Autorenlesung von Jonathan S. Hawkings im Kultcaff am 27.05.

Autorenlesung

Premiere! Zum ersten Mal veranstalten die Literalisten eine Autorenlesung! Kommt vorbei am 27.5. im Kultcaff und lauscht dem in Siegen geborenen Jonathan S. Hawkings! Er wird aus seinem Buch „Deutschland fällt“ lesen, in dem er sich kritisch mit dem deutschen Rechtssystem auseinandersetzt. Außerdem wird uns der Autor Frage und Antwort dazu stehen, wie man seinen Text am besten an den Verlag bringt.

Ein Betonbär als Beispiel – Über das Problem der Schönheit in Siegen

von Christian Schütte

bär

Als ich vor sieben Jahren zum ersten Mal die Stadt vom Bahnhof bis zur Oberstadt erkundete, fielen mir außer einem Fluss, den man hörte, aber nicht sah, weitere geschmackliche Fragwürdigkeiten auf. Dazu zählte eine unförmige Bärenskulptur aus Beton am unteren Ende der Kölner Straße – mit der zynisch anmutenden Inschrift: „Spandau dankt Siegen“.
Aus dem sich aufbäumenden Betontier schienen gleichermaßen Ungeschick, Verzweiflung und Zorn zu sprechen. Wie zu erfahren war, handelt es sich um ein Geschenk des Berliner Stadtteils: So durften Kinder aus der Frontstadt des Kalten Krieges zum Erholungsurlaub ins Siegerland reisen. Irgendwas muss dabei schiefgelaufen sein, weshalb die Spandauer seinerzeit das plumpe Geschöpf als subtile Rache sandten. Wurden die Jungberliner gegen ihren Willen verschickt? Hat man ihnen in Siegen ein Leid getan?

Weiterlesen

… und dann kam Tschick

von Wiebke Kühlbach

Wolfgang Herrndorfs neuer Roman „Tschick“ ist eine wilde Berg-und-Tal-Fahrt durch die ersten großen Fragen im Leben eines 14-Jährigen mit einer Ladung Ironie auf der Rückbank.

Zum Glück bin ich keine vierzehn mehr!“ – Das hat wohl jeder von uns mehr als nur einmal gedacht, wenn er mit pubertierenden, lauthals kichernden Teenagern in der Bahn saß oder womöglich noch eins von diesen Exemplaren zu Hause hat. Türen knallen, laute Musik und Probleme, die wir nicht verstehen. Aber dann kam „Tschick“. Und mit einem Mal sehnen wir uns nach dieser Zeit zurück, als der Pausenhof das Zentrum des Universums war und einem die Sommerferien wie eine Ewigkeit vorkamen.

Weiterlesen

Im Dickicht der 65. Berlinale

Bild

von Michael Fassel

Wartelisten für Kinoplätze

WP_20150210_21_33_50_Pro

 

„Ich kann Sie auf die Warteliste setzen“, sagt die freundliche Kassiererin. „Dann sollten Sie spätestens um halb sieben im Foyer sein.“ Soll ich nun anderthalb Stunden im Haus der Berliner Festspiele auf die Premiere von Better Call Saul, dem Spin-Off der populären US-Serie Breaking Bad, warten, um eventuell noch ein kostenloses Ticket zu bekommen? Die Information, dass der Hauptdarsteller Bob Odenkirk auch im Kinosaal sitzt und nach der Vorführung Fragen des Publikums beantwortet, klingt verlockend. Doch ein Platz auf der Warteliste ist keine Garantie, wie sich herausstellt. Bin ich nun im LSF-Dschungel oder im Dickicht der Berlinale? Zum Glück Letzteres, denn im Gegensatz zum elektronischen Vorlesungsverzeichnis der Uni Siegen werden die Gäste der alljährlichen Berliner Filmfestspiele mit einem übersichtlichen Programm in Printform versorgt, können Inhaltsbeschreibungen lesen, ohne sich die Finger wund zu klicken.

Weiterlesen

Zwei Seiten eines Zauns. Fakten vs. Fiktion: John Boyne „Der Junge im gestreiften Pyjama“

von Wiebke Kühlbauch

Wenn wir mit dem Nationalsozialismus und den Schrecken des Holocausts konfrontiert werden, fragen wir uns oft: Wie konnte das nur passieren? Wie konnten so viele Menschen die Augen verschließen? Wussten sie denn nicht, was dort passiert?

Viele Autoren haben sich mit dieser Thematik auseinandergesetzt. Beim „Vorleser“ sind wir empört aufgesprungen, bei der „Welle“ waren wir entsetzt und „Die Bücherdiebin“ hat uns zum Weinen gebracht.

Nun wagt sich der irische Autor John Boyne mit seiner Fabel „Der Junge im gestreiften Pyjama“ an dieses heikle Thema heran. Und auch er stellte sich vor dem Schreiben die Frage, wie möchte ich mich der Thematik nähern? „Durch die Augen eines Kindes, und zwar eines sehr naiven Kindes, das die schrecklichen Geschehnisse um es herum nicht versteht.“

Weiterlesen

Das Credo der Assassinen

von Franziska Elsner

Das Credo der Assassinen
Die Dächer der imposanten Stadt liegen unter ihm. Adler umkreisen die Turmspitze, die er erklimmt. Elegant schwingt er sich von Vorsprung zu Vorsprung, bis er den höchsten Punkt erreicht und innehält. Sein Gesicht wird von einer weißen Kapuze überschattet. Eine Strähne seines dunklen Haars umspielt seine Wange. Kurz kann man einen Blick auf die Narbe an seiner Unterlippe erhaschen.
Er bekämpft die skrupellosen Verbrecher, überlistet die Stadtwachen und bleibt seiner Bruderschaft treu.
Er wacht über die Stadt.
Er scheut keinen Kampf.
Er folgt seinem Credo.
Er ist Assassine. Weiterlesen

Liliom

von Natalie Meyer

Theaterkritik zu „Liliom“. Eine Inszenierung der Neuen Studiobühne.

Liliom

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein blauer Sternenhimmel und ein niedliches Karussell mit lustigen Pferdchen sind auf den Flyern der Neuen Studiobühne für ihr aktuelles Stück Liliom zu sehen. Bei diesem Anblick hat man unwillkürlich sofort den Geruch von gebrannten Mandeln, Zuckerwatte oder Bratwurst in der Nase. Der ein oder andere kann sich vielleicht sogar noch an sein Lieblingstier auf dem Fahrgeschäft erinnern – oder war es ein Auto, ein Hubschrauber?

Genau das war nach eigenen Angaben die Intention des ungarischen Dramatikers Ferenc Molná, aus dessen Feder das im Jahr 1909 uraufgeführte Stück stammt. Realistisch sollte es sein. „Mit den Gedanken eines armen Schaukelgesellen im Stadtwäldchen, mit seiner Phantasie und seiner Ungehobeltheit“, so Molná.

Weiterlesen

„Als ich meinen Namen hörte, kehrte das Leben zurück“

von Jan-Hendrik Schulz

Wochen und Monate sitzt Saad A. im syrischen Foltergefängnis. Die Qualen hat er erst einmal überstanden, aber die Haft wird immer schwerer, er ist schwer verletzt. Trotzdem schafft er es, zu überleben.

 syrischer_fluechtling_(3)

Seine Folterknechte haben von Saad A. abgelassen. Die Haftbedingungen sind nach ein paar Wochen, nach A.s Tortur, noch einmal erbärmlicher geworden. Alle leiden an Durchfall, Bauchschmerzen, rissigen Lippen durch den Flüssigkeitsmangel. Einige haben die Krätze, schmerzhaften Juckreiz durch mangelnde Hygiene.

A.s Zeh beginnt zu eitern. In einer Nachbarzelle ist ein Arzt inhaftiert, er darf das tote Gewebe abschneiden, die Wunde regelmäßig ausschaben. Ohne sauberes Wasser, ohne Medizin. Ohne Narkose.

Inzwischen dringen immer häufiger die Schmerzensschreie aus dem zentralen Raum in die Zellen, das Klatschen der Schläge. „Manche starben buchstäblich vor Angst“, sagt A. Das  Perfide ist: Seine Geschichte ist noch die Leichteste, anderen ging es viel schlimmer, mussten mehr ertragen. Das sagt A. selbst, betont es immer wieder. Er ist jung, gesund, er verliert nur das Glied einer Zehe, seine Familie und Freunde bleiben unangetastet, auch wenn die Drohung sie ebenfalls zu foltern, schwerer wiegt, als die Qualen selbst. Mit ihm sitzen ältere Männer ein, einer leidet an Diabetes und Bluthochdruck. Die Leichen werden meist erst nach ein paar Tagen aus der Zelle geholt.

Weiterlesen

Der ganze Körper ein glühender Schmerz

von Jan-Hendrik Schulz

Während deutsche Studenten sich nur noch zu einem Bruchteil für Politik interessieren und Wert darauf legen, schöne Dinge kaufen zu können, werden in Syrien junge Menschen verhaftet und gefoltert. Weil sie friedlich für Frieden und Freiheit demonstrieren. Saad. A. saß über zwei Monate in einem Foltergefängnis der Assad-Schergen. Zur Zeit lebt er in Burbach; dies ist seine Geschichte.

syrischer_fluechtling_(2)

Den 6. Juli 2013 wird A. nie vergessen. Der Alltag in Aleppo, seiner Heimatstadt, ist kompliziert. Es gibt kein Syrien mehr, mal haben die Regimetruppen die Kontrolle, mal die Freie Syrische Armee. Die Fakultät des Maschinenbaustudenten liegt in Assad-Gebiet, er wohnt im Rebellenareal. Auf seinem Tablet zeigt er Videos: Studenten demonstrieren für Frieden, sie wollen in Ruhe studieren, auch A. ist unter ihnen. Er steht kurz vor dem Examen, ein junger Mann mit gestutztem Bart, Kunstlederjacke, Sneakers, blau-braun gesprenkelten Augen. An diesem Tag passt ihn die Polizei vor der Uni ab, sie wollen fünf Minuten seiner Zeit, nur reden. Die Polizei ist der Inlandsgeheimdienst. Bei denen weigert man sich nicht.

Weiterlesen

Eindrücke zum „vielSeitig“ Festival

von Susann Vogel

Am vergangenen Wochenende fand das europäische Literaturfestival „vielSeitig“ in Siegen statt. Das Programm hielt dem Namen alle Ehre. Susann Vogel reflektiert die Lesungen „All you can read“ und „Lesung statt Vorlesung“.

 

„Eine wahnsinnig dynamische Veranstaltung“ verspricht der Moderator Tilman Strasser und kitzelt in verbalen Umdrehungen „das große, flauschige Tier – das Publikum“, um es zum Klatschen zu animieren.

Ich mische mich unters Fell dieses Wundertieres und habe teil am All You Can Read Buffet, das die Studentinnen Theresa Müller, Christina Sabel und Julia Ollertz im Rahmen des vielSeitig Literaturfestivals im Wohnzimmer am Samstag aufgebaut haben. Geladen sind fünf Studierende „aus aller Welt“ – im Gepäck „Texte ihres Heimatlandes“.

Weiterlesen