sind bereits fertig und die Arbeiten laufen.

Mehr als 300 Jahre war die als Hospital zum heiligen Geist in der Oberstadt gegründete Klinik für die Siegener ihr Stadtkrankenhaus, obwohl seit Jahrzehnten Kreisklinik. Diese Ära ist jetzt beendet und es beginnt eine neue: Der Altstadt-Campus, die Uni im Zentrum der Stadt nimmt Formen an. Neben Unterem Schloss und Karstadt-Gebäude spielt die Immobilie an der Kohlbettstraße eine zentrale Rolle bei der Umgestaltung der Oberstadt. Neben den vier Haupt-Standorten der Universität ist der Altstadt-Campus der erste, der zu großen Teilen nicht in öffentlichem Eigentum ist.

Zum Wintersemester 2014/15 soll der Lehrbetrieb am Altstadt-Campus aufgenommen werden, die ersten Studenten entsprechend im Sommer davor einziehen. 2000 Quadratmeter werden im alten Stadtkrankenhaus der Uni als Ankermieter für Büro- und Verwaltungsräume zur Verfügung gestellt, weitere 960 als Seminarräume. Für studentische Wohnungen, 47 Apartments an der Zahl, sind 1300 Quadratmeter vorgesehen.

Weiterlesen

Science Fiction und reale Riesen-Spinnen

Anastasia Schmidt im Gespräch mit dem Sprachpraxis-Dozenten Keith Bliss.

Keith Bliss ist einer der „Native Speaker“ unserer Universität. Was ihn unverwechselbar macht, ist sein Sinn für Humor. Als einer der wenigen Dozenten schafft er es seine Sprachpraxis-Studierenden sogar morgens früh um acht zum Lachen zu bringen. Dass er seine halbe Kindheit in Australien verbracht hat und Karneval nicht ausstehen kann, wissen aber nur die wenigsten.

Schmidt: Wie kommt es eigentlich, dass Sie so gut Deutsch können?

Bliss: Zum einen habe ich in England einen Bachelor in Germanistik gemacht. Und ich lebe seit mittlerweile 29 Jahren hier.

Wow. Das ist lang. Wo wurden Sie denn geboren?

In Widnes, bei Liverpool. Ist wie Siegen, nur ohne Berge: grau in grau.

Weiterlesen

Plötzlicher Tod eines Studiengangs

von Minou Wallesch

Am Mittwoch, 10. Juli, stimmt um 14 Uhr im Senatssaal der Fakultätsrat darüber ab, ob der Bachelorstudiengang „Pädagogik: Inklusion und Entwicklung“ abgeschafft werden soll. Die Studierenden sind empört und protestieren.

Vier Jahre jung ist der Bachelorstudiengang „Pädagogik: Entwicklung und Inklusion“ (BAStEI). Nun hat das Dekanat einen Antrag auf Abschaffung des Studiengangs gestellt. Er soll ab kommenden Semester auslaufen. Am Mittwoch stimmt der Fakultätsrat darüber ab, ob diesem Antrag stattgegeben wird. Die Bewerbung für das Wintersemester 2013/14 läuft allerdings schon. Die 40 Studienplätze sind gefragt. Mehr als 40 Bewerbungen für den BAStEI-Studiengang gingen bereits ein, berichtet die Siegener Zeitung. Der Studiengang wird auch weiterhin beworben. Beispielsweise am „Tag der offenen Uni“.

Studierende formulieren Gegenargumente

Prof. Dr. Matthias Trautmann, Prodekan für Lehre, Studium und Weiterbildung, sagt, eine Abschaffung des BAStEI werde schon länger diskutiert. Als Gründe dafür nennt er: zu wenige Dozierende und einen fehlenden Masterstudiengang. Die BAStEI-Studierenden, der Fachschaftsrat für Gesellschafts- und Geisteswissenschaften für alle Bachelor-, Master- und Lehramtsstudierende und der AStA versuchen diese Gründe in einer Stellungnahme zu entkräften. Nach ihren Angaben gibt es genügend Kapazitäten, um den Studiengang fortzuführen. Die Professuren „Soziale Rehabilitation und Inklusion“, ,Heilpädagogik“, „Entwicklung“ und eine neue Stelle in den Erziehungswissenschaften sind momentan alle besetzt.

Weiterlesen

Mit Begeisterung und ohne Gnade

von Jan-Hendrik Schulz

Kommentar zum Siegener Einparkphänomen und ein Versuch nachzuvollziehen, warum wir alle vor dem Rechner gesessen haben.

Es sind drei Faktoren, die das Internetphänomen um den Parkhauskönig von Siegen so groß gemacht haben: Die coole Lässigkeit des Protagonisten, Witz und Kreativität der Siegener Studierendenschaft, die das Foto und die Begleitumstände in vielfältigster Form aufgegriffen haben und – ja – auch die Häme darüber, dass jemand seine „verdiente Strafe“ bekommen hat.

Weiterlesen

Von nächtlichen Früchten und ersten Sätzen

„Geheime Kräfte“. So lautet der Titel des neuen Buches von Roland E. Koch. Kurz vor seiner Lesung am 6. Juni lüftet der Kölner Schriftsteller ein paar Geheimnisse zur Entstehung und verrät, wie wichtig Vertrauen beim Schreiben ist.

 Das Interview führte Laura Puglisi

Herr Koch, Sie sind Schriftsteller, schreiben für Rundfunk und Zeitungen und sind Dozent an der Uni Siegen, an der Sie seit 2008 die Kurse „Kreatives Schreiben“, „Journalistisches Schreiben“ und „Professionelles Schreiben“ unterrichten. Wie kam es dazu?

Ich habe selbst Ende der 80er Jahre Literaturwissenschaften an der Uni Siegen studiert. Zu der Zeit war die Uni noch klein und idyllisch und ich war hier sehr glücklich. Nachdem ich meinen ersten Roman geschrieben hatte, begann ich neben meiner Autorenkarriere am Literaturinstitut in Leipzig zu unterrichten, später in Hildesheim, wo es einen Studiengang „Kreatives Schreiben“ gibt. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht und als mir vor 5 Jahren eine Stelle an der Uni Siegen angeboten wurde, habe ich mich sehr gefreut. Ich bin sehr gerne hier, es ist wie in eine andere Welt einzutauchen. Sehr interessant finde ich die Distanz, die ich zu meinen Studenten habe, da ich ihnen nicht in meiner Heimat Köln begegne.
Weiterlesen

„Holt euch noch ein Bier, dieser Song wird lang!“

von Minou Wallesch

Ein Konzert von Felix Gebhard in der Siegener Bar Schellack.

„Hallo, ich bin Felix Gebhard. Wenn ihr gerade im Begriff seid euer Bier auszutrinken, dann bestellt schnell ein neues, das erste Lied wird sehr lang. Und es wird mich und euch einiges an Geduld kosten.“ Die ersten Töne erklingen. Felix Gebhard steht auf der kleinen Bühne im Schellack. Er, seine E-Gitarre und viel Technik – für einen Mann mit einer Gitarre. Von den Gästen getrennt wird er nur durch einen kleinen Tisch mit unterschiedlichen Reglern darauf. Der Song beginnt mit langgezogenen Tönen. Sie schwingen ineinander, verweben sich und füllen den Raum. Nach einiger Zeit singt er ein paar Zeilen. Die langen Haare fallen ihm ins Gesicht, sie lassen seine Mimik nicht erkennen. Felix Gebhard taucht ganz hinter seiner Musik ab. Während er spielt, kommuniziert er nicht mit dem Publikum. Er scheint versunken und konzentriert an seinem Lied zu arbeiten. Etwas melancholisch singt Felix Gebhart mit sanfter Stimme, die dennoch nachdrücklich klingt. Nun dreht er an den verschiedenen Reglern neben sich, nimmt die gespielten Töne auf, legt neue darüber und begleitet sich selbst.

Weiterlesen

„Lasst uns einen Garten machen“

von Jan-Hendrik Schulz

Kräuter, Spinat und Kürbis – für alle! Die Gruppe „Transition Siegen“ will öffentlich zugängliche Stadtteilgärten anlegen und benutzt dazu Dinge, die nicht mehr gebraucht werden. Beim Urban Gardening werden nicht nur Kloschüsseln, Planschbecken oder Joghurtbecher mit Nutzpflanzen bepflanzt, sondern auch Nachbarn und Bürger zueinander gebracht.

Siegen. Rhabarber am Oberen Schloss käme vielleicht nicht so gut an bei der Stadt. Der Bewegung „Guerilla Gardening“, die öffentliche Plätze ohne Genehmigung – gerne auch mal mit Marihuana bepflanzt – folgt die Gruppe „Transition Siegen“ nicht: Sie wollen Greenspaces anlegen, öffentlich zugängliche Stadtteilgärten. Dabei geht es ihnen nicht um die Gestaltung öffentlichen Raums, sondern um Nutzpflanzen und Nahrungsmittel.

Der Garten am Effertsufer im Stadtteil Hammerhütte ist jetzt etwa einen Monat alt, und es wachsen schon Kräuter, Spinat, Kürbisse. Von außen sieht das umzäunte Areal nicht direkt aus wie ein Garten. Auf der Wiese stehen Pflanzkübel, lagern Paletten, am Zaun hängen Joghurtbecher und Flaschen. Kübel unter Klarsichtfolie sind Miniatur-Gewächshäuser. Was sich eignet, wird bepflanzt.

Weiterlesen