Spannendes Katz- und Mausspiel – Paul Verhoevens neuer Psychothriller

Rezension zum französischen Psychothriller „Elle“

von Wiliam Mertens

„Did you ever experience this in your life?” Auf diese direkte Frage eines Reporters bei der Pressekonferenz zum Wettbewerbsfilm L’avenir auf der diesjährigen Berlinale fand die französische Schauspielerin Isabelle Huppert eine schlagfertige Antwort: „Ça ne vous regarde pas!“ (‚Das geht Sie gar nichts an!‘). Ob sie so etwas Krasses wie die Protagonistin in ihrem darauf folgenden, in Cannes uraufgeführten Psychothriller Elle (Regie:Paul Verhoeven) erlebt habe, hätte sich wohl niemand zu trauen gefragt. Schließlich spielt die Actrice hier eine Frau, die ihr Leben nach einer brutalen Vergewaltigung im eigenen Haus neu ordnen muss. Weiterlesen

Ein Meer von Impressionen auf der Frankfurter Buchmesse

von Michael Fassel

Ihren Auftakt fand sie unter anderem mit dem niederländischen König Willem-Alexander, ihren feierlichen Abschluss mit der Verleihung des Deutschen Friedenspreises, der an Carolin Emcke ging (die übrigens auch im Roten Hörsaal der Uni Siegen am 5. Juni 2013 gelesen hat). Die Frankfurter Buchmesse hat vom 19. Bis 23. Oktober viele Besucher aufs Messegelände gelockt und dort zum Stöbern, Bummeln und Zuhören eingeladen. Weiterlesen

Yellow Line | Ein Theaterstück von Juli Zeh und Charlotte Roos

„Eine gelbe Linie! Am Boden! Die können Sie überall hin malen!“ Eine Linie wird zur Grenze. Eine Grenze, die, wo immer sie einschließt, auch ausschließt. Eingeschlossene wie Ausgeschlossene wollen die Grenze überwinden. Vielen ist die Grenze einfach egal.
Dieses „egal“ wird zu Pauls Problem. Die Yellow Lines, willkürliche, von Menschen definierte Grenzen, die eben über-all hingemalt werden können, lassen ihn als Ein- wie Ausgeschlossenen immer wütender werden. Weiterlesen

Semesterbeginn

von Alex Mosig

Welch Freude, welch Wonne. Endlich geht das Semester los. Die Uni belebt wie lange nicht mehr. Von oben glich das muntere Treiben einem Ameisenhaufen. Da wuseln die i-Dötzchen, nein Entschuldigung, die Studienanfänger/innen (die politische Korrektheit ist hier besonders zu beachten, damit der Artikel den Normen des universitären Umgangs entspricht und keinen Shitstorm auslöst) herum und blicken verwirrt in alle Richtungen. Weiterlesen

Gelbe Haut

von Johannes Herbst

Auch wenn der langsam anrollende Semesterstart und die Erstis, die man letzte Woche in allen Wirrungen der Universität beobachten konnte und die einem die verstrichenen Semester und damit Lebensjahre vor Augen halten, genug Thematik für die dieswöchige Wortmeldung gewesen wären, beschäftigte mich doch etwas anderes: Sex im Internet. Und dabei handelt es sich nicht mal um die einschlägigen Seiten, die mit ihrem teils kostenpflichtigen Videomaterial auf masturbationswillige Kundschaft gepolt sind und das Grundgerüst des Internet darstellen. Nein. Vielmehr geht es um die Video-Plattform YouTube. Ein Ort, an dem nur der Klick zählt. Und was verkauft sich gut? Sex! Weiterlesen

„Wohin geht ein Mensch, wenn er nicht weiß, wo er hingehen soll?“

von Lisa Pilhofer

Alles fängt damit an, dass sich zehn Männer vor dem Roten Rathaus in Berlin versammeln und in einen Hungerstreik treten. Ihre Hautfarbe ist schwarz und sie sprechen kein Deutsch. Sie kommen aus Libyen, aus Nigeria, aus Äthiopien, aus Ghana, sie sind alle aus ihren Heimatländern vertrieben worden oder geflüchtet; und sie alle wollen in Deutschland bleiben und dort arbeiten. Weiterlesen

Evilized im Bermudadreieck

– eine Hochsommererinnerung … die zu erfinden schrägerweise nicht nötig war –

von Andreas Hohmann

Ein Samstagabend in der heimatlichen Kneipenarea. Ich habe mich gerade von meinem Korbsessel an einem Tisch draußen vor der neuen ‚Szenekneipe‘ (sofern man in einer Kleinstadt von einer Szene sprechen kann …) erhoben, da breitet sich auf einmal ein Fleck auf meinem Hemd aus. Da es keine Schusswunde ist, die mein Oberteil vollblutet, bleibt eigentlich nur eine Erklärung. Langsam, Zentimeter für Zentimeter, hebe ich den Kopf. Weiterlesen

Der Morgenmensch

von Marius Albers

„Aussehen wie ein Morgenmensch, auch wenn man es nicht ist“ – mit diesem Slogan wirbt Nivea für das neue Men Sofort-Effekt Gel. Freilich lässt sich über die Wirksamkeit solcher Mittelchen trefflich streiten, überhaupt ist die Kosmetikindustrie sicher ein Feld für allerlei Diskussionswürdiges. Was mir hier jedoch besonders bemerkenswert erscheint ist die Tatsache, dass man überhaupt ein Mittel für den irgendwie absurden Zweck erfindet, wie ein Morgenmensch auszusehen. Denn Menschen sind von Natur aus sehr unterschiedlich was ihre Zeitideale angeht: Frühaufsteher, Morgenmuffel, Langschläfer, Nachtaktive und so weiter. Warum sollte man sich also die Mühe machen, zwanghaft auszusehen wie ein Morgenmensch?  Weiterlesen

Ich bin Geisteswissenschaftlerin! Hol(t) mich hier raus!

  • von Anna Sebastian

 Drei Personen. Zwei Frauen. Ein Mann. Eine Tafel. Zahlen. Zahlen. Zahlen. Definitiv zu viele Zahlen. Die Tür ist verschlossen. Der Schlüssel fehlt. Zwischen der Freiheit und dem jetzigen Zustand liegen diese verdammten Zahlen. Haare werden gerauft…Köpfe geschüttelt…Gerechnet…Zahlenkombinationen in eine Tastatur gehauen. Nichts. Ein Summton signalisiert das nahende Ende eines Countdowns. Wieso so viele Zahlen? Weiterlesen

Who you gonna call?

von Michael Fassel

Grauenhaftes Drehbuch. Schaurige Charakterentwicklung. Fürchterlicher Humor. Ohne es zu wollen, bin ich in den vergangenen Wochen immer wieder auf ähnliche Schlagzeilen gestoßen, wenn es darum ging, den neuen Ghostbusters-Film zu bewerten. Die Verrisse waren letztendlich so vorhersehbar, dass ich die Rezensionen gar nicht mehr lesen wollte. Unoriginell kann also auch die Kritik sein. „Totale Protonenumkehr“ würde Egon Spengler dazu sagen. Also habe ich erstmal die negative Stimmungsmache vergessen, als ich ins Kino gegangen bin. Der Saal war so gut wie leer, das Publikum bestand aus drei Zuschauern. Das hab ich ja noch nie erlebt! If there it’s somethin‘ strange in your cinema hall… Noch bevor der Blockbuster begann, bin ich nochmal mit dem Ticket in der Hand auf den Flur gegangen, um mich zu vergewissern, dass es wirklich der Kinosaal mit der Nummer 3 ist. Schon wieder die unheimliche 3. Oder ist da noch ein invisible man sitting in the chair? I ain’t afraid of no ghost. Eigentlich. 333 wählen? Ich kenne die Nummer der Ghostbusters leider nicht auswendig und der Akku meines Smartphones hat sich mit dem Tritt über die Schwelle auf geheimnisvolle Weise verabschiedet. And it don’t look good Weiterlesen