Das Siegener Literarische Quartett

DSC_0083

Peter Gendolla ist seit 1980 an der Universität Siegen tätig – abgesehen von einer kurzen Unterbrechung von 1993-1995. Er war Sprecher des sfb/Forschungskollegs „Medienumbrüche“ und langjähriger Leiter des Universi Verlags der Universität Siegen.

Seit Oktober 2015 hat das ZDF die bekannte Literatursendung „Das literarische Quartett“ neu aufgelegt. Grund genug, Herrn Prof. Dr. Peter Gendolla an der Uni Siegen einen Besuch abzustatten. Zusammen mit Studenten der Uni Siegen entwickelte er 2001 nämlich ein reales literarisches Quartett als Kartenspiel, dass 2015 neu aufgelegt wurde – das „Siegener Literarische Quartett“!

Literalisten: Herr Gendolla, wie kamen sie überhaupt auf die Idee, das literarische Quartett im Sinne des Wortes umzusetzen?

Weiterlesen

Klospruch der Woche #1

IMG_0006[1]

Wir beginnen unsere neue Kategorie mit einem Spruch, der sehr radikal und gleichzeitig auch belustigend ist. Im Fortlauf der Kategorie werdet ihr feststellen können, dass es von plumpen Sprüchen über politische Parolen bis hin zu ganzen Gedichten nichts gibt, das man nicht an den Wänden der Uni-Toiletten finden kann

Der Widerspenstigen Zähmung im Musikpavillon oder Fifty Shades of Shakespeare

Lisa Pilhofer

Das Ensemble des Tollmut-Theaters hat dem unbeständigen Siegener Wetter getrotzt und diesen Mittwochabend die Premiere von Der Widerspenstigen Zähmung im Musikpavillon des Schlossparks gefeiert. Mit nur wenigen Requisiten, zu denen ein quietschgelber Sessel und ein blutroter Samtvorhang gehörten (später kamen noch eine Gitarre, ein Besen und ein rauchender Topf dazu), führte die studentische Theatertruppe ihre moderne, aber noch das Original zitierende, Version Shakespeares auf. Weiterlesen

3.6.2015: Die Sieg „undercover“

Bereits seit einiger Zeit rollen riesige Bagger durch die Siegener Innenstadt, um die Sieg von ihrem Betonkragen zu befreien und einen Ort zum Entspannen und Flanieren zu schaffen. Doch dies war nicht immer so. Der spannende Weg von der Siegplatte zu einem offenen Fluss verlief langsam und schleppend…  

Von Franziska Elsner 

Einst schlängelte sich die Sieg frei und unbekümmert durch das Herz der Krönchenstadt. Lebendig sprudelte das Wasser aus der Quelle und bahnte sich seinen Weg über Stock und Stein.

Im Jahre 1954 gossen die Bauarbeiter den letzten Liter Beton ins Flussbett und die Wassermengen hatten keine Wahl. Sie mussten sich der im Laufe der Jahre entstandenen, schnurgeraden Rinne beugen. Kürzlich erst hatten sich die Graureiher und Bachforellen von Schmutz und Lärm erholt, da rollten bereits knapp fünf Jahre später erneut riesige Ungetüme auf sie zu. Ihr Auftrag: Die Ufermauern erweitern und erste Vorbereitungen für den Bau der Siegplatte treffen. Mehr Parkplätze wurden in der Innenstadt benötigt. Die Straße war zu schmal. Verschlungen haben die Bagger dabei nicht nur den Schlamm, der aus dem Flussbett gebaggert werden musste, sondern auch 2,4 Millionen DM.

Weiterlesen

1.6.2015: Siegen und hässlich? Ach was, wir haben Potential!

von Natalie Meyer

Was erlaubt sich diese Berliner Redakteurin der „möchtegern“-seriösen Tageszeitung (Axel Springer Verlag) namens „Die Welt“ eigentlich? – dachte sich wohl Florian Adam von der Siegener Ausgabe der Westfalenpost und konterte mit bissigen Spitzen und einer Liebeserklärung an seine Heimatstadt Siegen in seinem Artikel „Die schrecklichste Stadt der Welt“ vom 5.5.2015. Siegen schlägt zurück!

Hintergrund: Am Arthur-Woll-Haus fand vom 22. bis zum 25. April eine internationale Heidegger Tagung statt, die anscheinend für so viel Aufsehen sorgte, dass eine „Welt“-Redakteurin extra aus Berlin anreiste. Ihre Erlebnisse verarbeitete sie in ihrem Artikel „Hier wird Heidegger der Prozess gemacht“. Die ersten Zeilen:
„Siegen ist die schrecklichste Stadt der Welt. Vielleicht der richtige Ort, um an drei Tagen, in dreißig Vorträgen über einen Nazi-Philosophen zu Gericht zu sitzen? Eine Reise ins Herz der Finsternis.“
Und es geht noch weiter. In Siegen riechen laut Welt-Journalistin Hannah Lühmann die Pizzerien nach Schwimmbad, die Straßenführung bringt sie zum Weinen und Siegen sei jeglicher Schönheit beraubt.

Weiterlesen

Ein Betonbär als Beispiel – Über das Problem der Schönheit in Siegen

von Christian Schütte

bär

Als ich vor sieben Jahren zum ersten Mal die Stadt vom Bahnhof bis zur Oberstadt erkundete, fielen mir außer einem Fluss, den man hörte, aber nicht sah, weitere geschmackliche Fragwürdigkeiten auf. Dazu zählte eine unförmige Bärenskulptur aus Beton am unteren Ende der Kölner Straße – mit der zynisch anmutenden Inschrift: „Spandau dankt Siegen“.
Aus dem sich aufbäumenden Betontier schienen gleichermaßen Ungeschick, Verzweiflung und Zorn zu sprechen. Wie zu erfahren war, handelt es sich um ein Geschenk des Berliner Stadtteils: So durften Kinder aus der Frontstadt des Kalten Krieges zum Erholungsurlaub ins Siegerland reisen. Irgendwas muss dabei schiefgelaufen sein, weshalb die Spandauer seinerzeit das plumpe Geschöpf als subtile Rache sandten. Wurden die Jungberliner gegen ihren Willen verschickt? Hat man ihnen in Siegen ein Leid getan?

Weiterlesen

Liliom

von Natalie Meyer

Theaterkritik zu „Liliom“. Eine Inszenierung der Neuen Studiobühne.

Liliom

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein blauer Sternenhimmel und ein niedliches Karussell mit lustigen Pferdchen sind auf den Flyern der Neuen Studiobühne für ihr aktuelles Stück Liliom zu sehen. Bei diesem Anblick hat man unwillkürlich sofort den Geruch von gebrannten Mandeln, Zuckerwatte oder Bratwurst in der Nase. Der ein oder andere kann sich vielleicht sogar noch an sein Lieblingstier auf dem Fahrgeschäft erinnern – oder war es ein Auto, ein Hubschrauber?

Genau das war nach eigenen Angaben die Intention des ungarischen Dramatikers Ferenc Molná, aus dessen Feder das im Jahr 1909 uraufgeführte Stück stammt. Realistisch sollte es sein. „Mit den Gedanken eines armen Schaukelgesellen im Stadtwäldchen, mit seiner Phantasie und seiner Ungehobeltheit“, so Molná.

Weiterlesen

Eindrücke zum „vielSeitig“ Festival

von Susann Vogel

Am vergangenen Wochenende fand das europäische Literaturfestival „vielSeitig“ in Siegen statt. Das Programm hielt dem Namen alle Ehre. Susann Vogel reflektiert die Lesungen „All you can read“ und „Lesung statt Vorlesung“.

 

„Eine wahnsinnig dynamische Veranstaltung“ verspricht der Moderator Tilman Strasser und kitzelt in verbalen Umdrehungen „das große, flauschige Tier – das Publikum“, um es zum Klatschen zu animieren.

Ich mische mich unters Fell dieses Wundertieres und habe teil am All You Can Read Buffet, das die Studentinnen Theresa Müller, Christina Sabel und Julia Ollertz im Rahmen des vielSeitig Literaturfestivals im Wohnzimmer am Samstag aufgebaut haben. Geladen sind fünf Studierende „aus aller Welt“ – im Gepäck „Texte ihres Heimatlandes“.

Weiterlesen